In Kürze

Vertikalbegrünungen ermöglichen die Biodiversitätsförderung und Verbesserung des Siedlungsklimas auf vertikalen Flächen.

Kurzdefinition

Bodengebundene Vertikalbegrünungen bestehen meist aus verholzenden Kletterpflanzen, die direkt in den Boden gepflanzt werden und danach eine vertikale Fläche bewachsen. Je nachdem, welche Kletterpflanzen verwendet werden, sind geeignete Rankhilfen nötig.

    Biodiversitätsförderung

    Wird das Profil wie auf dieser Seite beschrieben geplant, realisiert und gepflegt, weist es folgende Potenziale auf:

    hoch = • • • • •   tief = •   negativ = (•)

    Ökologische Vernetzung

    • •

    Lebensraum für Wildtiere

    • •

    Lebensraum für Wildpflanzen

    • •

    Ökologischer Ausgleich

    • •

    Anforderungen

    Grundsätze

    Mit der Erfüllung dieser Grundsätze wird die Biodiversität gefördert.

    Saat- und Pflanzgut

    > 20% einheimische und standortgerechte Kletterpflanzen


    >80% einheimische und standortgerechte Unterpflanzung


    Hohe Artenvielfalt


    0% invasive gebietsfremde Arten

    Aufbau

    Unterpflanzung


    Bewässerungssystem möglichst mit Niederschlagswasser

    Pflege

    Möglichst gesamte Fläche gemäss Prinzipien naturnahe Pflege


    Freihalten von Tür- und Fensteröffnungen

    Nutzung

    Keine aktive Nutzung

    Standort

    Halbschattig bis sonnig


    Trocken bis feucht

    Erhöhte Anforderungen

    Mit der Erfüllung dieser erhöhten Anforderungen wird die Biodiversität noch stärker gefördert.

      Saat- und Pflanzgut

      100% einheimische und standortgerechte Kletterpflanzen


      100% einheimische und standortgerechte Unterpflanzung


      Nur Wild- und keine Zuchtformen

      Mindestgrösse

      > 1 m3 durchwurzelbarer Raum pro Pflanze


      Begrünung von > 3 m breiten fenster- und türlosen Wandlfächen

      Aufbau

      Nistkästen

      Pflege

      100% der Fläche gemäss Prinzipien naturnahe Pflege

      Faktenblatt

      Das Wichtigste ist in diesem Faktenblatt zusammengesellt.

      Definition

      Vertikalbegrünungen werden in boden- und fassadengebundene Begrünungsformen unterteilt. Bodengebundene Vertikalbegrünungen bestehen meist aus verholzenden Kletterpflanzen, die am Sockel der zu begrünenden Struktur direkt in den Boden gepflanzt werden und danach die Fassade bis in unterschiedlicher Höhe begrünen.

      Fassadengebundene Begrünungen können sich systemabhängig stark voneinander unterscheiden. Als Wurzelraum dienen am Gebäude befestigte Pflanzgefässe, mit Taschen versehene und ans Gebäude befestigte Geotextilien oder spezielle Bauelemente, die an der der Fassade angebracht sind.

      Da sich fassadengebundene Vertikalbegrünungen in ihrer Auswahl, Anbringung und Pflege nach den Anweisungen des Lieferanten richten, werden fassadengebundene Vertikalbegrünungen in diesem Profil nicht weiter behandelt.

      Viele Kletterpflanzen bilden Früchte aus, die als Nahrungsquelle für diverse Tiergruppen dienen können.

      Bildquelle: Adobe Stock


      Auch traditionelles Spalierobst zählt zu den Vertikalbegrünungen.

      Bildquelle: Adobe Stock


      Durch vielfältige Blühaspekte sind Vertikalbegrünungen auch von hohem ästhetischen Wert.

      Bildquelle: Adobe Stock


      Die Ausbildung der bodengebundenen Vertikalbegrünung unterscheidet sich entsprechend der ausgewählten Pflanzenarten. So kann die Wuchshöhe zwischen 1.5 m und 30 m schwanken.

      Während Selbstklimmer (z.B. Efeu (Hedera helix)) ohne Hilfsstrukturen direkt an einer Mauer wachsen können, benötigen Gerüstklimmer (z.B. Alpen-Waldrebe (Clematis alpina), Etrusker Geissblatt (Lonicera etrusca)) eine Kletterhilfe.

      Gerüstkletterpflanzen halten sich beispielsweise mithilfe ihrer Sprossachse, umgewandelten Blättern oder Blattstielen an den Kletterhilfen fest, während Selbstklimmer mithilfe von Haftscheiben oder Haftwurzeln direkt an der Fassade wachsen. Spreizklimmer (z.B. Hundsrose (Rosa canina), Feld-Rose (Rosa arvensis)) gehören ebenfalls zu den Gerüstkletterpflanzen. Sie bilden Triebe und Borstenhaare, Stacheln oder Dornen, welche sich in der Kletterhilfe verhaken, meist ist jedoch eine zusätzliche Festbindung nötig.

      Bodengebundene Begrünungen: Flächiger Direktbewuchs der Fassade mit Selbstklimmern (links), Leitbarer Bewuchs mit Gerüstkleppterplanzen (rechts)


      Mischformen: Kombination aus boden- und wandgebundener Begrünung


      Wandgebundene Begrünung


      Bildquelle: Eigene Darstellung nach [1]

      Gebäudeteile können auch mit Spalierobst (z.B. Apfel (Malus domestica), Aprikose (Prunus armeniaca)), welches entlang einer Stützkonstruktion wächst, begrünt werden.

      Potenzial

      Wird das Profil wie auf dieser Seite beschrieben geplant, realisiert und gepflegt, weist es folgende Potenziale auf:

      hoch = • • • • •   tief = •   negativ = (•)

      Biodiversitätsförderung

      Ökologische Vernetzung

      • •

      Lebensraum für Wildtiere

      • •

      Lebensraum für Wildpflanzen

      • •

      Ökologischer Ausgleich

      • •

      Siedlungsklima

      Hitzeminderung

      • • • •

      Verbesserung Luftqualität

      • • • •

      Versickerung und Wasserretention

      • •

      Bodenschutz und Versiegelung

      • •

      Nutzungsmöglichkeiten

      aktive Nutzung


      passive Nutzung und Aufenthaltsqualität

      • • •

      Nutzung, Gestaltung und ökologisches Potenzial

      In stark verdichteten Siedlungsgebieten gibt es, im Verhältnis zur Bodenoberfläche, einen hohen Anteil vertikaler Flächen in Form von Fassaden und Mauern. In den Vertikalbegrünungen liegen daher, neben den Dachbegrünungen, eines der grössten Naturraumpotentiale verdichteter Siedlungsgebiete. Neben Gebäudefassaden können Bauelemente wie Stützmauern, Lärmschutzwände und Zäune sowie Lauben und Pergolen vertikal begrünt werden. Vertikalbegrünungen, welche eine Rankhilfe benötigen, können ausserdem als Geländer und Absturzsicherung genutzt werden.

      Vertikalbegrünungen dienen als gestalterisches Element beispielsweise zur Raumbildung oder zur Bildung eines Kontrastes gegenüber den baulichen Elementen [2]. Mit der Anpassung der Rankhilfen können ausserdem gestalterische Anforderungen an die Begrünung erfüllt und durch das Grünvolumen die Akzeptanz von Gebäuden und den Wert einer Immobilie gesteigert werden [3]. Weitere gestalterische Aspekte können mithilfe eines möglichst langen und grossen Blütenangebotes, sowie jahreszeitlichen Veränderungen erzielt werden.

      Neben dem ästhetischen Wert werden weitere vielfältige Leistungen von Vertikalbegrünungen für Mensch und Natur zur Verfügung gestellt. Vertikalbegrünungen ermöglichen Naturerfahrungen im unmittelbaren Wohnumfeld, welche auch aus dem Gebäudeinnern und in den oberen Etagen erlebbar sind. Zusätzlich kann ein Teil der fruchttragenden Kletterpflanzen oder Spalierobsts essbare Früchte produzieren.

