In Kürze
Die Bedeutung von Strassenbäumen für die Biodiversität und das Siedlungsklima steigt mit zunehmendem Alter, Kronenvolumen, der Gestaltung sowie Vernetzung des Umfeldes und ist abhängig von der Pflanzenwahl.
Kurzdefinition
Als Strassenbäume werden Bäume entlang von Haupt-, Neben- und Quartierstrassen oder an Standorten mit erschwerten Bedingungen (z. B. intensive Nutzung, Unterbauten) bezeichnet. Die Wuchsform der Strassenbäume muss an das erforderliche Lichtraumprofil und andere Anforderungen angepasst werden.
Biodiversitätsförderung
Wird das Profil wie auf dieser Seite beschrieben geplant, realisiert und gepflegt, weist es folgende Potenziale auf:
hoch = • • • • • tief = • negativ = (•)
Ökologische Vernetzung
• • •
Lebensraum für Wildtiere
• • •
Lebensraum für Wildpflanzen
• •
Ökologischer Ausgleich
• • •
Anforderungen
Grundanforderungen
Mit der Erfüllung dieser Grundanforderungen wird die Biodiversität dieses Profils gefördert.
Saat- und Pflanzgut
Standortgerechte Bäume
Hohe Artenvielfalt
> Stufe 2 Biodiversitätsindex (Strassenbäume)
Keine invasiven Neophyten
Aufbau
> 36 m3 durchwurzelbarer Raum pro Baum, inkl. Wurzelkorridore
Unterpflanzung
Unterirdische Vernetzung (Wurzelkorridore)
Pflege
Möglichst gemäss Prinzipien naturnahe Pflege
Artgerechter, schonender Rückschnitt
Berücksichtigung von Verkehrssicherheit und Lichtraumprofil
Baumpflege durch zertifizierte Baumpfleger:innen
Nutzung
Keine aktive Nutzung
Standort
Schattig bis sonnig
Sehr trocken bis feucht
Erhöhte Anforderungen
Mit der Erfüllung dieser erhöhten Anforderungen wird die Biodiversität noch stärker gefördert.
Saat- und Pflanzgut
> Stufe 3 Biodiversitätsindex (Strassenbäume)
Grösse Pflanzgrube
0.75 m3 Wurzelraum pro 1 m3
Kronenvolumen
Pflege
Gemäss Prinzipien naturnahe Pflege
Faktenblatt
Das Wichtigste ist in diesem Faktenblatt zusammengestellt.
Definition
Als Strassenbäume werden Bäume entlang von Haupt-, Neben- und Quartierstrassen oder an Standorten mit erschwerten Bedingungen (z.B. intensive Nutzung, Unterbauten) bezeichnet. Die Wuchsform der Strassenbäume muss an das erforderliche Lichtraumprofil und die Platzverhältnisse angepasst werden.
Strassenbäume sind grossem Stress (Hitze, Trockenheit, Streusalz, Verdichtung) ausgesetzt. Liegen sie als beidseitige Baumreihe entlang von Wegen, Strassen oder Plätzen, spricht man von einer Allee [1].
Die Empfehlungen in diesem Profil gelten ebenfalls für Bäume, die nicht direkt an Strassen, aber an anderen Standorten mit erschwerten Bedingungen stehen, wie beispielsweise einem chaussierten Platz oder über einer Tiefgarage und anderen Unterbauten.
Potenzial
Wird das Profil wie auf dieser Seite beschrieben geplant, realisiert und gepflegt, weist es folgende Potenziale auf:
hoch = • • • • • tief = • negativ = (•)
Ökologische Vernetzung
• • •
Lebensraum für Wildtiere
• • •
Lebensraum für Wildpflanzen
• •
Ökologischer Ausgleich
• • •
Hitzeminderung
• • • • •
Verbesserung Luftqualität
• • • • •
Versickerung und Wasserretention
• • • •
Bodenschutz und Versiegelung
• • •
aktive Nutzung
•
passive Nutzung und Aufenthaltsqualität
• • • • •
Nutzung, Gestaltung und ökologisches Potenzial
Strassenbäume haben eine wichtige Bedeutung für die Biodiversität im Siedlungsgebiet und bringen vielseitigen Nutzen für die Bevölkerung.
Die ökologische Bedeutung von Strassenbäumen liegt vorwiegend in der Erschliessung der vertikalen Dimension sowie zur Vernetzung, als Trittsteinelement und als Nahrungsgrundlage [4]. Das ökologische Potenzial der Bäume ist stark von der Umgebung abhängig.
Strassenbäume binden und filtern Feinstaub, bremsen die Windgeschwindigkeit, spenden Schatten, wirken kühlend, regulieren den Wasserhaushalt, dienen der optischen Orientierungs- und Richtungshilfe, wirken sich positiv auf die Psyche aus und dienen als Habitat für andere Lebewesen. [5][6][7]
Alte Bäume sind aus ökologischer Sicht besonders wertvoll (siehe auch: Parkbaum) und somit nach Möglichkeit zu erhalten. Das ökologische Potenzial von alten Parkbäumen erreichen Strassenbäume eher nicht, da sie häufig unter Stress stehen, zu früh vergreisen und absterben. Die Gründe hierfür sind unter anderem abiotische Stressoren wie Hitze, Trockenheit, Verdichtung, Luftmangel sowie Baumassnahmen, Stress, Krankheiten, Luftverschmutzung, gestörter und beengter Wurzelraum, Verkehrssicherungsmassnahmen und versiegelte Baumscheiben [10][11].
Eine Verbesserung des Standorts verringert den Stress und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Baum ein hohes Alter erreicht. Dadurch verbessert sich die Fähigkeit des Baumes, effektive Ökosystemdienstleistungen zu erbringen und als Lebensraum für andere Organismen zu dienen.
Durch Bepflanzung der Baumscheiben mit einheimischen und standortgerechten Blütenpflanzen wird die Artenvielfalt gefördert und der Standort aufgewertet. Die Pflanzen können das Laub zurückhalten, begünstigen das Bodenklima und fördern die Baumgesundheit, da sie die Belüftung, den Wasserhaushalt sowie das Bodenleben verbessern und Nährstoffe binden. Weiter wirken sie dank farbenfroher Blüten sowie Strukturvielfalt als Gestaltungselemente. [12][17]
Wird die Baumscheibe nicht bewusst bepflanzt, dient sie der Spontanvegetation als Lebensraum und als vernetzendes Element [18], wobei die Problematik von invasiven gebietsfremden Pflanzenarten zu beachten ist.
Den positiven Leistungen stehen, in Abhängigkeit von Management, Arten- und Standortwahl, negative Effekte (ecosystem disservices) gegenüber [19]: Die Verkehrssicherheit (Bruch- und Standsicherheit, Totholz) der Bäume ist im Strassenraum im Besonderen zu nennen. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer:innen steht bei der Baumpflege an oberster Stelle.
Bei der Bepflanzung von stark befahrenen Strassen ist zu beachten, dass weiterhin eine möglichst gute Durchlüftung bestehen bleibt, da der verminderte Luftaustausch ansonsten lokal zu einer erhöhten Schadstoffkonzentration führen kann [20][21][22][23].
