In Kürze

Ein naturnah ausgestaltetes Regenwassermanagement fördert die Biodiversität und verbessert das Siedlungsklima.

Wechselfeuchtes Regenwassermanagement auf dem Turbinenplatz in Zürich

Schiffbaustrasse 13, 8005 Zürich

Bildquelle: Axel Heinrich


Im Herbst verschmelzen die trockenen, wassersparenden Platzflächen auf dem Turbinenplatz mit dem Regenwassermanagement

Schiffbaustrasse 13, 8005 Zürich

Bildquelle: Axel Heinrich


Kurzdefinition

Das Regenwassermanagement definiert den Umgang mit Niederschlagswasser im Siedlungsraum. Wichtige Aspekte des Regenwassermanagements sind die natürliche Verdunstung und Versickerung, die Rückhaltung (Retention/Speicherung), aber auch die Regenwassernutzung und der Gefahrenschutz (Vorsorge vor Starkniederschlägen, Hochwasservorsorge). Ein naturnahes Regenwassermanagement hat zum Ziel, durch eine entsprechende Gestaltung des Siedlungsraums einen möglichst natürlichen Wasserhaushalt zu gewährleisten.

Anforderungen

Bei der Planung und Umsetzung eines nachhaltigen Regenwassermanagements sind folgende Grundsätze/Anforderungen zu beachten:

  • Alle gesetzlichen und planerischen Bestimmungen zur Verdunstung, Versickerung und Rückhalt von Regenwasser müssen beachtet und umgesetzt werden.
  • Ob die geologischen Gegebenheiten eines Standortes sowie Gewässerschutzaspekte eine Versickerung zulassen, sollte vor der Planung mit Hilfe einer Fachperson überprüft werden.
  • Viele verschiedene Elemente und Massnahmen können zur Verdunstung, Versickerung und zum Rückhalt von Regenwasser beitragen.
  • Nach Möglichkeit Rückhaltemassnahmen einplanen, um auch die Spitze eines heftigen Regenereignisses auffangen zu können (Gefahrenschutz).
  • Um nicht nur ein nachhaltiges Regenwassermanagement zu gewährleisten, sondern auch optimale Bedingungen für die Biodiversität zu schaffen, ist eine Kombination von verschiedenen naturnahen Strukturen zur Verdunstung, Versickerung und Rückhalt zu bevorzugen.
  • Aus dem gleichen Grund sollten die Elemente so naturnah und extensiv wie möglich und so intensiv wie nötig gepflegt werden.
  • Bei der Planung von offenen Verisickerungsbereichen und Gewässern unbedingt auch die Sicherheit (Schutz vor Unfällen & Ertrinken) beachten.
  • Bei entsprechender Gestaltung können diese Elemente der Klimaanpassung und v.a. dem Gefahrenschutz (Auffangen von Starkniederschlagereignissen, Hochwasserschutz) dienen (Prinzip Schwammstadt).

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Elemente und Strukturen, die sich – falls naturnah geplant, realisiert und gepflegt – für ein nachhaltiges Regenwassermanagement eignen und gleichzeitig positiv sind für die Biodiversität, die ökologische Vernetzung aber auch die Klimaanpassung:

Biodiversitätsförderung

Werden die Elemente für das naturnahe Regenwassermanagement so, wie auf dieser Seite beschrieben möglichst naturnah geplant, realisiert und gepflegt, weisen sie folgende Potenziale auf:

hoch = • • • • •   tief = •   negativ = (•)

Ökologische Vernetzung

• • • • •

Lebensraum für Wildtiere

• • • •

Lebensraum für Wildpflanzen

• • • • •

Ökologischer Ausgleich

• • • •

Definition

Beim Regenwassermanagement bzw. bei der Regenwasserbewirtschaftung geht es um den Umgang mit Niederschlagswasser im Siedlungsraum. Wichtige Aspekte des Regenwassermanagements sind die natürliche Verdunstung und Versickerung, die Rückhaltung (Retention/Speicherung), aber auch die Regenwassernutzung und der Gefahrenschutz (z.B. Vorsorge vor Starkniederschlägen, Hochwasservorsorge) [1][2].