      Vertikalbegrünungen binden auch Schadstoffe und dienen als Lärmschutz, was die Lebensqualität in Städten verbessern kann [4]. Je nach Dichte des Bewuchses und des vegetationstechnischen Aufbaues können 60 bis 99% des Gesamtniederschlages auf der Fläche zurückgehalten und mithilfe der entstehenden Verdunstungskühle der Pflanzen das Gebäude und die Umgebung gekühlt werden [4]. Die Pflanzen wirken ausserdem als Wärmedämmung und Beschattung und vermindern das Aufheizen der Fassade und die Rückstrahlungsintensität auf angrenzende Bereiche, sodass die gefühlten Temperaturen am Gebäude tagsüber zwischen 4.8 °C [5] und 13 °C [6] gesenkt werden können. Im Vergleich zu unbegrünten Wandoberflächen führen Vertikalbegrünungen zu deutlich tieferen Temperaturen und höheren Luftfeuchtigkeit [4].

      Für eine Vielzahl von Vogel- und Insektenarten bieten Vertikalbegrünungen wichtige Lebensräume. Sie werden als Nahrungs-, Nist-, Unterschlupf- und Schlafmöglichkeit genutzt und können vor Prädatoren und Witterung schützen. Meist gilt, dass je höher die Flächendeckung der Pflanzen, desto grösser ist der Wert für die Biodiversität [1]. Nisthilfen, welche mit der Begrünung kombiniert werden, bieten eine weitere Möglichkeit, um am Gebäude Vögel und Fledermäuse zu fördern und ihnen zusätzliche Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten zu bieten.

      Die floristische Vielfalt von Vertikalbegrünung begrenzt sich auf die zur Begrünung eingesetzten Arten. Ökologisch wertvoll ist vor allem die Verwendung von einheimischen Arten wie z. B. Efeu (Hedera helix), Waldrebe (Clematis sp.) oder Geissblatt (Lonicera sp.).

      Typische Pflanzen

      Wenn immer möglich, sollten einheimische Kletterpflanzen verwendet werden. Da die Anzahl geeigneter Arten für das Siedlungsgebiet und die gestalterischen Anforderungen jedoch begrenzt ist, können auch nicht-einheimische Arten verwendet werden.

      Aus ökologischer Sicht sind mögliche alternative Arten aus Süd- und Südosteuropa zu bevorzugen, falls sich keine einheimischen Pflanzenarten für den Standort eignen, da diese Arten besonders an die trockenen und heissen Bedingungen in den Städten angepasst sind. Einige dieser Arten sind in der BirdLife Broschüre zu Dach- und Fassadenbegrünung angegeben.

      Beispiele Pflanzenarten

      Da der Einsatz von einheimischen Arten bei Vertikalbegrünungen durch die extremen Standortbedingungen und Anforderungen sehr eingeschränkt ist, können beispielsweise folgende einheimischen nicht-einheimische Arten im Siedlungsgebiet verwendet werden [10]. Diese sind an die Hitze und Trockenheit im urbanen Raum angepasst.

      Selbstklimmer


      Kletterpflanzen, welche mit Haftwurzen oder -füsschen direkt an der Fassade hochklettern und sie flächig begrünen

      einheimisch: Efeu (Hedera helix)


      fremdländisch: Kletterhortensie (Hydrangea anomala ssp. petiolaris), Jungfernrebe (Parthenocissus henryana), Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata)

      Schlinger/Winder


      Winden sich mit der ganzen Sprossachse entlang einer Kletterhilfe

      einheimisch: Hopfen (Humulus lupulus), Wald-Geissblatt (Lonicera periclymenum)


      fremdländisch: Kiwi (Actinidia chinesis), Klettergurke/Schokoladenwein (Akebia quinata), Immergrüne Pfeifenwinde (Aristolochia sempervirens), Amerikanische Trompentenwinde (Campsis radicans), Orientalische Baumschlinge (Periploca graeca), Amerikanische Glyzinie (Wisteria frutescens)

      Ranker


      Halten sich mit verlängerten Blattstielen, umgebildeten Sprossachsen oder umgebildeten Blättern an den Kletterhilfen fest

      einheimisch: Gemeinde Waldrebe (Clematis vitalba), Zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica)


      fremdländisch: Ussuri-Scheinrebe (Ampelopsis glandulosa var. brevibedunculata), Italienische Waldrebe (Clematis viticella), Passionsblume (Passiflora caerulea /incarnata/lutea), Amur-Rebe (Vitis amurensis), Langtraubige Glyzinie/Japanischer Blauregen (Wisteria floribunda), Glyzinie/Blauregen (Wisteria sinensis)

      Spreizklimmer


      Hängen sich mit sparrigen Ästen oder Dornen an waagrechten Kletterhilfen ein und müssen teilweise festgebunden werden

      einheimisch: Hundsrose (Rosa canina), Feld-Rose (Rosa arvensis)


      fremdländisch: Immergrüne Rose (Rosa sempervirens), Rosa Jasmin (Jasminum beesianum), Primel-Jasmin (Jasminum mesnyi)

      Spalierobst


      Müssen mittels Gerüst in Form geleitet werden

      einheimisch: Apfel (Malus sp.)

      fremdländisch: Aprikose (Prunus armeniaca), Quitten (Cydonia oblonga)

      Unter infoflora.ch sind insbesondere die einheimischen Arten dieses Profils bzw. Lebensraumes zu finden.

      Efeu (Hedera helix)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Gemeinde Waldrebe (Clematis vitalba)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Feld-Rose (Rosa arvensis)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Hopfen (Humulus lupulus)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Klettergurke/Schokoladenwein (Akebia quinata)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Problempflanzen

      In diesem Profil sind insbesondere folgende Problempflanzen zu erwarten:

      Invasive gebietsfremde Pflanzen oder Pflanzen mit invasivem Potenzial

      Schlingknöterich (Fallopia baldschuanica), Kletternder Giftsumach (Toxicodendron radicans), Stachelgurke/Igelgurke (Echinocystis lobata), Henrys Geissblatt (Lonicera henryi), Japanisches Geissblatt (Lonicera japonica), Gewöhnliche Jungfernrebe/Fünfblättriger Wilder Wein (Parthenocissus inserta/quinquefolia), Kopoubohne/Kudzu (Pueraria lobata)

      Typische Tiere

      Vertikalbegrünungen tragen zur Vernetzung im Siedlungsgebiet bei, indem sie verschiedenen Tierarten Überwinterungs-, Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten bieten.

      Eine Vertikalbegrünung fördert die Artenvielfalt von Tieren, diese verirren sich jedoch selten ins Haus und richten auch keinen Schaden an.

      Beispiele Tierarten

      Typische Tiere, die mit diesem Profil gefördert werden können:

      Vögel

      Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Zaunkönig (Troglodytes troglodytes), Amsel (Turdus merula), Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)

      Reptilien

      Mauereidechse (Podarcis muralis)

      Schmetterlinge

      Tagpfauenauge (Aglais io), Kleiner Fuchs (Aglais urticae), Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus), Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), Admiral (Vanessa atalanta), Distelfalter (Vanessa cardui)

      Heuschrecken

      Gemeine Eichenschrecke (Meconema thalassinum), Südliche Eichenschrecke (Meconema merdionale)

      Wildbienen

      Gartenhummel (Bombus hortorum), Steinhummel (Bombus lapidarius), Ackerhummel (Bombus pascuorum), Wiesenhummel (Bombus pratorum), Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)

      Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Steinhummel (Bombus lapidarius)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Gemeine Eichenschrecke (Meconema thalassinum)

      Bildquelle: Adobe Stock


      Standort

      Bezüglich Sonneneinstrahlung, Exposition und Bodenansprüchen können für nahezu jeden Standort geeignete Pflanzenarten für eine Vertikalbegrünung gefunden werden. Die ökologischen Ansprüche der jeweiligen Arten unterscheiden sich jedoch teilweise stark.