Typische Strassenbäume
Die Auswahl der Strassenbäume hat in erster Linie nach dem Prinzip der Funktionsfähigkeit zu erfolgen. Das heisst, die Baumart muss den extremen Standortbedingungen genügen, auf die gegebenen unter- und oberirdischen Platzverhältnisse und die gestalterische Funktion abgestimmt sein. Biodiversitätsförderung soll dennoch ein wichtiger Aspekt bei der Artenwahl sein [24].
Aufgrund der besonderen Bedingungen im Strassenraum muss die Verwendung nicht-heimischer Arten in Betracht gezogen werden, wenn keine geeigneten heimischen Arten zur Verfügung stehen.
Hilfreiche Instrumente zur Auswahl der Pflanzenarten sind im Kapitel Arten auswählen aufgeführt.
Beispiele Pflanzenarten
Im Folgenden werden Laubbaumarten mit einem Biodiversitätsindex > 4 aufgeführt [8]. Diese Arten sind besonders wertvoll, auch für die Biodiversitätsförderung [8]. Nadelbäume sind als Strassenbäume grundsätzlich nicht empfehlenswert.
Eine durchmischte Pflanzung erhöht die Biodiversität und die Resilienz gegenüber Schadorganismen [25].
Obstbäume können entlang von Strassen nur bei einem ausreichend breiten Grünstreifen, beispielsweise an Neben- und Quartierstrassen, verwendet werden.
Die nachfolgende Auflistung ist als eine Auswahl von Beispielen zu verstehen.
Laubbäume
Feldahorn (Acer campestre), Stieleiche (Quercus robur), Traubeneiche (Quercus petraea), Silber-Weide (Salix alba), Winterlinde (Tilia cordata), Sommerlinde (Tilia platyphyllos), Holländische Line (Tilia x europaea)
Wildobst
**=Biodiversitätsindex > 4
Süsskirsche (Prunus avium**), Traubenkirsche (Prunus padus), Elsbeerbaum (Sorbus torminalis **), Speierling (Sorbus domestica)
Typische Tiere
Die nachstehende Tabelle enthält Tiere, die durch optimal verwendete Strassenbäume, auch als vernetzende Struktur oder Trittsteinelement, gefördert werden können. Die Unterpflanzung, Umgebung und weitere Strukturen sind hierfür wichtige Voraussetzungen.
Beispiele Tierarten
Diese Auflistung ist als eine Auswahl von Beispielen zu verstehen. Mit der naturnahen Gestaltung und Pflege von Strassenbäumen lassen sich zahlreiche weitere Arten(-gruppen) fördern.
Vögel
Buntspecht (Dendrocopos major), Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla), Kleiber (Sitta europaea), Girlitz (Serinus serinus), Kohlmeise (Parus major), Feldsperling (Passer montanus), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Ringeltaube (Columba palumbus)
Säugetiere
Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii), Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)
Käfer
Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata), Scharlachroter Feuerkäfer (Pyrochroa coccinea)
Wildbienen
Hahnenfuss-Scherenbiene (Chelostoma florisomne), Gartenhummel (Bombus hortorum), Steinhummel (Bombus lapidarius), Wiesenhummel (Bombus pratorum), Baumhummel (Bombus hypnorum), Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)
Schmetterlinge
Tagpfauenauge (Aglais io), C-Falter (Polygonia c-album), Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album), Admiral (Vanessa atalanta)
Problemtiere
Da der Wert von Strassenbäumen für die Biodiversität, aber auch für Ökosystemleistungen wie z.B. Klimaregulierung und Erholung mit dem Alter steigt, muss möglichen Schäden durch Problemtiere frühzeitig entgegengewirkt werden. Dies kann beispielsweise durch die Förderung der Vitalität der Bäume und der natürlichen Feinde (erhöht durch eine naturnahe Umgebung) erfolgen.
Die folgenden aufgeführten Tierarten können Schäden an Strassenbäumen anrichten oder sich schädlich auf die Gesundheit von Menschen auswirken:
Asiatischer Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis)
Massenhaftes Absterben von Laubhölzern
Blausieb (Zeuzera pyrina)
Ausbohrlöcher, kann zum Absterben des Baumes führen
Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)
Starke allergische Reaktionen bei Menschen und Tieren auf Haare des Eichen-Prozessionsspinners
Eichensplintkäfer (Scolytus intricatus)
Absterben von jungen Eichen
Kiefern-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pinivora)
Starke allergische Reaktionen bei Menschen und Tieren auf Haare des Kiefern-Prozessionsspinners
Ulmensplintkäfer (Scolytus sp.)
Überträgt Ophiostoma novo-ulmi, den Verursacher vom Ulmensterben
Standort
Bäume entlang von Strassen und auf Flächen mit erschwerten Bedingungen (z.B. chaussierter Platz, Unterbauten) sind in der Regel hohen Belastungen ausgesetzt.
Die Belastungen unterscheiden sich je nach Standort und Nutzung stark. So sind Standorte entlang von Hauptverkehrsstrassen für Bäume in den meisten Fällen wesentlich unwirtlicher als entlang von Nebenstrassen oder innerörtlichen Verbindungswegen.
An Orten mit hohem Nutzungsdruck ist das Umfeld häufig vollständig anthropogen verändert und der Boden weist keine natürlichen Horizonte auf. Die Beschaffenheit des Standortes ist somit das Ergebnis vergangener Bautätigkeiten und vielerorts von unterirdischen Leitungen und Trassen durchzogen.
Ober- und unterirdische Störungen und Einschränkungen sowie Verkehrsimmissionen, Tausalze, Bodenverdichtung und Platzmangel sind die Regel. Hinzu kommen erhöhte Temperaturen und Trockenstress. In der Folge vergreisen und sterben Bäume im Strassenraum häufig verfrüht ab. Durch die Schaffung von besseren unterirdischen Verhältnissen und durch die Auswahl geeigneter Baumarten lässt sich dieses Risiko vermindern. [10][11][12][13]
Zielbild
Die Bäume sind möglichst biodivers, vital, verkehrssicher und das erforderliche Lichtraumprofil ist vorhanden. Die Sichtbarkeit von Verkehrsanlagen ist gewährleistet. Ein Kompromiss zwischen Durchlüftung und Beschattung ist durch einen stufigen Aufbau, Dichte und Grösse der Belaubung, sowie den gewählten Abstand der Strassenbäume gegeben.
Die Baumscheiben sind funktions- und standortgerecht bepflanzt und werden möglichst naturnah gepflegt [14][16][30]. Je nach Standort wird der Baum (zusätzlich) durch mechanische Vorrichtungen geschützt [31].
Die Integration von naturnahen Strukturen verbessert die Nistmöglichkeiten für Organismen wie Wildbienen oder Vögel [32]. Baumfremder Bewuchs wie Efeu schafft mehr Nischen und Futterquellen für Wildtiere und wird nur entfernt, wenn durch ihn ein Sicherheitsrisiko (inkl. Einschränkung der Baumkontrolle) entsteht.