Ziel des naturnahen Regenwassermanagement ist es, die im Siedlungsraum anfallenden Niederschläge durch geeignete Massnahmen (siehe unten) aufzufangen und einen möglichst natürlichen Wasserkreislauf zu gewährleisten [1][3][4].

In der Schweiz ist die Versickerung von nicht verschmutztem Regenwasser im Gewässerschutzgesetz (GSchG) vorgeschrieben [5]. Falls eine Versickerung nicht möglich ist, sollten nach Möglichkeit Rückhaltemassnahmen geschaffen werden (GSchG Art. 7 Abs. 2), damit ein gleichmässiger Abfluss gewährleistet ist. Durch den Klimawandel gewinnen diese Vorschriften zusätzlich an Bedeutung.

Grundsätzlich baut ein nachhaltiges Regenwassermanagement auf drei Prozessen auf – auf der Verdunstung, der Versickerung und dem Rückhalt/der Speicherung von Regenwasser. Dabei steht die Verdunstung an erster Stelle gefolgt von Versickerung und dann dem Rückhalt [1]. Je nach Prozess stehen unterschiedliche Massnahmen und Profile im Vordergrund.

Das Schwammstadtprinzip versucht diese drei Prozesse sicherzustellen; es soll ein möglichst grosser Anteil an Niederschlagwasser lokal zurückgehalten werden, versickern und verdunsten. Genauere Informationen dazu finden sich im Glossareintrag zur Schwammstadt.

Verdunstung

Die Verdunstung trägt zu einem natürlichen Wasserkreislauf bei, da das Wasser direkt zurück in die Atmosphäre gelangt. Ziel ist es, das Wasser so lange zurückzuhalten, bis es von selbst verdunstet ist. Es ergibt sich der Zusatznutzen, dass die Verdunstung gleichzeitig zur Kühlung der Luft und damit zu einer besseren Klimaanpassung beiträgt und den natürlichen Wasserkreislauf fördert [1]. Für die Verdunstung von Regenwasser eigenen sich insbesondere Gebäudebegrünungen (z.B. Dachbegrünung, Einstaudächer) [1][6]. Für weitere Informationen bezüglich der Verdunstungsleistung von Profilen eignet sich diese Übersicht für Vergleiche.

Versickerung

Die Versickerung von Regenwasser ist auch eine effektive Massnahme zu Förderung des natürlichen Wasserkreislaufes. Das Wasser versickert in der Erde, kann von den Lebewesen genutzt werden oder wieder verdunsten oder auch bis zum Grundwasser vordringen [1].

Die Bodenpassage reinigt das Regenwasser und schützt damit das Grundwasser [1][7]. Die Verdunstung des Wassers von den Versickerungsflächen kühlt zudem die Luft und hilft somit auch bei der Klimaanpassung. Eine effiziente Versickerung erfordert jedoch eine hohe Durchlässigkeit des Bodens, sonst kann es zu einem Anstau kommen [8][9].

Unterschieden werden die Flächenversickerung und die Versickerung in Mulden:

  • Bei einer Flächenversickerung besteht das Problem, dass diese meist nicht auf einen grossen Anstau ausgelegt sind. So können Starkniederschläge für diese Systeme ein Problem sein (siehe z.B. «M 2.2 Wasserdurchlässige Freiflächen in»: [1]).
  • Bei der Muldenversickerung wird das Wasser zuerst in Mulden geleitet, temporär gespeichert (max. 24h und max. 20cm Einstauhöhe und dann versickert [8]. Dadurch kann es Starkniederschläge besser auffangen [2].

Für die Versickerung von Wasser geeignete Profile sind im Abschnitt Potenzial gelistet.

Rückhalt

Bei dem Rückhalt/Speicherung wird das Wasser in Wasserbecken oder stehende Gewässer geleitet und gespeichert [7], kann es über einen längeren Zeitraum versickern, verdunsten oder abfliessen und so wieder in den natürlichen Wasserkreislauf gelangen [1] und auch zu einer Kühlung des Klimas beitragen [10]. Oder bei geeigneter Speicherart (z.B. Regentonne mit Abdeckung, Zisterne) kann es auch zur Nutzung (z. B. Bewässerung Vegetation, Spülung WC), genutzt werden und so auch wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt werden. Auch wird so die Trinkwasser-Nutzung und Versorgung entlastet.