      Der wichtigste Faktor ist die Ausrichtung der Fassade sowie die Wasserverfügbarkeit, denn diese gibt die Exposition und Sonneneinstrahlung am Standort vor. Bezüglich der Exposition bevorzugen die meisten Arten einen warmen oder geschützten Standort in sonniger bis halbschattiger Lage [7][12].

      Kletterpflanzen benötigen einen ausreichend tiefen, lockeren, nährstoff- sowie humusreichen Boden.

      Zielbild

      Abhängig von der Wahl der Vertikalbegrünung und von den Kletterpflanzen können ganze Fassaden oder nur einzelne Teilflächen davon begrünt werden. Je nachdem, welche Kletterpflanzen ausgewählt werden, können diese zwischen wenigen Metern und bis zu 30 m hohe Wände bewachsen und eine Rankhilfe nötig sein.

      Die Vertikalbegrünung besteht, wenn möglich, aus mehreren Arten und ist mit krautigen Arten unterpflanzt. Zwischen den Kletterpflanzen gibt es Nistmöglichkeiten an der Fassade, um den ökologischen Wert zusätzlich zu fördern.

      Beispiele

      Sammlung von Beispielen, die im Siedlungsgebiet von Schweizer Gemeinden und Städten angelegt wurden.

      Selbstklimmende Vertikalbegrünung am Forum Schlossplatz in Aarau

      Schlossplatz, 5000 Aarau

      Bildquelle: Lisa Kaufmann


      Vertikalbegrünung an einer Pergola in einer Parkanlage in Zürich

      Bildquelle: Daniela Kienzler


      Vertikalbegrünung an der Adelheid-Page-Strasse in Cham

      Adelheid-Page-Strasse, 6330 Cham

      Bildquelle: Einwohnergemeinde Cham


      Vertikalbegrünung mit Kletterhilfen an einem Bürogebäude in Cham

      Sinserstrasse 67, 6330 Cham

      Bildquelle: Einwohnergemeinde Cham


      Blauregen (Wisteria sinensis) im Viellettepark in Cham

      Vilette, 6330 Cham

      Bildquelle: Einwohnergemeinde Cham


      Vertikalbegrünung mit Kletterhilfen an einem Wohnhaus in Cham

      Bildquelle: Einwohnergemeinde Cham


      Planung

      Vertikalbegrünungen bei der Planung von Gebäuden und Bauwerken integrieren

      Frühzeitige Abklärung nötiger Brandschutzmassnahmen, Bewilligungen und statischen Vorgaben

      Begrünung mit Bewässerungssystem planen, wenn möglich Regenwasser nutzen

      Standortgerechte und wenn möglich einheimische Kletterpflanzen verwenden

      Kletterpflanzen unterpflanzen

      Kletterhilfe und Kletterpflanze auf einander abstimmen

      Nach Möglichkeit 1 m3 durchwurzelbarer Bodenraum pro Kletterpflanze einplanen

      Zugänglichkeit und Durchführung der zukünftigen Pflege in Planung integrieren

      Massnahmen im Detail

      Rechtliche Grundlagen

      Der erste Planungsschritte bei der Erstellung einer Vertikalbegrünung bei Gebäudesanierungen und Neubauten ist die Abklärung rechtlicher Grundlagen und Anforderungen des Bewilligungsverfahren [2].

      Zunächst ist zu beachten, inwiefern rechtliche Grundlagen und Anforderungen (z.B. Brandschutz, Denkmalschutz, Erhaltung Ortsbild) an die Vertikalbegrünung bestehen. Dafür kann bei den verantwortlichen Stellen der Gemeinde nachgefragt, die kantonalen Geoinformatik-Browser konsultiert und die Feuerschutzpolizei angefragt werden. Es empfiehlt sich möglichst früh, sich über diese Thematiken zu informieren, damit allfällige Baugesuche bewilligt werden können.

      Bestehende Vertikalbegrünung erhalten

      Je älter eine Vertikalbegrünung ist, desto wertvoller ist diese für die Biodiversität. Die verholzenden Anteile werden dicker, der Zwischenraum zwischen Fassade und Bepflanzung wird als Nistmöglichkeit und Versteck genutzt und einige Pflanzenarten blühen und fruchten erst nach einer gewissen Zeit [9].

      Wenn immer möglich, sollen daher bestehende Vertikalbegrünungen erhalten bleiben. Bei Bedarf können bei bestehenden Vertikalbegrünungen Ergänzungs- oder Ersatzpflanzungen, sowie die Integration von Nisthilfen vorgesehen werden, um die Arten- und Strukturvielfalt zu erhöhen.

      Nutzung, Funktion und Dimensionierung klären

      Um zu beurteilen, inwiefern und in welcher Dimension und Grösse eine Vertikalbegrünung angelegt werden soll, sind die vorgesehenen Nutzungen und Funktionen zu klären und mit den Potenzialen von Vertikalbegrünungen abzugleichen.

      Die Dimensionierung und Art der Vertikalbegrünung hängen von der Bauweise der Fassade ab, dies muss zu Beginn abgeklärt bzw. entsprechend entwickelt werden. Da die Anlage einer Vertikalbegrünung spezifische Kompetenzen und Erfahrung in den Bereichen Statik und Sicherheit voraussetzt, muss mit einer Fachperson zusammengearbeitet werden.

      Gartenbaubetriebe sind normalerweise für die Begrünung zuständig, auf der Website der Schweizerischen Fachvereinigung Gebäudebegrünung SFG finden sich Spezialfirmen für Vertikalbegrünungen. Wichtig zu beachten ist, dass sich die beauftragten Firmen mit den ökologischen Aspekten einer Vertikalbegrünung auskennen. Es sind vorgängig entsprechende Referenzen einzuholen.

      Ökologie

      Hohe Pflanzen- und Strukturvielfalt


      Vorkommen verschiedener Vögel und Insekten


      Wasserrückhalt/Klimafunktion


      Ökologischer Ausgleich und ökologische Vernetzung

      Gestaltung

      Sicht- und Lärmschutz


      Aus- bzw. Einblick angrenzender Gebäude


      Stärkung des Charakters und der Identität des Gebäudes


      Kaschierung von Mauern etc.


      Ästhetik

      Nutzung

      Abwechslungsreiche Natur- und Sinneserlebnisse


      Nutzung von Beeren und Früchten

      Ökonomie

      Schutz der Bausubstanz

      Standort wählen

      Kletterpflanzen sind langlebig und werden mit zunehmendem Alter wertvoller. Aus diesem Grund gilt es, die Standortverhältnisse vor Ort zu bestimmen und mit den Standortansprüchen abzugleichen, damit Vertikalbegrünungen möglichst lange bestehen und möglichst viele Ökosystemleistungen erbringen können.

      Die Standortwahl für eine Vertikalbegrünung hängt primär von den Flächen ab, welche begrünt werden sollen (z.B. Sichtschutz, Gebäudefassade, Geländer) und wie diese konstruiert ist. Material, Dämmung und allfällige bestehende Schäden am Gebäude können die Ausführung einer Vertikalbegrünung beeinflussen. Auch die Verfügbarkeit von durchwurzelbarem Raum und ein Zugang zur Fassade für den Unterhalt müssen geprüft werden. Es ist ausserdem darauf zu achten, ob sich die Pflanzen im Traufenbereich befinden, sodass Trockenheitsgefahr besteht und der Wurzelraum beschränkt ist.

      Die Eigenschaften des Standortes hängen stark von der Exposition der Fassade ab, da diese grossen Einfluss auf die Dauer der Sonnenexposition und Sonnenscheindauer hat. An Ostfassaden ist es kühl bis mässig warm und halbschattig. Westfassaden sind einerseits warm und sonnig bis halbschattig. Andererseits sind sie als «Wetterseite» auch stark wind- und regenexponiert. Südfassaden sind warm und sonnig. Hingegen sind im Norden die Bedingungen kühler und schattig.