Die Strassenbäume stehen in Verbindung mit verschiedenen anderen Grünräumen und -elementen, wodurch ein Netzwerk an unterschiedlichen Habitatstrukturen und eine zusammenhängende grüne Infrastruktur entsteht.
Die Strassenbäume samt der Baumgruben sind idealerweise Teil des Regenwassermanagements [33].
Strassenbäume sind ihrer Funktion entsprechend, standortangepasst, aufgrund von Klimaresilienz und hohem Wert für die Biodiversität ausgewählt. Die individuellen Gegebenheiten vor Ort sind berücksichtigt und ausreichend durchwurzelbarer Raum ist vorhanden [34].
Strassenzüge und auch andere Flächen mit erschwerten Standortbedingungen sind mit verschiedenen Baumarten bepflanzt [5][8][35].
Beispiele
Sammlung von Beispielen, die im Siedlungsgebiet von Schweizer Gemeinden und Städten angelegt wurden.
Planung
Boden- und Standortanalyse für Bepflanzungskonzept vornehmen
Bestehende Strassenbäume nach Möglichkeit erhalten
Funktion und Bedürfnisse klären und priorisieren
Potenzial von standortgerechten und einheimischen Baumarten ausschöpfen und hohe Pflanzenvielfalt anstreben
Grosse und mittelkronige Baumarten mischen
Durchwurzelbaren Bereich und Baumscheibe ausreichend gross vorsehen, vor Störungen schützen, Wurzelkorridore planen
Baumgruben und Wurzelkorridore in blaue-grüne Infrastruktur einbeziehen (Schwammstadt)
Unterpflanzung mit schattierenden und laubschluckenden Pflanzen vorsehen und fördern
Kleine Pflanzgrössen einplanen
Pflege von Beginn an mitberücksichtigen
Massnahmen im Detail
Fachpersonen beiziehen
Bei der Planung von Strassenbäumen sind frühzeitig ausgewiesene Fachleute beizuziehen.
Folgende Verzeichnisse bieten Hilfestellung bei der Suche nach Fachkräften:
Vorhandenen Baumbestand erhalten
Wichtiges Ziel einer nachhaltigen Grünraumentwicklung ist es, Bäume als zentrale Grünstruktur im Siedlungsgebiet möglichst lange zu erhalten. Mit zunehmendem Alter steigt ihre Bedeutung als Lebensraum [26] und ihre allgemeinen Ökosystemleistungen nehmen zu.
Innerhalb des Planungsprozesses muss der Baumbestand frühzeitig durch Fachpersonen erfasst und dessen Erhaltungswürdigkeit individuell beurteilt werden. Zu betrachten sind Alter, Baumart, Gesundheitszustand (Vitalität), ökologischer Wert und Entwicklungspotenzial. Die notwendigen Massnahmen zum Erhalt der Bäume sowie der erforderlichen Verkehrssicherheit werden während dieses Vorgangs festgelegt.
Massnahmen zur Verbesserung des Baumumfelds, wie Entsiegelung oder Belüftung, sind sinnvoll und wichtig.
Können Strassenbäume nicht erhalten werden, sollte mit der Planung der Ersatzpflanzung möglichst früh begonnen werden.
Ersatzpflanzung planen
Ersatzpflanzungen sind frühzeitig und vorausschauend zu planen, sodass beim Erkennen von Bäumen mit nur noch geringem Lebenshorizont mögliche Ersatzpflanzungen mit Jungbäumen rechtzeitig geplant und durchgeführt werden können.
Fallen Strassenbäume in einem älteren Bestand aus und sollen ersetzt werden, so müssen zuerst die Ursache für den Ausfall und die für eine Nachpflanzung notwendigen Schritte geklärt werden. Mögliche Ursachen können beispielsweise Alter, eine falsche Artenwahl, Beschädigung durch Baumassnahmen, Gaslecks, Grundwasserabsenkungen, Krankheiten/Schädlinge, Bodenverdichtung, Vernässung und Immissionen sein [31].
Beim Entfernen einzelner Bäume in gleichartigen Alleen und Baumgruppen können neue Baumarten eingebracht werden. Dies fördert nicht nur die Artenvielfalt und Pflanzengesundheit, sondern kann auch eine Möglichkeit darstellen, auf Klimaveränderungen und die daraus resultierenden Standortfaktoren zu reagieren [24].
Böden in der Umgebung der Bäume sind nach Möglichkeit zu entsiegeln und einzelne Baumscheiben möglichst zu durchgehenden Baumstreifen zu verbinden [36].
Standort beurteilen und auswählen
Die spezifischen Belastungen am Strassenstandort oder an anderen Standorten mit erschwerten Bedingungen (z.B. intensive Nutzung, Unterbauten) müssen ermittelt und bei der Baumartenwahl berücksichtigt werden.
Zu den standortspezifischen Bedingungen gehören derzeitige und zukünftige klimatische Verhältnisse (Sonneneinstrahlung, Temperatur, Wind, Niederschlag), die Bodeneigenschaften (z.B. Bodenbeschaffenheit, Nährstoffgehalt, pH-Wert) und weitere Faktoren (z.B. Tausalze, Immissionen, Nutzungsdruck, Hundeurin) [31][37][38].
Die Begrünung von Unterbauten entspricht im Prinzip einer Dachbegrünung (semi-intensive bis intensive Begrünung), mit dem Unterschied der weniger exponierten Lage als auf dem Dach eines Gebäudes [39]. Die Eigenschaften des unterirdischen Bauwerkes sind im Rahmen der Planung in bau- und vegetationstechnischer Hinsicht festzustellen und zu bewerten [40].
Erschwerte Standortbedingungen für Strassenbäume
Nutzung, Funktion und Dimensionierung klären
Um zu beurteilen, welche Strassenbäume geeignet sind, sind die vorgesehenen Nutzungen und Funktionen zu klären und mit den Potenzialen von Strassenbaumarten abzugleichen.
Ökologie
Ökologische Vernetzung
Ökologischer Ausgleich
Wasserretention
Effekt auf Mikroklima (Kühlung, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung, Schatten)
Weitere Ökosystemdienstleistungen (z.B. Staub- und Schadstofffilterung)
Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Gestaltung
Stellflächen für ruhenden Verkehr gliedern und beschatten
Räume und Nutzungsbereiche voneinander abgrenzen, abschliessen oder verbinden, Funktion verdeutlichen
Optische Führung/Bezugspunkte
Strassenhierarchie verdeutlichen (Haupt-, Neben-, Quartierstrassen)
Nutzung
Naturerlebnis
Erholung
Schatten und Kühlung
Hinsichtlich der Kronendimensionierung ist zu beachten, dass Baumarten ausgewählt werden, die nicht mehr als den zur Verfügung stehenden Raum in Anspruch nehmen. Nur so können Grenzabstände ohne grösseren Folgeaufwand eingehalten werden.
Als grobe Orientierung kann die Unterteilung in Bäume der 1.-3. Ordnung dienen [31]. Ist der Raum für volle Kronen nicht ausreichend, kann auf spezielle Wuchsformen (z.B. Säulenformen) ausgewichen werden [34].