Generell sollte beim Rückhalt die Sicherheit (z.B. durch eine Umzäunung) sowie unerwünschte Effekte (Mücken, Algen) bedacht werden [10][11].

Potenzial

Werden die einzelnen Profile wie auf dieser Seite beschrieben geplant, realisiert und gepflegt, weisen sie folgende Potenziale auf:

hoch = • • • • •   tief = •   negativ = (•)

Tendenziell nehmen extreme Wetterereignisse zu, es gibt mehr Starkregenereignisse (12% intensiver, 30% häufiger seit 1901), mehr Niederschlag im Winter (+20 bis 30% seit 1864) und auch mehr Hitzewellen (+200% seit 1901) [12]. Durch eine sorgfältige Planung und Gestaltung von naturnahen Verdunstungs-, Versickerungs- und Rückhaltemassnahmen bzw. der entsprechenden Profilen können diese Extreme aufgefangen und abgeschwächt (Gefahrenschutz) und gleichzeitig das Siedlungsklima (Klimaanpassung) positiv beeinflusst werden [1].

Ebenso können diese Massnahmen bei naturnaher Ausgestaltung und Pflege sowohl die Biodiversität und ökologische Vernetzung als auch die Bodengesundheit fördern [1][13]. Insbesondere durch die Kombination verschiedener naturnaher Elemente entstehen vielfältige Lebensräume (z.B. Dachbegrünung Parkhaus Kägen AG Reinach (BL)) und Vernetzungskorridore. Diese bieten Raum für viele Arten und ermöglichen diesen das Wandern zwischen Lebensräumen.

Abhängig von den gewählten Rückhaltemassnahmen ist auch eine Nutzung, z.B. für eine Bewässerung möglich.

Synergien

Die hier aufgeführten Elemente, Massnahmen und Strukturen sind nicht nur für ein nachhaltiges Regenwassermanagement wichtig, sondern können, bei entsprechender naturnaher Ausgestaltung, auch einen wichtigen Beitrag zu folgenden Aspekten leisten:

Ein Teich ist zum Beispiel wichtig für Rückhalt und Versickerung von Regenwasser. Gleichzeitig stellt er ein wichtiges Element der blauen Vernetzung dar. Auch begrünte Dächer spielen für die Verdunstung und den Rückhalt von Regenwasser eine wichtige Rolle. Ebenso bieten sie Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten und tragen zur ökologischen Vernetzung bei. Und auch für die Klimaanpassung sind sie von Bedeutung, da sie für Kühlung sorgen. Diese Synergien stellen ein grosses Potenzial dar und es gilt, sie bei der Planung und Realisierung von Massnahmen gezielt zu beachten, zu fördern und zu nutzen.

Planung

Grün- und Freiflächen sind für ein nachhaltiges Regenwassermanagement zentral. Sie müssen dem Belastungsgrad entsprechend fachmännisch geplant, gebaut und unterhalten werden.

Als unversiegelte Flächen ermöglichen sie das Verdunsten, Versickern und den Rückhalt von Niederschlagswasser. Gleichzeitig kann durch eine naturnahe Gestaltung und Pflege dieser Elemente ein Mehrwert für die Biodiversität geschaffen werden.

Vor Planungsbeginn

Folgende generelle Überlegungen und Punkte sollten vor dem Start der Planung geklärt werden:

  • Bei der Planung von Bauvorhaben unter Einbezug eines nachhaltigen Regenwassermanagements gilt es, die gesetzlichen Vorschriften (Gewässerschutzgesetz) zu beachten und abzuklären, welche relevanten Planungsinstrumente und Vorgaben in einer Gemeinde existieren. Gesetzliche und planerische Grundlagen zum Regenwassermanagement auf kommunaler, aber auch regionaler und kantonaler Ebene bei Gemeinde anfragen (Beispiel Kanton Bern) und Retentionsrechner von Gemeinde oder Kanton konsultieren (Beispiel Kanton Luzern)
  • Vorhandene Vorgaben zur Gestaltung von Aussenräumen für ein nachhaltiges Regenwassermanagement prüfen (bei Gemeinde nachfragen)
  • Überprüfen, ob Vorgaben zur Dach- und Fassadenbegrünung in der Gemeinde existieren (bei der Gemeinde nachfragen)
  • Abklären, ob die Gemeinde Beratung und Unterstützung bei der Planung, Realisierung und Pflege anbietet oder entsprechende Fachpersonen vermitteln kann (bei der Gemeinde nachfragen)
  • Falls in der näheren Umgebung des Grundstückes spezielle Lebensräume existieren, die von Elementen des Regenwassermanagements profitieren könnten (z.B. Weiherbiotope), diese möglichst bei der Planung berücksichtigen (GIS anschauen, bei Gemeinde oder Naturschutzverein nachfragen)
  • Bereits existierende Elemente, die für das Regenwassermanagement interessant sind (z.B. stehende Gewässer) möglichst erhalten und in die Planung miteinbeziehen
  • Abklären, ob diese Elemente erhalten werden können, indem sie während der Realisierung geschützt und dann allenfalls noch optimiert werden können.

Bei der Planung

Bei der Planung sind folgende Punkte zu beachten:

  • Möglichst eine Vielfalt von Elementen, Strukturen und Profilen, die der Verdunstung, Versickerung und/oder dem Rückhalt von Regenwasser dienen, einplanen
  • Überprüfen, ob die Grundstücksfläche für die geplanten Elemente (ein Teich benötigt z.B. entsprechend Platz und Bodenraum) ausreicht
  • Falls entsprechende Strukturen Sinn machen, Elemente so planen, dass sie auch der blauen Vernetzung dienen (Merkblatt Wasser im Siedlungsraum [14])
  • Begeh- und befahrbare Flächen, wenn möglich, unversiegelt gestalten, um die Versickerung zu fördern; gleichzeitig wird damit auch die braune Vernetzung gefördert
  • Für die geplanten Elemente die langfristige naturnahe Pflege mitplanen und sicherstellen (Profile)
  • Bei der Planung von Elementen mit offener Wasserfläche (z.B. Teiche, Versickerungsmulden) Sicherheitsaspekte unbedingt beachten und einplanen (z.B. Zaun um einen Teich, Stufenbau, flache Böschungen [10][11]) und auch Vorkehrungen gegen Mücken- und Algenplage treffen [10].
  • Sorgfältig abklären, ob eine Baubewilligung für die geplanten Elemente nötig ist

Muldenversickerung

Eine wirkungsvolle Massnahme des nachhaltigen Regenwassermanagements, die sich nicht durch die Profile direkt ergibt, ist die Verdunstung und Versickerung in Mulden [1].

Diese eignet sich insbesondere für Flächen, bei denen keine oder nur eine ungenügende flächige Versickerung möglich ist oder auf schlecht sickerfähigen Böden [7]. Dabei wird das Wasser in oberirdische Mulden geleitet und verdunstet und versickert dann langsam in der Mulde [1][2].

Die Versickerung sollte jedoch nicht zu lange dauern, da sonst die Durchlüftung des Bodens behindert wird. Der Standard in der Schweiz beläuft sich auf 24 Stunden und max. 20 cm Einstauhöhe [1]. Auch bei einer Versickerung in Mulden muss die Sicherheit gewährleistet sein [11].

Durch eine Bepflanzung kann die Verdunstungs- und Versickerungsleistung erhöht, das Mikroklima verbessert [4][15][16] und auch die Reinigungsleistung des Bodens verbessert werden [9].

Bepflanzte Versickerungsmulde auf dem Turbinenplatz in Zürich

Schiffbaustrasse 13, 8005 Zürich

Bildquelle: Axel Heinrich


Bepflanzte Versickerungsmulde auf dem Campus Liebefeld in Köniz

Schwarzenburgstrasse, 3097 Köniz

Bildquelle: Peter Gabi


Die Planung solcher Mulden und insbesondere die Bepflanzung kann sehr unterschiedlich ausfallen, je nach Standortgegebenheiten [16][17][18]. Für die Bepflanzung und Gestaltung wichtige Profile sind die folgenden: Staudenbepflanzung, Hochstaudenflur, und Gewässer ruhend.