      Der Schattenwurf von umliegenden Gebäuden ist zu beachten. Dieser kann z.B. an südexponierten Fassaden absonnige Verhältnisse schaffen oder durch die Reflexion von Sonnenlicht einer gegenüberliegenden Fassade können helle Bedingungen entstehen. Auch die Wärme- und Lichtabstrahlungen von umliegenden Gebäuden und versiegelten Flächen können Temperatur und Lichtverhältnisse beeinflussen [13].

      Brandschutz beachten

      Vertikalbegrünungen müssen in jedem Fall die Brandschutzvorgaben einhalten, da bei mangelndem oder falschem Unterhalt besonders alte und dichte Begrünungen einen hohen Anteil an toten Blättern und Ästen besitzen und das Brandrisiko erhöht sein kann.

      Die Kletterpflanzen sind meist geschossübergreifend und umfassen mehrere Brandabschnitte. Die Ausbreitung eines Brandereignisses durch Brandüberschlag muss daher durch bautechnische sowie pflegerische Massnahmen verhindert werden [14].

      In der Schweiz gibt es zurzeit keine direkt überprüfbaren Vorgaben für Vertikalbegrünungen da die Vorgaben je nach Gemeinde unterschiedlich sein können. Es empfiehlt sich daher frühzeitig den jeweiligen Brandschutzverantwortlichen miteinzubeziehen. Meist sind Vertikalbegrünungen bis zu einer Höhe von 11 m sowie Begrünungen vor geschlossenen, nicht brennbaren Fassaden bewilligungsfähig [15].

      Die Schweizerischen VKF-Brandschutzvorschriften bei Gebäuden ab 11 m sehen folgende Massnahmen vor [16]:

      • Begrünungen sollen so angelegt werden, dass sich ein Brand an der Aussenwand vor dem Löschangriff nicht um mehr als zwei Geschosse oberhalb des Brandgeschosses ausbreiten kann
      • Zugang und Sicherheit von Feuerwehr und Rettungskräften müssen sichergestellt sein
      • Begrünung darf Flucht- und Rettungswege nicht beeinträchtigen
      • Pflanzen müssen vital sein und regelmässig unterhalten werden

      Vertikalbegrünung ökologisch planen

      Bei fachgerechter Planung, Ausführung und Pflege können Vertikalbegrünungen Lebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten sein. Mit unterschiedlichen, möglichst einheimischen, Pflanzenarten werden mehr Habitatbedürfnisse gedeckt und kleinräumige Nischen geschaffen, in welchen mehr Tierarten einen Lebensraum finden.

      Folgende Massnahmen können zu einem höheren ökologischen Wert der Vertikalbegrünung beitragen:

      Verschiedene Kletterpflanzen miteinplanen

      Verschiedene Arten von Kletterpflanzen erhöhen die Artenvielfalt und reduzieren die Gefahr, dass bei Krankheiten ganze Bepflanzungen ausfallen. Es können sich so diejenigen Pflanzen durchsetzen, die am besten an die vorherrschenden Standortbedingungen adaptiert sind.
      Zudem können durch eine grössere Anzahl an Pflanzenarten mehr Tiere an der Vertikalbegrünung vorkommen, da das Blütenangebot erhöht wird und kleinräumige Unterschiede in der Begrünung vorhanden sind. Eine vielfältige Fassadenbegrünung ist resistenter gegen Krankheits- und Schädlingsbefall und gleicht Ausfälle einfacher aus.

      Verbindung Boden - Dach schaffen

      Um die ökologische Wirkung von Vertikalbegrünungen zusätzlich zu stärken, können diese in Verbindung mit Dachbegrünungen geplant werden. Falls Kletterpflanzen nicht die gesamte Fassadenhöhe bewachsen können, besteht die Möglichkeit in den Randbereichen der Dachbegrünung Pflanzen zu verwenden, welche über den Dachrand hängen oder herunterwachsen. Diese Methode wird bis anhin nur selten verwendet, könnte für zukünftige Projekte jedoch eine Möglichkeit sein, um Vertikalbegrünungen mit Dachbegrünungen besser zu vernetzen und deren ökologischen Funktionen zu erhöhen.

        Bestehende Vertikalbegrünung aufwerten

        Eine bestehende, lückenhafte Vertikalbegrünung kann mit weiteren Kletterpflanzen ergänzt werden. Ebenfalls können die bestehenden Kletterpflanzen unterpflanzt werden und am Gebäude Nisthilfen angebracht werden, was die Nischenvielfalt erhöht.

        Material auswählen

        Der Aufbau einer Vertikalbegrünung kann sich je nach Funktion, Standorteigenschaften und angestrebter Gestaltung unterscheiden.

        Kletterhilfe

        Kletterhilfen müssen für die gesamte Lebensdauer des Gebäudes geplant und konzipiert werden. Müsste die Kletterhilfe später erneuert werden, so hätte dies ein Rückschnitt oder gar eine Entfernung der Kletterpflanzen zur Folge.

        Kletterkonstruktionen werden am besten aus Edelstahl gefertigt, welch eine lange Lebensdauer besitzen und nicht korrodieren. Auf öffentlichen Flächen ist darauf zu achten, dass Kinder nicht auf die Kletterkonstruktion steigen und die Möglichkeit besteht hinunterzufallen.

        Bei einem Neubau können mithilfe einer frühzeitigen Planung auch die Fassaden entsprechend den Bedürfnissen der Kletterpflanzen geplant werden und allfällige Kletterhilfen projektiert werden. Durch eine Absprache zwischen Architekt:innen und Fachplaner:innen kann ausserdem das Fassadenmaterial und die Verankerung aufeinander abgestimmt werden.

        Es gilt zu klären, wo und wie viele Verankerungspunkte an der Fassade installiert werden sollen. Die Verankerungspunkte müssen immer in den tragenden Teil des Mauerwerks befestigt werden [3]. Bei Neubauten können diese vor einer allfälligen Dämmung aus der Fassade hinausgezogen werden, damit Kletterhilfen später problemlos angebracht werden können. Dadurch werden auch Wärmebrücken verhindert [3]. Für eine nachträgliche Installation sind thermisch getrennte Befestigungen oder eine Befestigung am Dach zu prüfen.

        Selbstklimmer brauchen keine Kletterhilfen. Sie klettern mit Hilfe von Haftwurzeln oder -scheiben. Sie sollten jedoch nur an massiven, standfesten Wänden mit geschlossenen Fugen und intakter Aussenhülle eingesetzt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Pflanzen in die Ritzen und Spalte wachsen und die Fassade beschädigen [2,3]. Wichtig zu beachten ist, dass Selbstklimmer die Fassade selbst nicht schädigen können und bereits Risse in der Fassade vorhanden sein müssen.

        Für Gerüstkletterpflanzen müssen die Rankhilfen in Abhängigkeit von der Kletterform ausgewählt werden. Die Dimensionen der Rankhilfen sind jeweils artspezifisch anzupassen. Zusätzlich kann mit dem Design der Kletterhilfe ein gewisses gestalterisches Konzept verfolgt oder beispielsweise die Beschattung eines Gebäudes beeinflusst werden.
        Schlingpflanzen winden sich um die Kletterhilfe. Seile und runde Profile sollten je nach Pflanzenart unterschiedliche Durchmesser aufweisen [1].

        Spross- oder Blattstielranker ranken sich um netzartigen Kletterhilfen. Die Maschenweite ist artspezifisch anzupassen. Die Triebe, Dornen, Stacheln der Spreizklimmer verhaken sich in Rankgitter, Stäbe oder Stahlseile. Spalierobst kann an auch einer Holzkonstruktion gezogen werden [3].