Bäume 1. Ordnung
- Höhe: > 30 m
- Eignung: Hauptstrassen, breite Strassen
- Platzbedarf oberirdisch: 4000 m3
- Pflanzabstände (freie Kronenentwicklung): > 15 m
Bäume 2. Ordnung
- Höhe: < 20 m
- Eignung: Nebenstrassen, Parkplätze, Schichtung
- Platzbedarf oberirdisch: 1500 m3
- Pflanzabstände (freie Kronenentwicklung): > 10 m
Bäume 3. Ordnung
- Höhe: < 10 m
- Eignung: Nebenstrassen (Quartierstrassen), Schichtung
- Platzbedarf oberirdisch: 1000 m3
- Pflanzabstände (freie Kronenentwicklung): > 6 m
Neben dem Habitus sind Blatttextur und Blüte ebenfalls gestalterische Planungskriterien [10][31]. Der Habitus sowie die Freiraumgestaltung beeinflussen den späteren Pflegeaufwand und somit die Kosten hierfür [41]. Schmale Kronen sind leichter zu pflegen als ausladende.
Grenzabstände, Abstände zu Gebäuden und Strassen (Lichtraumprofil) unterliegen kantonaler Regelung. Der durchwurzelbare Raum ist unbedingt zu berücksichtigen. Als Faustregel für den Wurzelraumbedarf werden 0.75 m3 pro 1 m3 Kronenvolumen angenommen [38].
Auch in einem stark gestörten Umfeld (z.B. Strassenraum) wird mindestens 36m3 durchwurzelbarer Raum pro Baum dringend empfohlen [42].
Bei der Begrünung von unterirdischen Bauwerken lautet die Empfehlung für Kleinbäume (3. Ordnung) eine durchwurzelbare Aufbaudicke von mindestens 60 cm, für mittelhohe Bäume (2. Ordnung) mindestens 100 cm [40]. Grössere Bäume der 1. Ordnung können nur unter speziellen Voraussetzungen über unterirdischen Bauwerken gepflanzt werden.
Pflanzung planen
Eine Planung, die Grünräume in der Umgebung miteinbezieht und gezielt auf ober- und unterirdische Vernetzung der verschiedenen Grünstrukturen des Standorts und der weiteren Umgebung setzt, ist ein effektives Mittel der Biodiversitätsförderung.
Die Ausgestaltung und dauerhafte Verbesserung des Standorts muss bei der Planung miteinbezogen werden, um räumliche Konflikte zu verhindern und einen pflegeextensiven und funktionsfähigen Strassenbaumbestand zu erhalten. Hierzu muss neben dem ober- und unterirdischen Raumbedarf die dauerhafte Versorgung mit Luft, Wasser und Nährstoffen gewährleistet sein.
Pflanzungen in Verkehrsflächen erfordern eine Abstimmung der vegetationstechnischen Anforderungen mit den Anforderungen des Verkehrs, der Ver- und Entsorgungseinrichtungen sowie der Strassenbeleuchtung [31]. An Verkehrssignalen, Kurven, Kreuzungen und Ein- oder Ausfahrten sind die notwendigen Sichtverhältnisse zu gewährleisten und das Lichtraumprofil muss erfüllt sein.
Baumhöhe und Strassentyp bestimmen den empfohlenen Abstand vom Baum zur Strasse und zwischen den Bäumen sowie die Abstände von Pflanzen zu unterirdischen Werkleitungen, um Schäden an Wurzeln und Anlagen zu vermeiden. [1]
Zur Integration von Baumpflanzungen in eine blau-grüne Infrastruktur siehe Regenwassermanagement, Ökologische Vernetzung, Klimaanpassung, wo Details zu Hintergrund und Umsetzung zu finden sind.
Schäden durch Wurzeln verhindern
Bei Pflanzungen im Bereich unterirdischer Ver- und Entsorgungsleitungen muss folgendes berücksichtigt werden, damit keine Schäden durch oder an den Wurzeln entstehen [36][43]:
- Wichtig ist die Kommunikation und Abstimmung zwischen den verschiedenen Fachplanungen (Tiefbau, Pflanzung).
- Durch die Herstellung einer Pflanzgrube mit vegetationstechnisch günstigen Bedingungen, die Erweiterung des durchwurzelbaren Raumes ausserhalb der Pflanzgrube oder durch Belüftungs-/Wurzelgräben können Wurzeln weitgehend gelenkt und von den Leitungen ferngehalten werden.
- Zusätzlich sind gegebenenfalls Schutzmassnahmen gegen Beschädigungen einzuplanen. Im Leitungsgraben kann dies durch die Verwendung wurzelfester Rohrverbindungen und porenraumarmer Verfüllmaterialien geschehen. Demgegenüber sind Wurzelkorridore porenvolumenreich.
Arten auswählen
Um eine funktionierende Baumart für das jeweilige Umfeld zu finden und dabei zukünftige Klimaentwicklungen zu antizipieren, gibt es verschiedene Strategien und Hilfsmittel. Die Berücksichtigung des ursprünglichen Lebensbereiches der jeweiligen Baumarten sowie die regionalen Ökotypen (siehe Parkbaum: Naturverjüngung und Ökotypen) sind Teil dieser Strategien [3][44][45].
Mischpflanzungen sind ebenfalls eine wichtige Methode, da sie die Wahrscheinlichkeit eines Totalausfalls verringern, Schädlinge eindämmen und die Artenvielfalt erhöhen [24]. Aus diesen Gründen sollten in Zukunft nach Möglichkeit gemischte Alleen gepflanzt werden. Neben der Artenvielfalt ist auch eine genetische Vielfalt innerhalb der Arten anzustreben [46]. Daher sind wurzelechte Ökotypen den Sorten vorzuziehen.
Die Artenwahl wird in dieser Grafik zusammengefasst:
Die kombinierte Anwendung nachfolgender Hilfsmittel bietet Hilfestellung bei der Auswahl geeigneter Strassenbäume:
GALK-Strassenbaumliste
Enthält Informationen über verschiedene Baumarten und ihre Eignung für den Einsatz als Strassenbäume. Die Liste berücksichtigt dabei Faktoren wie Bodenansprüche, klimatische Ansprüche, Wuchs, Pflegeaufwand, ästhetische Aspekte und weitere.
Biodiversitätsindex 2021 für Stadtbäume im Klimawandel
Bewertet Baumarten nach ihrem Wert für die Biodiversität unter Berücksichtigung der Organismengruppen Moose, Flechten, Wildbienen, Käfer, Schmetterlinge, Vögel und Säugetiere. Die Bewertung der Strassenbaumarten liegt zwischen 5 (sehr wertvoll) und 1 (nicht wertvoll). Es wird empfohlen, Arten mit einem Biodiversitätsindex ab Stufe 2, jedoch besser ab Stufe 3 zu verwenden.
Invasive gebietsfremde Pflanzenarten sollen auf keinen Fall verwendet werden.
Im Bericht Biodiversitätsindex 2021 für Stadtbäume im Klimawandel sind sechs Empfehlungen zur Baumartenwahl unter Berücksichtigung der Biodiversität festgehalten.