Wertvolle Planungshinweise sind hier zu finden (Achtung: Einstauhöhe in den Dokumenten entspricht nicht Schweizer Standard von max. 20cm):

Realisierung

In der Phase der Realisierung sollte darauf geachtet werden, dass schon bestehende Elemente wie z.B. Teiche oder Bachläufe durch den Bau möglichst nicht beeinträchtig werden vom Bau.

Auch der vorhandene, gewachsene Boden als wichtiges Element für die Versickerung kann in der Realisierungsphase entweder durch den gezielten, angepassten (Witterung, Jahreszeit) und räumlich beschränkten Einsatz von geeigneten Maschinen vor einer Verdichtung geschützt werden oder durch eine Zwischenlagerung erhalten und wiederverwendet werden (Bodenschutz beim Bauen).

Eine Baubegleitung durch eine Fachperson sowie eine Überprüfung der geplanten und erstellten Massnahmen kann für eine erfolgreiche Umsetzung sinnvoll sein.

Grundsätze

Folgende Punkte gilt es während der Realisierung zu beachten:

  • Relevante Akteur:innen (Planung, Garten-/Bau) umfassend darüber informieren, welche Elemente stehen bleiben oder erhalten werden sollen. Elemente auf Plänen entsprechend markieren und beschreiben
  • Schutz und Erhalt bestehender Elemente während Realisierung gewährleisten. Elemente vor Ort kennzeichnen, absperren und ggf. mit (baulichen) Schutzvorkehrungen schützen
  • Bodenschutzmassnahmen während Realisierungsprozess umsetzen, um insbesondere Verdichtung zu vermeiden. Klar definieren, welche Bodenpartien geschützt oder durch Zwischelagerung erhalten werden sollen
  • Realisierung durch Fachpersonen/Baubegleitung begleiten lassen: eine Liste von Fachpersonen findet sich z.B. beim VSA
  • Abklären, ob die Gemeinde, ein Naturschutzverein oder andere Fachpersonen (Ökobüro, Gartenbau/Teichspezialisten) eine Überprüfung der Umsetzung anbietet, die in Anspruch genommen werden kann

Baustellenentwässerung

Ebenfalls zu beachten ist, dass für Abwasser, das auf Baustellen entsteht, andere Vorschriften gelten, die unbedingt zu beachten sind.

Folgende Links stellen dazu eine erste, nicht abschliessende Informationsquelle dar:

    Pflege

    Bei der Bewirtschaftung ist darauf zu achten, dass die in der Planungsphase definierte naturnahe Pflege der neu geschaffenen Elemente auch dauerhaft weitergeführt wird. Nur so kann die Gefahrenschutzfunktion sowie die Qualität der Lebensräume erhalten werden und die nötige Verdunstungs-/Versickerungs- oder Rückhalteleistung dieser Lebensräume erhalten und sichergestellt werden.

    Prinzipien

    Folgende Punkte sind bei einer naturnahe Pflege zu beachten:

    • Naturnahe Pflege langfristig gewährleisten: Kompetenzen und Ressourcen sichern
    • Pflegepläne erstellen und Umsetzung sicherstellen
    • Möglichst viele Profile möglichst naturnah pflegen, unter Berücksichtigung/Abwägen von Ansprüchen hinsichtlich Nutzung und Gestaltung (z.B. ist eventuell eine intensivere Pflege nötig, um einen effizienten Rückhalt oder eine effiziente Versickerung zu gewährleisten, dies mit einer Fachperson abklären)
    • Überprüfen, ob die geplante Pflege selbst durchgeführt werden kann oder ob es dafür Fachpersonen braucht.
    • Für technische Retentionssysteme fallen spezifische Unterhaltsarbeiten an, dazu zählen insbesondere auch Kontroll- und Inspektionsmassnahmen.
    • Für die Pflege durch Fachpersonen ein Unternehmen in der Nähe suchen, das auf eine naturnahe Pflege spezialisiert ist.
    • Nutzung von Regenwasser für die Bewässerung in Betracht ziehen durch geeignete Installationen (z.B. Regenwassertonne mit Abdeckung für die Sicherheit)

    Rückbau

    Beim Rückbau sollte insbesondere darauf geachtet werden, dass auf Bodenflächen, die nicht direkt vom Rückbau betroffen sind, eine Verdichtung vermieden wird und die Versickerungsleistung möglichst erhalten bleibt.