        Kletterformen: Schlinger und WInder (links), Ranker (mitte), Spreizklimmer und Spalierobst (rechts)

        Bildquelle: Eigene Darstellung nach [1]

        Lasten

        Die Rankhilfen und ihre Befestigungen stellen sicher, dass Vertikalbegrünungen langfristig und sicher an einem Gebäude umgesetzt werden können. Daher müssen diese Elemente angepasst sein an die auftretenden Lasten. Relevante Einflussgrössen sind [1]:

        • Eigengewicht der Kletterhilfen, Halterungen und Befestigungsmittel
        • Eigengewicht des Besuches
        • Zusatzlasten durch Nässe, Schnee oder Eis
        • Winddruck und -sog
        • Materialspannung unter Einfluss von Temperatur/Feuchte
        • Materialspannungen infolge deformierendem Dickenwachstum

        Es empfiehlt sich aus Sicherheitsgründen mit einer Fachperson zusammenzuarbeiten.

        Zugang

        Bereits in der Planungsphase ist die künftige Pflege zu berücksichtigen. Ab einer Höhe von 2 m braucht es Stellflächen für Leitern, Gerüste und Hubsteiger. Der Zugang zur Vertikalbegrünung muss dauerhaft, ganzjährig und während der gesamten Lebensdauer sichergestellt werden.

        Boden und Pflanzgrube

        Kletterpflanzen benötigen einen ausrechend dimensionierten Bodenraum, welcher Wasser- Luft und Nährstoffbedarf der Pflanze abdecken kann. Dafür ist eine Pflanzgrube mit einem Volumen von mindestens 1 m3 nötig, sowie eine offene Pflanzscheibe mit einer Mindestgrösse von 0.5 m2. Ist der Wurzelbereich eingeschränkt, können unterhalb befestigter Beläge strukturstabile verdichtungsfähige Substrate eingebaut werden, welche von Pflanzen durchwurzelt werden können [3]. Ziel ist, dass die Kletterpflanze in tiefe Bodenschichten wurzelt, um Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Die Pflanzsohle sollte daher verzahnt sein [2].

        Begrünung planen

        Die maximale Wuchshöhe und -breite der Kletterpflanze sollte dem Fassadenmassen entsprechen, damit die Kletterpflanze nicht zu häufig geschnitten werden muss.

        Bei kleineren Vertikalbegrünungen kann oft auf einen Pflanzplan verzichtet werden und die Pflanzen aufgrund der Wuchskraft angeordnet werden [2]. Grundsätzlich können ein bis zwei Kletterpflanzen pro Meter Vertikalbegrünung eingeplant werden, dies ist jedoch stark von der Wuchskraft und -form abhängig.

        Folgende Auswahlkriterien können dabei helfen eine Pflanzenliste für eine Vertikalbegrünung zusammenzustellen [1]:

        • Erreichbare Wuchshöhte je nach Höhe der zu begrünenden Fläche
        • Wuchsstärke der Pflanze, je nach erwünschter Schnelligkeit des Begrünungseffektes und der Möglichkeit von Pflegeeingriffen
        • Wuchsform der Pflanze, je nach Dichte der erwünschten Begrünung
        • Kletterform der Pflanze, im Hinblick auf Erfordernis und Beschaffenheit von Kletterhilfen
        • Blütenart-, Farbe und Zeiptunkt sowie Früchte im Hinblick auf mögliche Leitarten
        • Immergrüne oder laubabwerfende sowie ein- oder mehrjährige Begrünung in Hinblick auf Anforderungen
        • Erreichbarer Durchmesser der Triebe am Wurzelhals im Hinblick auf die Konstruktion und den Wandabstand von Kletterhilfen
        • Licht- und Wärmeanspruch der Pflanzen, Lebensbereiche der Gehölze, Auswahl je nach standörtlichen Klimafaktoren (Winterhärtezonen) und Exposition der zu begrünenden Fläche
        • Anspruch an Bodenfeuchtigkeit
        • Mögliche Schadensrisiken wie die Defomierung von Regenrinnen und Geländer durch starkwachsene Kletterpflanzen
        • Erforderliche Pflegemassnahmen und zugehöriger Pflegeaufwand

        Die Anordnung geeigneter Pflanzen innerhalb einer Fassadenseite wird weiter durch gestalterischer Aspekte (Blütenfarbe, Blattstruktur, Belaubungsphase, etc.) beeinflusst.

        Laubabwerfende Arten (sommergrüne Kletterpflanzen) können im Sommer Schatten spenden, im Winter aber trotzdem Sonne ins Gebäudeinnere ermöglichen. Immergrüne Kletterpflanzen schaffen einen farbigen Akzentpunkt während den Wintermonaten.

        Ebenfalls zu beachten ist das unterschiedliche Längenwachstum verschiedener Pflanzenarten. Da die Pflanzen nicht jedes Jahr gleich viel wachsen, kann es unterschiedlich lange dauern, bis die gewünschte Endhöhe von der Pflanze erreicht wird [12].

        Eine Unterbepflanzung mit Stauden oder Kleingehölzen im Wurzelbereich schützt die Kletterpflanzen vor Austrocknung und mechanischer Einwirkung. Bei Clematis-Arten ist die Beschattung des Wurzelbereiches unerlässlich [13].

        Eine Kombination von Kletterpflanzen und kletternden Stauden (z.B. Zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica), Schmerwurz (Tamus communis), Gewöhnliche Vogel-Wicke (Vicia cracca)) im unteren Bereich erhöht die Vielfalt und kann den im Alter entstehende Kahlheit der Wurzelbasen von Kletterpflanzen entgegenwirken.

        Bewässerung planen

        Eine ausreichende Bewässerung von Vertikalbegrünungen kann einen grossen Einfluss auf die Funktion einer Vertikalbegrünung haben. Daher sollte frühzeitig die Bewässerung geplant werden.

        Zahlreiche Beläge führen Regenwasser durch Quergefälle ab [2]. Stattdessen sind Beläge möglichst so zu planen, dass Niederschlagswasser von versiegelten Flächen in die Vegetationsflächen eingeleitet wird. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass kein Streusalz in die Vegetationsfläche geleitet wird. Vernässung und Staunässe sowie die Austrocknung von Rand- und Sonnenbereichen sind zu vermeiden [2].

        Kleine, oft private, Vertikalbegrünungen können meist per Hand in Trockenheitsperioden gewässert werden. Bei grossflächigen Projekten sind Tropfbewässerungen oder Anstaubewässerungen zu empfehlen. Nach Möglichkeit sollte dafür gespeichertes Niederschlagswasser verwendet werden. Wird Niederschlagswasser für die Bewässerung genutzt, kann beispielsweise das Regenwasser, welches auf dem Dach anfällt, in eine Zisterne geleitet und danach via ein automatisches Bewässerungssystem zur Vertikalbegrünung geleitet werden. Die Verwendung von Niederschlagswasser ist ökologischer und für viele Pflanzen verträglicher als Trinkwasser.

        Für die Planung und Dimensionierung der Bewässerung können folgende Faktoren Einfluss nehmen [17]:

        • Örtliche Lage bzw. Exposition
        • Windexposition
        • Substrataufbau (Zusammensetzung und Höhe)
        • Beschattung durch umliegende Gebäude
        • Bauliche Gegebenheiten (vorhandene Wasseranschlüsse, Zuleitungen etc.)
        • Grösse des zu bewässernden Objektes
        • Angestrebte Vegetationsform bzw. Pflanzenauswahl
        • Technischer Aufwand der Überwachung (Sensoren, Fernwartung, …)

        Besonders wichtig ist es, eine oberflächliche Bewässerung zu vermeiden. Die Kletterpflanzen müssen durchdringend bewässert werden. Je nach verwendeten Pflanzen und der Art der Begrünung sind 10 bis 20 L/m2, alle zwei Wochen, nötig.

        Kleinstrukturen planen

        Mithilfe von Kleinstrukturen kann die Qualität einer Vertikalbegrünung als Ersatzlebensraum gesteigert werden.

        Dadurch, dass es sich um eine vertikale Fläche handelt, können an der Fassade selbst «nur» Nisthilfen angebracht werden. Bei einer frühzeitigen Planung können diese in die Fassade integriert werden, damit sie weniger auffallen.