- Alte Bäume erhalten, Ersatzpflanzungen planen
- Baumarten mit hohen Biodiverstitätsindex pflanzen
- Keine invasiven gebietsfremden Arten pflanzen
- Wildformen verwenden (unveredelt)
- Baumartenvielfalt gezielt fördern
- Baumumgebung naturnah planen und pflegen
Grundvoraussetzung bei der Auswahl von geeigneten Baumarten im Strassenraum sind die Gewährleistung der Sicherheit und langfristigen Funktionsfähigkeit.
Substrate auswählen
Die verwendeten Substrate müssen ein optimales Wurzelwachstum und die Versorgung der Strassenbäume mit Luft, Wasser und Nährstoffen gewährleisten [47].
Die Substrate werden entsprechend der zu erwartenden Belastung ausgewählt, um eine Verdichtung zu verhindern und die Funktion des Strassenbaumstandortes aufrecht zu erhalten.
Einige Städte und Gemeinden bevorzugen eigene Baumsubstrate, die den Ansprüchen der unterschiedlichen Situationen genügen [48][49].
Die Themen Wurzelführung mit Strassenbaumsubstraten, der Einsatz von Pflanzenkohle und das Konzept Schwammstadt werden zurzeit intensiv erforscht, z.B. an der ZHAW. [50]
Auch bei der Wahl des Substrates ist eine Fachperson beizuziehen.
Unterpflanzung planen
Ein Baum kann sein ökologisches Potenzial optimal entfalten, wenn seine Umgebung naturnah geplant, gestaltet und gepflegt wird [24]. Nicht nur die Artenvielfalt profitiert davon, sondern auch die Gesundheit des Baumes.
Naturnahe vielfältige Unterpflanzungen von Bäumen kühlen den Stammfuss und den Wurzelbereich, schützen vor Salzeintrag sowie mechanischen Schäden und wirken sich positiv auf das Bodenleben und den Wasserhaushalt aus [14][51]. Die Verwendung einer laubschluckenden Unterpflanzung kann ein wichtiger Bestandteil des Laubmanagements sein.
Soll eingesät oder gepflanzt werden, sind einheimische und standortgerechte Arten zu verwenden [30]. Auch eine spontan mit Wildpflanzen (Spontanvegetation) begrünte Baumscheibe kann für die Biodiversitätsförderung wertvoll sein, jedoch besteht dabei das Risiko für das Aufkommen von invasiven gebietsfremden Pflanzen.
Zur Planung von Unterpflanzungen siehe auch Staudenbepflanzung, Strauchbepflanzung, Blumenwiese, Hochstaudenflur.
Ausführung planen
Es gilt, die Stückzahl an Strassenbäumen und die notwendigen Massnahmen zur Vorbereitung der Pflanzungen zu ermitteln. Die Vorbereitungen umfassen beispielsweise die Zufahrt, die Art des Transportes, das Einrichten der Baustelle, die Vorbereitung des Bodens sowie die Lagerung der Pflanzen.
Ballierte und wurzelnackte Bäume sind im Normallfall im Herbst nach Laubfall oder im Frühling vor dem Einsetzen des Triebwachstums zu pflanzen [52].
Kosten schätzen
Erstellungskosten
Die Erstellungskosten für Strassenbäume und die Einbindung in ein Schwammstadt-Konzept sind verhältnismässig hoch. Dasselbe gilt je nach Ausführung für die Erstellung der Pflanzgrube, deren Ausstattung sowie die Befestigung und Sicherung von Baum und Baumscheibe.
Wird ein Unternehmen mit der Pflanzung beauftragt, kommen die Kosten für die Planung, Anfahrt, Pflanzung, Befestigung und Erstellungspflege hinzu. Für eine Kostenschätzung sind Offerten bei verschiedenen Unternehmen einzuholen. Dabei ist klar zu definieren, inwiefern die Erstellungs- und Entwicklungspflege der ersten Jahre ebenfalls in der Offerte enthalten sein soll.
Detaillierte Erstellungskosten können zum Beispiel basierend auf der Planung mit Greencycle kalkuliert werden.
Betriebs- und Unterhaltkosten
Die langfristigen Pflegekosten lassen sich aufgrund der Planung zum Beispiel mit Greencycle light berechnen.
Realisierung
Bestehende Strassenbäume während Bauphase schützen
Fachgerechter Transport und Entladung
Bestellung kontrollieren: Qualität, Herkunftsnachweis, Gesundheit, Schäden
Verzahnung der aufgelockerten Grubensohle mit dem eingebauten Substrat
Bäume in richtiger Höhe pflanzen; Wurzelanläufe sind nach Pflanzung sichtbar
Verankerung ermöglicht weiterhin leichte Bewegung von Krone und Stamm
Baumscheibe mit standortgerechten und einheimischen Pflanzenarten begrünen
Pflanzung im Herbst oder Frühling vor Austrieb
Giessmulde und Sonnenschutz
Während der Erstellungspflege nur bei langandauernder Trockenheit wässern, keine Düngung
Fachgerechte Jungbaumpflege gewährleisten
Massnahmen im Detail
Bäume beschaffen
Idealerweise dienen lokale Produktionsstandorte als erste Anlaufstelle, um Bäume zu beziehen. Bei unzureichendem Angebot muss auf ausländische Baumschulen ausgewichen werden. Ausschlaggebend dabei ist der Produktionsstandort der Bäume – dieser sollte der Winterhärte- und Klimazone des zukünftigen Pflanzstandorts entsprechen.
Es wird empfohlen, Bäume mit einem Stammumfang von 14/16 cm bis maximal 16/18 cm zu beziehen und zu pflanzen. Junge Bäume passen sich besser an standortspezifische Bedingungen an und sollten darum bevorzugt werden [10].
Die Bäume sollten im Freiland produziert worden und wurzelecht sein. Für Strassen empfehlen sich in Abhängigkeit des Pflanzzeitpunkts einmalig ballierte oder wurzelnackte Gehölze.
Es gelten die Qualitätsbestimmungen von Jardin Suisse [53].
Bäume transportieren
Beim Transport von Bäumen dürfen keine Pflanzenteile verletzt werden. Bei grösseren Exemplaren ist für das Entladen ein Gurt oder ein Transporthebenetz um den Wurzelballen und ein Gurt um den Stamm zur Führung zu befestigen. Bei Verwendung des Gurts sollte der Stamm beispielsweise durch Jute geschützt werden, um Verletzungen zu vermeiden.
In den Monaten März bis Mai ist das Kambium aufgrund des Saftflusses besonders empfindlich und Transporte sollten nicht stattfinden.
Werden die gelieferten Pflanzen länger als 48 Stunden gelagert, müssen der Wurzelballen bzw. die Wurzeln eingeschlagen (Planen, Strohmatten) oder mit Erde überdeckt und gewässert werden [54][55].
Die Zwischenlagerung an einem beschatteten Ort reduziert den Wasserbedarf.
Bestellung kontrollieren
Bei der Lieferung von Bäumen ist auf eine schadensfreie Anlieferung und Einhaltung der bestellten Qualität zu achten [31][55]. Bäume in ücschlechtem Zustand sollen zurückgewiesen werden. Alternativ kann der Schaden dokumentiert und Vorbehalte beim Lieferanten angemeldet werden.