    Ebenso sollten naturnahe Strukturen (z.B. grosse Einzelbäume oder Hecken), die nicht direkt vom Rückbau betroffen sind, möglichst erhalten und geschützt werden. Vorhandener Mutterboden sollte nach Möglichkeit erhalten oder zwischengelagert und wiederverwendet werden.

    Auch beim Rückbau gilt für Abwasser, dass auf der Baustelle entsteht, eigene Vorschriften, wie im Abschnitt Realisierung erwähnt.

    Bestimmungen

    Es existieren auf allen Ebenen (Bund, Kanton und Gemeinden) gesetzliche und planerische Vorgaben, wie mit dem anfallenden Regenwasser umgegangen werden muss. Die Publikation Regenwasser im Siedlungsraum [1] bietet dazu einen umfassenden Überblick.

    Nachfolgend sind die wichtigsten Grundlagen aufgeführt (nicht abschliessend).

    Ebene Bund

    Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer (GSchG)

    • Generell gilt, dass nicht verschmutztes Regenwasser, wenn möglich,versickern können soll (Art. 7)
    • Bei einer Einleitung in oberirdische Gewässer sind nach Möglichkeit Rückhaltemassnahmen zu treffen, damit bei grossem Anfall von Wasser ein gleichmässiger Abfluss gewährleistet ist
    • Ziele sind unter anderem die ‘Sicherung der natürlichen Funktion des Wasserkreislaufs’ (§ 1 h.), die ‘Nutzung des Trink- und Brauchwassers’ (§ 1 b.), die ‘Erhaltung natürlicher Lebensräume’ (§ 1 c.), sowie die ‘Benützung zur Erholung’ (§ 1 g.)

    Eidgenössiche Gewässerschutzverordnung (GSchV Artikel 3)

    • Regelt und konkretisiert die Anforderung des GSchG
    • Wichtige Punkte in der Verordnung: Abwasserbeurteilung: § 3 Ziff. 1 &2 a-c; Definition Niederschlagabfluss: §3 Ziff. 3 a-c
    • Weitere wichtige Punkte: Abwasserbeseitiungung (§ 6-8), Trennung von verschmutzem und nicht verschmutztem Abwasser bei Gebäuden (§11)

    Ebene Kantone und Gemeinden

    Kantonale Gesetze und Verordnungen zum Gewässerschutz (Beispiele)

    Auf Gemeindeebene legen «generelle Entwässerungspläne» (GEP) fest, in welchen Gebieten das von befestigten Flächen abfliessende Niederschlagswasser getrennt (im Trennsystem) zu beseitigen ist, versickern soll oder in ein oberirdisches Gewässer einzuleiten ist. Zudem werden die Massnahmen, mit denen nicht verschmutztes Niederschlagswasser von Abwasseranlagen fernzuhalten ist, sowie alternative Abwasserreinigungssysteme festgelegt [21]. Viele Kantone und Gemeinden stellen einen Retentionsrechner bereit, mit dessen Hilfe die Dimensionierung der Massnahmen berechnet werden kann (z.B. Kanton Luzern).

    Normen und Labels

    Der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) und der Schweizerisch-Liechtensteinischer Gebäudetechnikverband (Suissetec) haben entsprechende Normen und Richtlinien definiert. Insbesondere die Norm SN 592000 befasst sich explizit mit dem Umgang mit Regenwasser in urbanen Gebieten.

    Der Massnahmenkatalog des Labels Grünstadt Schweiz enthält mehrere Massnahmen und Kriterien insbesondere im Massnahmenpaket «Planung, Projektierung und Bau», aber auch bei der «Pflege und Unterhalt», die sich mit der Nutzung von Regenwasser für die Bewässerung befassen.

    Die ECO-BKP 421 Norm enthält einen kurzen Abschnitt zu Umgebungsgestaltung mit Hinweisen zur Versickerung und Retention von Regenwasser.