        Mithilfe dieser Nisthilfen kann ein wichtiger Beitrag gegen die Nischenarmut am Gebäude beigetragen werden.

        Ausführung planen

        Die Ausführung und Erstellung können basierend auf der Planung ausgeschrieben und an ein Unternehmen vergeben werden. Die Leistungsausschreibung ist neben Massangaben auch mit Qualitätsvorgaben zu versehen. Die in dieser Web App vorhandenen Grundlagen (z.B. Referenzbilder, qualitative und quantitative Anforderungen) können hierfür genutzt werden.

        Kosten schätzen

        Erstellungskosten

        Die Erstellungskosten sind abhängig von der Art der Vertikalbegrünung. Werden Selbstklimmer verwendet, entstehen lediglich Kosten für das Pflanzmaterial und die Pflanzung. Bei Gerüstkletterpflanzen entstehen zusätzliche Aufwände für Kletterhilfen und Montage. Wenn Kletterhilfen weitere Funktionen übernehmen, können die Kosten für die Vertikalbegrünung gesenkt werden, da Mehrwerte geschaffen werden. Kletterkonstruktionen können beispielsweise zeitgleich als Geländer, Balkon- oder Treppenhauseinfassung, Beschattungselement oder Ballfangnetz fungieren [3]. Die Kosten sind abhängig der Art der Vertikalbegrünung, des Systemaufbaues, der Zugänglichkeit und den Gegebenheiten vor Ort (Wandaufbau, Standort, Gebäudezu-stand, Zugänglichkeit..). Im Vergleich zu einer unbegrünten Fassade sind die Erstellungskosten für eine Vertikalbegrünung höher. Die isolierende Wirkung, der Schutz vor Graffiti, UV-Einstrahlung und Witterungseinflüssen können jedoch die Lebensdauer einer Fassade deutlich verlängern. Folglich können die Lebenszykluskosten einer Fassade durch eine Vertikalbegrünung reduziert werden.

        Gewisse Kantone und Gemeinden (z.B. Zürich, Mendrisio) leisten im Rahmen von Förderprogrammen Beiträge an die Erstellung von Vertikalbegrünungen. Mögliche Beiträge müssen im Einzelfall abgeklärt werden, da es keine allgemeingültige Handhabung gibt.

        Für eine Kostenschätzung sind Offerten bei verschiedenen Unternehmen einzuholen. Dabei ist klar zu definieren, inwiefern die Erstellungs- und Entwicklungspflege der ersten Jahre ebenfalls in der Offerte enthalten sein soll. Kompetenzen in der Erstellung von Blumenwiesen haben beispielsweise die Mitgliederliste der Schweizerischen Fachvereinigung Gebäudebegrünung.

        Detaillierte Erstellungskoten können zum Beispiel basierend auf der Planung mit Greencycle kalkuliert werden.

        Betriebs- und Unterhaltskosten

        Der Unterhalt von bodengebundenen Vertikalbegrünungen ist meist pflegeextensiv. Die Hauptpflegetätigkeit umfasst die Sichtkontrolle und das Freihalten von Fenstern, Türen und Entwässerungsanlagen. Es ist mindestens ein Pflegedurchgang jährlich zu empfehlen.
        Die langfristigen Unterhaltskosten können basierend auf der Planung zum Beispiel mit Greencycle light einfach ermittelt werden.

        Weitere Informationen zu den Kosten und Nutzen.

        Realisierung

        Pro Pflanze 1 m3 durchwurzelbarer Raum aus Oberboden oder strukturstabilen Substraten einbauen

        Bewässerung sicherstellen

        Kletterpflanzen im Frühling oder Herbst pflanzen

        Die Kletterkonstruktion wird mit einem genügend grossen Abstand an der Fassade befestigt

        Die Kletterpflanzen werden unterpflanzt

        Pflanzen werden über regionale Betriebe bezogen

        Nistkästen anbringen

        Massnahmen im Detail

        Pflanzen beschaffen

        Bei der Beschaffung der Kletterpflanzen und der Unterpflanzung sind spezialisierte, lokal und regional sowie biologisch produzierende (oder solche in Bio-Umstellung) Gärtnereien und Baumschulen zu wählen, bspw. Bioterra-Lieferanten. Floretia.ch ist ein Online-Tool zur einfachen Auswahl von Pflanzen für den gewählten Standort und kann ebenfalls regionale Bezugsquellen vorschlagen.

        Boden vorbereiten

        Vorhandener Pflanzenbewuchs ist vor der Pflanzung manuell zu entfernen und verdichtete Böden sind tiefgründig zu lockern. Abgetragener Oberboden wird möglichst vor Ort wiederverwendet, dies ist jedoch nur möglich wenn dieser richtig gelagert wurde.

        Je nach Fall und abhängig vom Unterbau des Gebäudes ist ein Sickerstreifen aus Geröll zwischen Gebäude und Pflanzgrube anzulegen, um Schäden durch Wasser zu verhindern. Die Pflanzgrube mit mindestens 1 m3 Volumen wird erstellt und als Substrat für die Pflanzgruben wird Oberboden oder eine Substratmischung eingebaut, welche die Pflanzen gegenüber Trockenheit resilient macht (mineralischer Anteil wird erhöht).

        Ist der durchwurzelbare Raum pro Pflanze kleiner als 1 m3, kann dieser mit dem Einbau von strukturstabilen überbaubaren Substraten unter Gehwegen oder Asphaltflächen erweitert werden. Für die Beschaffung aller Substrate und Materialien zur Bodenverbesserung gilt, dass diese bei Lieferanten in der näheren Umgebung geschehen soll, um die Transportwege kurz zu halten nur regional verfügbares Material einzubauen.

        Vertikalbegrünung anlegen

        Benötigt die Vertikalbegrünung eine Rankhilfe, wird diese zunächst mit einem zur Kletterpflanze passenden Abstand zur Wand an die Fassade angebracht .

        Das allgemeine Vorgehen beim Auslegen und Pflanzen wird bei der Pflanzenverwendung übergeordnet erläutert. Die Pflanze wird vorzugsweise in einem 45° Winkel zur Rankhilfe gepflanzt und ein Wandabstand, welcher grösser als der zu erwartende Triebdurchmesser am Wurzelhals, beachtet. Ein Schrägstellen der Pflanze bei Einpflanzen erleichtert das Hinleiten zur Wand, was mithilfe eines Stockes oder durch vorübergehendes Anbinden an die Kletterhilfe erfolgen kann [18].

        Kletterpflanzen sind von Befestigungen aus der Baumschule/Gärtnerei zu lösen. Schlingerpflanzen winden sich im oder gegen den Uhrzeigersinn. Dabei ist zu beachten, dass Schlinger in die artspezifische Richtung um Seilkonstruktion aufgebunden und die Pflanzballen nach der Pflanzung gut eingewässert werden. Die Pflanzung sollte vorzugsweise im Frühling zwischen März und April umgesetzt werden.

        Beispielgrafik für die vegetationstechnische Anforderungen einer Gerüstkletterbepflanzung

        Bildquelle: Eigene Darstellung nach Evelyn Trachsel

        Kleinstrukturen erstellen

        Nisthilfen sind an den, in der Planung vorgesehenen, Standorten und in den festgelegten Qualitäten zu erstellen. Werden die Nisthilfen in die Fassade integriert, wird dies von den Bauunternehmen durchgeführt. Sind die Nisthilfen aussen an der Fassade anzubringen, ist dies vor der Anbringung der Rankhilfen zu tun.

        Erstellungs- und Entwicklungspflege durchfüren

        Die Erstellungs- und Anwachspflege beschränkt sich weitgehend auf die Entfernung von unerwünschten Gehölzen, Problempflanzen und invasiven gebietsfremden Arten. Diese sind möglichst frühzeitig und inklusive Wurzeln zu entfernen.

        Nach Möglichkeit sollte anfallendes Laub nicht entfernt werden, da dies als Mulch das Austrocknen des Bodens verzögert und wertvolle Nährstoffe zuführen kann [18].