Pflanzgrube erstellen
Ist der Luft- und Wasserhaushalt des Bodens nicht für Bäume geeignet oder zu stark mit toxischen Substanzen belastet, lässt sich durch Bodenaustausch ein gewisses Volumen an durchwurzelbarem Raum schaffen.
Die Pflanzgrube ist mit dem anstehenden Boden nach allen Seiten hin zu verzahnen.
Innerhalb der Pflanzgrube wird der Baum in ein Pflanzloch gepflanzt. Optimalerweise können sich die Baumwurzeln auch ausserhalb der Baumgrube horizontal und nach unten ausbreiten.
Je nach Nutzung des Standortes ist die Pflanzgrube nach oben hin offen (Pflanzgrubenbauweise 1) oder es befindet sich ein Teil der Pflanzgrube unterhalb von Bauwerken, beispielsweise Strassen (Pflanzengrubenbauweise 2) [36]. Die Grösse der Pflanzgrube richtet sich nach der Endgrösse des Baumes und sollte so gross als möglich sein (siehe Kapitel Nutzung, Funktion und Dimensionierung).
Beim Anlegen der Pflanzgruben ist zu berücksichtigen, ob Oberflächenwasser weiter versickern kann oder ob es Stauhorizonte gibt, die zu schädlicher Bodennässe führen. In diesem Fall sind Drainagen einzuplanen. [33][36]
Pflanzgrubenbauweise 1 – nicht überbaubar:
Die Verfüllung der Pflanzgrube reicht bis an den angrenzenden Boden und wird wenig oder nur geringfügig belastet. Sie kann beispielsweise in breiten Grünstreifen entlang von Strassen eingesetzt werden. Das verfüllte Substrat muss einen guten Wasser- und Lufthaushalt aufweisen und strukturstabil bis zu einem Einbau von mindestens 1,5 m sein. Der Wasser- und Lufthaushalt muss bei leichter Verdichtung aufrechterhalten werden. Abdeckungen sind nur in freitragender Weise möglich [36].
Pflanzgrubenbauweise 1, nicht überbaubar
Pflanzgrubenbauweise 2 – überbaubar (Strassen, Plätze)
Da an diesen Standorten die Pflanzgrube zumindest in Teilen überbaut wird und eventuell unter Verkehrsflächen liegt, muss das Substrat, auf welches der Oberbau der Überbauung aufgebracht wird, tragfähig sein und auch bei Verdichtung einen für den Baum ausreichenden Wasser- und Lufthaushalt aufweisen [36].
Pflanzgrubenbauweise 2, überbaubar
Baumgruben mittels Wurzelkorridor verbinden
Nach Möglichkeit sollten Bäume nicht einzeln, sondern in miteinander verbundenen Gruben gepflanzt oder durch (unterirdische) Gräben verbunden werden [33][36]. So entsteht ein grösseres Volumen für Wasser und durchwurzelbaren Raum. Ausserdem ermöglicht es grössere Mykorrhiza-Netzwerke zwischen den Bäumen, die gerade in Stresssituationen eine wichtige Rolle für das Überleben spielen [56][57].
Belüftung gewährleisten
Ist ein grosser Teil der Pflanzgrube überbaut, können Belüftungsmassnahmen erforderlich sein. Dies kann durch Tiefenbelüftung, aber auch Belüftungsgräben geschehen.
Eine Tiefenbelüftung lenkt die Wurzeln in die Tiefe, während Belüftungsgräben der horizontalen Lenkung der Wurzeln (z.B. in Richtung anderer Grünstreifen) dienen [36].
Es sollte möglichst kein Plastik verbaut werden. Ringbelüftungen aus Plastik wachsen innerhalb weniger Jahre zu, sind dann unwirksam und verbleiben im Boden.
Im oberen Bodenbereich fördert die Verwendung von zerkleinertem Astmaterial die Bewurzelung, Bodenlebewesen und dadurch die Belüftung.
Pflanzung ausführen
Die Pflanzung findet im Herbst oder kurz vor Frühlingsbeginn (März) statt. Der Wurzelballen wird von Drahtgeflecht und Jute befreit. Verletzte Wurzeln werden mit einer scharfen Baumschere entfernt. [55]
Der Baum wird senkrecht in das Pflanzloch (1,5 bis 2-mal so gross wie der Wurzelballen) platziert, ausgerichtet und der Boden bzw. das Substrat lagenweise eingebaut. Die Pflanzhöhe entspricht dem ursprünglichen Bodenniveau. [55]
Es ist darauf zu achten, dass die Wurzelanläufe auch noch nach der Setzung des Bodens (Substratabsenkung) über der Bodenoberfläche liegen [31][55].
Danach wird ein Giessrand erstellt und gewässert. Dies verbessert den Kontakt zwischen Wurzeln und Erdreich und verhindert einen kapillaren Bruch.
Erziehungsschnitt
Pflanzschnitte werden nicht empfohlen. Vielmehr soll im zweiten Standjahr beim vitalen Jungbaum mit dem Erziehungsschnitt begonnen werden. [55]
Baum verankern
Bis ein ausgedehntes Wurzelsystem die Standsicherheit des neu gepflanzten Baumes gewährleistet, ist eine Verankerung nötig. Die Verankerung ermöglicht, dass sich Krone und Stamm minimal bewegen können. Die Verankerung kann nach 2 bis 3 Jahren entfernt werden [31][55].
Stammschutz anbringen
Einige Baumarten (z.B. Ahorn, Linde) reagieren sensibel auf plötzliche Sonneneinstrahlung. Es kann zu flächigem Absterben der Rinde und Stammrissen kommen. Als Schutz können reflektierende Anstriche (z.B. Arbo-Flex) oder schattierende Matten (z.B. Bambus) dienen, die, in Abhängigkeit des Standorts, für eine Dauer von bis zu 10 Jahren belassen werden können [31][55].
Die Matten müssen regelmässig kontrolliert und gegebenenfalls vergrössert werden, um die Baumgesundheit zu gewährleisten. Bei schnellwüchsigen Baumarten sind Matten darum nicht empfehlenswert.
Baumscheibe bepflanzen
Die Grösse der Baumscheibe soll mindestens 6 m2 betragen und sie kann bepflanzt, spontanbegrünt (Achtung invasive gebietsfremde Pflanzenarten) oder mit freitragenden Elementen überbaut werden [31]. Eine standortheimische Unterpflanzung fördert gleichzeitig die Biodiversität und bewahrt den Strassenbaum vor Sauerstoffmangel und Austrocknung.
Die Unterpflanzung kann direkt im Substrat oder mittels einer separat angebrachten Vegetationstragschicht erfolgen [31]. Dabei ist darauf zu achten, beim zusätzlichen Substrateintrag die Wurzelanläufe nicht einzudecken.