    Quellen

    1

    Bundesamt für Umwelt (BAFU), & Bundesamt für Raumentwicklung (ARE). (2022). Regenwasser im Siedlungsraum Starkniederschlag und Regenwasserbewirtschaftung in der klimaangepassten Siedlungsentwicklung (Nr. 2201; Umwelt-Wissen, S. 115 S.). www.bafu.admin.ch/uw-2201-d

    2

    Matzinger, A., Riechel, M., Remy, C., Schwarzmüller, H., Rouault, P., Schmidt, M., Offermann, M., Strehl, C., Nickel, D., Pallasch, M., Sieker, H., Köhler, M., Kaiser, D., Möller, C., Büter, B., Leßmann, D., Joswig, K., Rehfeld-Klein, M., & Reichmann, B. (2017). Zielorientierte Planung von Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung—Ergebnisse des Projektes KURAS (S. 142).

    3

    Doppler, B., Kubu, S., & Willerstorfer, C. (2013). Regenwassermanagement—Nachhaltiger Umgang mit wertvollem Regenwasser (S. 9). wien.gv.at

    4

    Hemberger, C., & Utz, J. (2013). Anpassungsstrategie Baden-Württemberg an die Folgen des Klimawandels. lubw.baden-wuerttemberg.de

    5

    Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer (GSchG), SR 814.20 (1992).

    6

    Schmauck, S. (2019). Dach- und Fassadenbegrünung – neue Lebensräume im Siedlungsbereich Fakten, Argumente und Empfehlungen. BfN. bfn.de

    7

    Gantner, K. (2002). Nachhaltigkeit urbaner Regenwasserbewirtschaftungsmethoden. TU Berlin, FG Siedlungswasserwirtschaft.

    8

    Leopoldseder, T., & Eppel, J. (2005). Regenwasser versickern—Bau und Betrieb begrünbarer Versickerungsanlagen (Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abteilung Landespflege, Hrsg.). lwg.bayern.de

    9

    Sieker, F., Kaiser, M., & Sieker, H. (2006). Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung im privaten, gewerblichen und kommunalen Bereich: Grundlagen und Ausführungsbeispiele. Fraunhofer IRB Verlag.

    10

    ILF. (2020). Forschungsentwicklungsplan FEPl. Reallabor Raum & Landschaft Schweiz. Regenwasser an der Oberfläche länger halten, gestalten und nutzen. HSR Hochschule für Technik Rapperswil.

    11

    Jakob, T., & Schmid, R. (2020). Kleingewässer. Leitfaden für Planung, Bau und Unterhalt. Bern: Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU. doi.org

    12

    NCCS. (2020). Beobachtete Klimaentwicklung in der Schweiz. nccs.admin.ch

    13

    Dunnett, N., & Clayden, A. (2007). Rain gardens: Managing water sustainably in the garden and designed landscape. Timber Press.

    14

    Inderwildi, E., & Glauser, C. (2017). Wasser im Siedlungsraum. BirdLife Schweiz. birdlife.ch

    15

    Henninger, S. (Hrsg.). (2011). Stadtökologie: Bausteine des Ökosystems Stadt. Ferdinand Schöningh.

    16

    Schwarz, T., Eppel, J., & Eppel-Hotz, A. (2010). Mit Pflanzen versickern—Versickerungsmulden standortgerecht bepflanzt (Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abteilung Landespflege, Hrsg.). lwg.bayern.de

    17

    Eppel-Hotz, A. (2019). Pflanzen für Versickerung und Retention (Nr. 186; Veitshöchheimer Berichte, S. 73–85). lwg.bayern.de

    18

    Eppel, J. (2006). Versickerungsaktive Pflanzungen—Bodenvorbereitung, Pflanzung, Pflege (Nr. 85; Veitshöchheimer Berichte).

    19

    KBOB. (2019). Versickerung und Retention von Niederschlagswasser im Liegenschaftsbereich.

    20

    Bundesamt für Umwelt (BAFU). (2003). Regenwasser richtig nutzen – Möglichkeiten und Grenzen. Bern: Bundesamt für Umwelt BAFU.

    21

    Brack, F., Hagenbuch, R., Wildhaber, T., Henle, C., & Sadlo, F. (2019). Mehr als Grün Profilkatalog naturnahe Pflege. zhaw.ch