        Neben der Art der Begrünungsform wird der Pflegeaufwand von der Pflanzenauswahl, Standort, Dimension und der Erreichbarkeit beeinflusst [1]. Bei Gerüstkletterpflanzen fallen Arbeiten, wie das Aufbinden und Leiten der Triebe an [3]. Besonders die Gruppe der Spreizklimmer erfordert ein regelmässiges Festbinden an der Rankhilfe. Dabei werden junge Triebe in die gewünschte Wuchsrichtung umgelegt und festgebunden.

        In den ersten 3 Jahren sollten die Kletterpflanzen während sommerlichen Trockenperioden durchdringend (10 bis 20 L/m2) gegossen werden.

        Pflege

        Mindestens 1 Mal pro Jahr Sichtkontrolle

        Triebe anbinden, lenken, schneiden, bei Bedarf abwickeln und neu aufbinden

        Rankhilfe nicht mit pflanzenschädigenden Mitteln pflegen

        Bewässern nur bei Bedarf, wenn möglich mit Niederschlagwasser

        Düngen nur bei Bedarf und mit organischem Langzeitdünger oder Kompost

        Umfangreiche Pflege- und Schnittmassnahmen nur zwischen Oktober und Februar durchführen (Clematis-Arten direkt nach der Blüte schneiden)

        Naturnahe Pflege

        Pflegemassnahmen fallen je nach Zuwachs der Pflanzen in unterschiedlichen Zeitabständen an. Es wird zumindest einmal pro Jahr eine Sichtkontrolle empfohlen. Eine zusätzliche Bewässerung ist in der Regel dann notwendig, wenn die Pflanzen im Traufschatten, in einer stark asphaltierten Umgebung oder in Trögen gesetzt werden oder langanhaltende Trockenheit herrscht. Eine Nährstoffgabe wird bei Pflanzungen empfohlen, wo kein natürlicher Bodenaustausch stattfinden kann (z.B. bei Trogbepflanzungen).

        Die wichtigsten Pflegemassnahmen sind das Lenken und Zurückschneiden der neuen Triebe, Totholzbeseitigung und gegebenenfalls das Anbinden von Jungtrieben sowie das Spannen oder Lockern der Kletterhilfe. Einzelne Pflanzenarten (z.B. Glyzienen (Wisteria sinensis), Baumwürger (Celatrus orbiculatus), Pfeifenwinde (Aristolochia macrophylla)) besitzen starkes Wachstum und können dadurch Spannungen auf Geländer oder Regenrinne ausüben. Daher sollten diese Arten regelmässig gepflegt werden. Eine fachgerechte Pflege ist auch nötig, um eine Überwucherung des Gebäudes zu verhindern, welches bei starkwachsenden Pflanzen vorkommen kann.

        Arten mit der Tendenz zu starker Totholzbildung sollten zur Verbesserung der Vitalität regelmässig gekürzt werden. Besonders sollte auf die Freihaltung von Fenster- und Türöffnungen sowie von Entwässerungs- und technischen Einrichtungen in der Bausubstanz geachtet werden.

        Massnahmen naturnahe Pflege im Jahresverlauf

        Die Auswahl der Pflegemassnahmen für Vertikalbegrünungen erfolgt entsprechend der Definition des individuellen SOLL-Zustandes der Bepflanzung. Für die Pflegenden vor Ort gilt es abzuwägen, wie stark das ökologische Potential ausgeschöpft werden kann, ohne die Anforderungen an Gestaltung und Sicherheit zu beeinträchtigen.

        Bei der Pflege von Vertikalbegrünungen sollte der Fokus auf die Verringerung des Ressourcenverbrauchs und den Erhalt der Gebäudesubstanz gelegt werden. Bei der Wahl der Pflegemassnahmen sind der IST-Zustand und mögliche Probleme der Vertikalbegrünung zu berücksichtigen.

        Zu den häufigsten Problemen gehören ungeeignete und verdichtete Böden sowie Störungen des Wasser- und Bodenlufthaushalts [19]. Diese wirken sich oft negativ auf die Pflanzengesundheit aus.

        Planungs- und Umsetzungshilfen

        Der Profilkatalog naturnahe Pflege vermittelt Fachwissen und Handlungsanleitungen zu sämtlichen Profilen. Das Praxishandbuch ist eine kompakte Kurzfassung des Kataloges. Im Jahrespflegeplaner sind die Pflegemassnahmen für alle Profile in einer Excel-Tabelle zusammengestellt.

        Massnahmen im Detail

        Sichtkontrolle durchführen

        Da die meisten Gehölzpflanzen der Vertikalbegrünung langsam wachsen, müssen die Pflegemassnahmen in unregelmässigen Abständen durchgeführt werden.

        Um die Vegetation und Rankhilfe zu überprüfen, ist mindestens einmal pro Jahr eine Sichtkontrolle durchzuführen. Dabei müssen die Pflanzengesundheit, der Zustand der Fassade und der Rankhilfen sowie die Freihaltung von Fenstern, Entwässerungen, Belüftungen etc. kontrolliert werden.

        Triebe anbinden, lenken und schneiden

        Das Freihalten von Fenstern, Türen, Entwässerungen, Entlüftungen und anderen funktionalen Fassadenelementen gehört zu den wichtigsten Pflegeaufgaben.

        Problematische Triebe der Vertikalbegrünung müssen regelmässig zurückgeschnitten werden. Sobald die Gefahr besteht, dass lichtfliehende Pflanzentriebe in Risse, Spalten, hinterlüftete Fassadenteile oder Dächer einwachsen, müssen sie entfernt werden, da ansonsten Schäden am Gebäude entstehen können.

        Da begrünte Fassaden Vögeln Nist- und Lebensräume bieten, dürfen sie während der Brutzeit, zwischen März und September, nicht zurückgeschnitten werden.

        Neben dem Freihalten von wichtigen Strukturen muss auch ein regelmässiger Pflegeschnitt durchgeführt werden. Je nach Pflanzenart und Pflegeziel ist dieser unterschiedlich. Wird z.B. eine blütenreichere Glyzinie (Wisteria sinensis) oder Trompetenblume (Campsis radicans) angestrebt, muss diese jedes Jahr stark, mittels Zapfenschnitt, zurückgeschnitten werden.

        Efeu (Hedera helix) muss regelmässig verjüngt werden, da die Altersform der Pflanze keine Haftwurzeln mehr bildet und sich dadurch die Begrünung von der Fassade lösen kann.

        Rankhilfen pflegen

        Da Fassadenpflanzen sehr alt werden können, muss die Rankhilfe dauerhaft, stabil und sicher sein. Um dies zu gewährleisten, ist die Rankhilfe regelmässig zu pflegen. Besteht die Rankhilfe aus Stahlseilen, müssen diese bei Bedarf nachgespannt werden. Bei der Pflege der Rankhilfe ist darauf zu achten, keine pflanzenschädigenden Stoffe zu verwenden. Dies gilt speziell für Rostschutzanstriche bei Metall- und Imprägnierungsmittel bei Holzrankhilfen [12].

        Um den Vogelschutz zu gewährleisten, sollte die Pflege der Rankhilfe ausserhalb der Brutzeit, also zwischen Oktober und Februar, erfolgen.

        Wässern

        Eine Bewässerung ist in der Regel bei Pflanzen nötig, die im Traufschatten von Dächern, in einer stark asphaltierten Umgebung ohne genügend Sickerwasser oder in Pflanzgefässen wachsen. Zudem kann bei langanhaltender Trockenheit eine Bewässerung nötig sein. Im Gegensatz zu laubabwerfenden Pflanzen benötigen immergrüne auch während den kalten Wintermonaten ausreichend Wasser.

        Düngen

        Die Düngung von Vertikalbegrünungen ist in der Regel nicht nötig. Meist tritt ein Nährstoffmangel auf, wenn den Pflanzen zu wenig durchwurzelbarer Raum zur Verfügung steht. In diesem Fall kann mit Kompost oder organischem Langzeitdünger gemäss der Betriebsmittelliste des FiBL gedüngt werden [12].