Geeignete Pflanzen für Baumscheiben im Strassenraum sind laubschluckend, ertragen Dürre, Schatten sowie Salz, sind regenerationsfreudig und pflegeleicht. Die Bepflanzung der Baumscheibe hemmt das Wachstum unerwünschter Pflanzen, wodurch sich der Pflegeaufwand reduziert. [14][16]
Zur Realisierung von naturnahen Unterpflanzungen siehe beispielsweise auch Staudenbepflanzung, Strauchbepflanzung und Naturnahe Pflanzenverwendung.
Mechanische Schutzmassnahmen (z.B. Poller, Pfähle, Baumschutzbügel) dienen sowohl dem Baum als auch der Baumscheibenvegetation [17][31]. Bauweisen können bei den Tiefbauämtern eingesehen werden (z.B. Zürich).
Erstellungspflege
Die Erstellungspflege umfasst Pflegearbeiten während ein bis zwei Vegetationsperioden nach Abnahme der Pflanzung [58]. Zu den Massnahmen gehören die Pflege der Baumscheibe, Kontrolle der Verankerung, Entfernung von Stammaustrieben, Wässern etc. [31].
Der neu gepflanzte Baum ist im ersten Standjahr von April bis September zweimal monatlich zu wässern, bei Bedarf auch öfter. Bei Hochstämmen mit Stammumfang 16/18 liegt der Richtwert bei 150 l pro Bewässerungsgang. Ebenfalls sind Anbindungen zu überprüfen und wo nötig trockene Pflanzenteile zu entfernen [31].
Bäume sollen grundsätzlich nicht gedüngt werden [55].
Für die Erstellungspflege der Baumscheibe sei auf die entsprechenden Profile verwiesen.
Jungbaumpflege
Ziel der Jungbaumpflege (<15 Jahre) ist das Erreichen und Erhalten des funktionsfähigen Zustandes des Strassenbaumes [31]. Der Baum soll gesund und vital sein, gestalterischen Aspekten genügen und das Lichtraumprofil erfüllen.
Erstellung Lichtraumprofil
Im Strassenraum ist die Erstellung des jeweils notwendigen lichten Raumes besonders wichtig. Die Vorgaben hierfür sind kantonal in den Strassengesetzen geregelt und Informationen darüber sind in der Regel bei den Tiefbauämtern zu finden.
Ein geeignetes Verfahren für das Erstellen des erforderlichen Lichtraumprofiles ist das «Lübecker Modell» [59]. Gemäss diesem Modell werden periodisch die unteren Äste entfernt, bevor diese den Verkehr behindern und ohne, dass dadurch grössere Wunden entstehen.
Schnitt nach «Lübecker Modell»
Mit dem Lichtraumprofil kann gewährleistet werden, dass sich der Verkehr und die Passanten gefahrlos im öffentlichen Raum bewegen können.
Pflege
Fachgerechte Schnittmassnahmen durch Fachperson
Kronenschnitt nach Bedarf durchführen (Kontrollgänge)
Kleine Schnittflächen – keine Kappungen
Baumschnitt möglichst zu Beginn der Vegetationsperiode
Artgerechter, schonender, der natürlichen Wuchsform (Habitus) entsprechender Rückschnitt
Alternativen zu Schnittmassnahmen prüfen (z.B. Kronensicherung)
Keine Holzschutzmittel oder Pestizide verwenden
Extensive Baumscheibenpflege – Belassen von Laub
Naturnahe Pflege
Die Baumpflege darf nur von zertifizierten Baumpfleger:innen durchgeführt werden. Aus pflanzenphysiologischen wie auch ökologischen Gründen ist neben der korrekten Pflegemassnahme auch der geeignete Zeitpunkt zu wählen. Die Pflege der Bäume erfolgt extensiv und mit möglichst geringer Störung der baumbewohnenden Organismen.
Massnahmen naturnahe Pflege im Jahresverlauf
Für die Pflegenden gilt es abzuwägen, ob und wann Pflegemassnahmen oder Schnitte tatsächlich nötig sind. Oftmals ist eine Abwägung zwischen Nutzersicherheit und Ökologie zu treffen [26]. Im Strassenraum gilt unter zwingender Einhaltung des Lichtraumprofils als SOLL-Zustand eine möglichst extensive Pflege mit wenigen Schnitten, die dennoch die stetige Verkehrssicherheit gewährleistet. Naturnah heisst hier: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Planungs- und Umsetzungshilfen
Der Profilkatalog naturnahe Pflege vermittelt Fachwissen und Handlungsanleitungen zu sämtlichen Profilen. Das Praxishandbuch ist eine kompakte Kurzfassung des Kataloges. Im Jahrespflegeplaner sind die Pflegemassnahmen für alle Profile in einer Excel-Tabelle zusammengestellt.
Massnahmen im Detail
Baumkontrolle
Ein Regelkontrollgang von Strassenbäumen erfolgt ab dem 15. Standjahr jährlich bis alle drei Jahre, abhängig vom Standort, dem Baumzustand und seiner Entwicklungsphase. So soll die Verkehrssicherheit (Stand- und Bruchsicherheit, Lichtraumprofil) gewährleistet werden.
Die Kontrollintervalle können nach Bedarf verlängert oder verkürzt werden und werden von einer Fachperson festgelegt. Bei unvorhergesehenen Ereignissen, grösseren Baumassnahmen und Schadensfällen können Zusatzkontrollen nötig sein [60].
Bäume mit mindestens einem Mikrohabitat – also kleinräumigen oder speziell abgegrenzten Lebensräumen, wie etwa Höhlungen, Risse, Spalten, Nester – werden als Habitatbäume bezeichnet und können diverse Organismen beherbergen, die auf diese Lebensräume angewiesen sind [61]. Habitatbäume sollen bei der Baumkontrolle dokumentiert, im Baumkataster als solche gekennzeichnet und entsprechend gepflegt werden.
Kronenkorrekturschnitt
Bei Strassenbäumen ist der Kronenkorrekturschnitt zur Wahrung der Verkehrssicherheit eine der wichtigsten Pflegemassnahmen. Ziel des Kronenschnittes ist es, Betriebssicherheit und Haftung zu gewährleisten, kranke, beschädigte und absterbende Äste sowie Totholz zu entfernen, das Gleichgewicht zwischen Kronen- und Wurzelvolumen zu erhalten und den Bruch einzelner Äste oder das Kippen des Baumes zu verhindern [62]. Die notwendigen Pflegemassnahmen ergeben sich aus der regelmässigen Baumkontrolle.
Schnittmassnahmen zielen auf die Erhaltung der Sicherheit des Baumes. Dies kann es erfordern, Totholz zu entfernen oder Pflanzenteile bis hin zur ganzen Krone einzukürzen [26][62][63][64].
Alle Schnittmassnahmen an lebenden Ästen erhöhen das Pilz-Infektionsrisiko des Baumes. Deshalb sollen nur möglichst wenige Schnitte mit möglichst geringer Schnittfläche durchgeführt werden. Die Effizienz der Reaktion auf Verletzungen unterscheidet sich je nach Baumart und Vitalität des Individuums [62].