        Winterschutz ausführen

        Ein Winterschutz ist in der Regel nur situationsbedingt und nur bei neu gepflanzten, jungen, empfindlichen oder geschwächten Pflanzen notwendig. Als Frostschutz kann der Wurzelbereich in diesen Fällen mit Laub, Stroh oder Reisig abgedeckt werden [12].

        Instandsetzung

        Die Instandsetzung bei Vertikalbegrünungen umfasst vorwiegend den Ersatz von nicht etablierter Vegetation.

        Bei einzelnen Ausfällen werden die Pflanzen ersetzt. Ob mit der gleichen Art ersetzt wird, ist abhängig vom Grund des Ausfalles und ob es sich um standortangepasste Arten handelt: Ist die ausgefallene Pflanzenart nicht für die Standortbedingungen (z.B. Substrateigenschaften, Windexposition) geeignet, sollte eine andere Art verwendet werden.

        Bei grösseren Ausfällen gilt es zuerst, die Ursachen zu evaluieren. Sehr alte Pflanzen, die aus der Wurzelbasis nicht mehr nachtreiben und unten verkahlen können durch neue Pflanzen ersetzt werden.

        Beschädigte Kletterkonstruktion müssen repariert oder einzelne Teile der Kletterkonstruktion ausgewechselt werden.

        Sanierung

        Die Kletterpflanzen einer Vertikalbegrünung können sehr alt werden. Je älter die Vertikalbegrünung ist, desto höher ist auch ihr ökologscher Wert. Bei der Sanierung der darunterliegenden Mauer muss die Begrünung meist entfernt werden.

        Gewisse Begrünungen können bei einer Mauerwerkssanierung jedoch durch eine Fachfirma kurzzeitig abgenommen werden, um sie so über die Sanierung hinaus zu erhalten [12]. Dies sollte ausserhalb der Nistzeit von Vögeln zwischen September und März umgesetzt werden, sodass keine Nester, Eier oder Jungvögel gestört werden.

        Entwicklung und Förderung

        Artenarme Vertikalbegrünungen sind nach Möglichkeit zu vielfältigeren Vertikalbegrünungen weiterzuentwickeln, um den Nutzen und das ökologische Potenzial zu erhöhen. Dafür können sie mit verschiedenen Pflanzenarten und mit Nisthilfen ergänzt werden.

        Rückbau

        Junge Kletterpflanzen wiederverwenden

        Wiederverwendung von Kletterkonstruktionen prüfen

        Wiederverwendung von Nisthilfen prüfen

        Massnahmen im Detail

        Pflanzen wiederverwenden

        Jüngere Kletterpflanzen können zurückgeschnitten, von der Kletterkonstruktion entfernt und ausgegraben werden. Danach können sie an einem neuen, vergleichbaren Standort wiederverwendet werden.

        Kletterkonstruktionen wiederverwenden

        Werden Kletterkonstruktionen zurückgebaut, können diese bei anderen Vertikalbegrünungen wiederverwendet werden. Es muss sichergestellt werden, dass sich diese in einem guten Zustand befinden und alle Pflanzteile entfernt werden.

        Nisthilfen wiederverwenden

        Wird das Gebäude, an dem sich die Vertikalbegrünung befindet, rückgebaut, sind die verwendeten Nisthilfen zu reinigen und nach Möglichkeit bei einem Neubau am gleichen Ort oder an einem anderen Gebäude wiederzuverwenden.

        Dabei müssen die Bestimmungen bezüglich Tierschutz eingehalten werden. Weitere Informationen unter Wildtiere im Siedlungsgebiet.

        Bestimmungen

          Gesetzliche und planerische Grundlagen für die Planung, Realisierung, Pflege und Rückbau (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

          • Chemikalienverordnung (ChemV)
          • Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV)
          • Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV)
          • Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer (GSchG)
          • Brandschutzvorschriften der Vereinigten Kantonalen Feuerversicherungen

          Quellen

          1

          Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) (Hrsg.). (2018). Fassadenbegrünungsrichtlinien—Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Wand- und Fassadenbegrünungen.

          2

          Pfoser, N. (2018). Vertikale Begrünung: Bauweisen und Planungsgrundlagen zur Begrünung von Wänden und Fassaden mit und ohne natürlichen Boden-/Bodenwasseranschluss. Verlag Eugen Ulmer.

          3

          Köhler, M., Ansel, W., Appl, R., Betzler, F., Köhler, Prof. Dr. M., Mann, Dr. G., Ottelé, Dr. M., & Wünschmann, S. (2012). Handbuch Bauwerksbegrünung. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG.

          4

          Pfoser, N. (2016). Fassade und Pflanze. Potenziale einer neuen Fassadengestaltung [Technische Universität Darmstadt]. https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/

          5

          Stadt Zürich. (2020). Fachplanung Hitzeminderung (S. 214). Grün Stadt Zürich.

          6

          Pitha, U., Scharf, B., Enzi, V., Oberarzbacher, S., Hancvencl, G., Wenk, D., Steinbauer, G., Oberbichler, C., Lichtblau, A., Erker, G., Fricke, J., Haas, S., Enzi, V., & Preiss, J. (2013). Leitfaden Fassadenbegrünung.

          7

          Winkler, A., Leutert, F., & Pfaendler, U. (1995). Leitfaden Umwelt: Naturnahe Gestaltung im Siedlungsraum. Bern: Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL).

          8

          Rieder, M. (2014). Kletterpflanzen zur Fassadenbegrünung – Mehr als nur grüne Fassade. Die Wiener Volkshochschulen GmbH.

          9

          Tschäppeler, S., & Haslinger, A. (2021). Natur braucht Stadt—Berner Praxishandbuch Biodiversität. Haupt Verlag.

          10

          GrünStadt Zürich. (2021). Pflanzen zur Begrünung von Aussenfassaden in Zürich.

          11

          Buholzer, S., Nobis, M., Schönenberger, N., & Rometsch, S. (2014). Liste der gebietsfremden invasiven Pflanzen der Schweiz (Info Flora, Hrsg.).

          12

          Scholl, I., Zahner, M., & Kull, R. (1997). Bauen mit Natur Fassadenbegrünung. Umweltschutzamt der Stadt St. Gallen & Beauftragter für Umweltschutz der Stadt Winterthur.

          13

          Scholl, I. (2015). Fassadenbegrünung Leitfaden (Natur findet Stadt, S. 12 Seiten). Stadt St. Gallen, Amt für Umwelt und Energie, Gartenbauamt, Stadtplanungsamt. https://www.stadt.sg.ch/

          14

          Dopheide, R., Hollands, J., Knoll, B., Korjenic, A., Mitterböck, M., Pitha, U., Renkin, A., Schierfermair, F., Stangl, R., Skolek, P., Süss, I., & Weiss, O. (2021). Greening UP! Nachhaltige Grünpflege, Wartung, Instandhaltung von Vertikalbegrünungen inklusive rechtlicher Aspekte.

          15

          Grün Stadt Zürich. (2021). Checkliste zu Vorgaben und Verfahren bei Vertikalbegrünungen.

          16

          Mathiassen, K. (2022). GVZ-Info (GVZ Gebäudebersicherungs Kanton Zürich, Hrsg.). https://www.gvz.ch/

          17

          Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL). (2018). Dachbegrünungsrichtlinien – Richtlinien für die Planung, Bau und Instandhaltungen von Dachbegrünungen. (S. 120 Seiten) [Broschüre]. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL).

          18

          Finke, C., & Osterhoff, J. (Hrsg.). (2001). Fassaden begrünen: Ratgeber für Gestaltung, Ausführung und Pflanzenwahl. Blottner.

          19

          Mahabadi, M. & Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL). (2000). Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL).

          20

          Scholl, I. (2013). Natur findet Stadt – Naturnahe Umgebung. Stadt St.Gallen, Amt für Umwelt und Energie, Gartenbauamt, Stadtplanungsamt.