Es liegen keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor, die belegen, dass Wundschutzmittel die Besiedlung von Schnittstellen mit Pilzsporen und Fäulniserregern verhindern. Bei grösseren Wunden kann jedoch die Abdeckung des verletzten Kambiums am Wundrand zu einer verbesserten Wundreaktion führen [65]. In der Baumpflege dürfen keinerlei Holzschutzmittel verwendet werden [17][65].
Kroneneinkürzung
Sind Kronenteile überlang, der Strassenbaum oder Partien davon bruchgefährdet oder werden notwendige Abstände zu Gebäuden und Verkehrsflächen unterschritten, kann dies durch Einkürzen korrigiert werden. Optischen Gründe sollten dafür nicht ausschlaggebend sein.
Bei einem Einkürzungsschnitt wird auf einen Zugast geschnitten, dessen Durchmesser mindestens 1/3 des zu kürzenden Astes beträgt. Bei der Einkürzung muss der arttypische Habitus berücksichtigt werden. Die Einkürzung soll nur ausnahmsweise – sofern ansonsten weiterhin Bruchgefahr besteht – mehr als 20% der Krone betragen. Schnitte über 5 cm Stärke sollen nur im Ausnahmefall stattfinden. [62][63][64]
Gradlinige Holzschnitte durchführen
Werden Holzschnitte durchgeführt, müssen diese geradlinig geführt werden, ohne das Holz anderer Äste zu verletzen. Es dürfen keine Geweberisse oder -ausfransungen entstehen. Gegebenenfalls muss die Schnittfläche nachgeglättet werden. Äste bis 10 cm Durchmesser werden mit der Handsäge entfernt, um den Baum bestmöglich zu schonen.
Schnittzeitpunkt
Der Schnitt soll bei Laubbäumen idealerweise während der Vegetationsperiode erfolgen, da nur während dieser Zeit eine optimale Reaktion auf die Schnitte möglich ist [66]. Dabei sind artspezifische Abweichungen zu beachten.
Im Sommer speichert der Baumorganismus Reservestoffe für die Vegetationsruhe ein. Je früher der Schnitt vorgenommen wird, desto weniger wird dieser physiologische Prozess gestört und desto mehr Zeit hat der Baum zur Reaktion. Des Weiteren sind während der Vegetationsperiode kranke oder abgestorbene Äste besser erkennbar.
Schnittmassnahmen sollen, wenn möglich, in Abhängigkeit des Standorts und der Sicherheitsaspekte, nicht während der Fortpflanzungszeit von Säugetieren und Vögeln zwischen dem 15. März und 15. Juli durchgeführt werden. Grossbäume sind Lebensräume geschützter Tierarten. Eier, Nester, Brutstätten etc. sind zu erhalten und gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) geschützt.
Bei Nadelbäumen empfiehlt sich aufgrund des starken Harzflusses im Sommer ein Winterschnitt [66].
Altbäume
Die Pflege von Altbäumen erfordert Erfahrung und Feingefühl, da die Aspekte des Artenschutzes und der altersbedingten Reaktionsfähigkeit verstärkt hervortreten [67]. Schnittmassnahmen sollten nur in begründeten Fällen erfolgen [63][68].
Kronensicherung
Überlegungen zur Förderung der Biodiversität oder Vitalität des Baumes können bei einem bruchgefährdeten Baum gegen einen Einkürzungsschnitt aufgrund von Sicherheitsüberlegungen sprechen. Als verletzungsfreie Alternativen kommen Kronensicherungen und Baumverankerungen in Frage, um bruchgefährdete Partien zu sichern. [26][63]
Baumfremder Bewuchs
Wenn baumfremder Bewuchs wie Efeu (Hedera helix) die Sichtbarkeit von Verkehrsanlagen oder die Beurteilung der Verkehrssicherheit des Baumes beeinträchtigt, kann dies dessen Entfernung notwendig machen.
Der ökologische Wert von Efeu ist jedoch sehr gross und soll standortabhängig (ausserhalb des Strassenraums) und unter Einhaltung der Sicherheitsansprüche möglichst beibehalten werden [63][64].
Baumschutz auf Baustellen
Bauarbeiten im Wurzelbereich eines bestehenden Strassenbaums müssen gut geplant werden, um Schutz vor Verdichtung durch Befahren, Vergiften, Bodenanhäufungen, Bodenabgrabungen, Vernässung, befristete Grundwasserabsenkungen und vor mechanischen Schäden an Wurzeln und Stamm zu gewährleisten. Dies kann einen Überfahrschutz oder ein Wurzelschutzvorhang erfordern. [63]
Düngung
Bäume sollen in der Regel nicht gedüngt werden. In einem passenden Umfeld, und wenn das Laub unter den Bäumen belassen wird, kommt es nicht zu Mangelerscheinungen. Dies ist jedoch – durch Umfeld und Pflanzweise bedingt – im Strassenraum nicht immer möglich.
Eine Düngung ist nur nach einer Bodenanalyse und im Zusammenhang mit Massnahmen zur Verbesserung des Baumumfelds vorzunehmen [63].
Lauben
Laub sollte wann immer möglich unter den Bäumen belassen werden [69]. Wird es entfernt, kann dies zu einer baumartspezifischen Unterversorgung mit Nährstoffen führen [63].
Laub bietet zudem einen wichtigen Lebensraum und Unterschlupfmöglichkeiten für viele Tiere, Pilze, und Mikroorganismen, sodass dadurch die Biodiversität gefördert und die Baumgesundheit verbessert werden kann. Auch werden so Ressourcen gespart. Eine laubschluckende Unterpflanzung ist hierfür wichtig.
Baumscheibenpflege
Beim Schnitt wird ein Teil des Bewuchses als Versteckmöglichkeit für Kleintiere und zur Förderung der Versamung der gewünschten Pflanzen belassen. Randpartien sind zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit kurz zu halten [70]. Es wird empfohlen, Mäharbeiten um den Baum herum nicht maschinell auszuführen, da eine Bodenverdichtung oder Stammschäden entstehen können.
Instandsetzung
Schäden behandeln
Rindenschäden, beispielsweise durch Anfahren, sollten innerhalb von zwei Wochen behandelt werden. Hierzu wird die Wunde geglättet (Splitter entfernen) und mit einer lichtundurchlässigen Folie überdeckt. Ältere Verletzungen und Faulstellen können nicht mehr überwallt werden [63].
Baumumfeld
Oft ist der Ursprung einer nachlassenden Vitalität im Umfeld des Baumes zu suchen. So kann der Boden versiegelt, verdichtet, schadstoffbelastet oder ausgelaugt sein.
Für das Festlegen von Massnahmen sind vorgängige Bodenanalysen erforderlich. Mögliche Massnahmen sind Wurzelraumerweiterung, Entsiegelung, Lockerung, Bodenbelüftung bis hin zum Bodenaustausch. [63]
Sanierung
Die Sanierung eines Strassenbaumes ist dann angezeigt, wenn die grundsätzlichen Standortansprüche erfüllt sind, aber das Gehölz dennoch eine unzureichende Vitalität aufweist. Andere Gründe für Sanierungen sind grossflächig auftretende Schädlinge oder Krankheiten.
Je nach Sanierungsgrund ist der Strassenbaum zusammen mit dem Substrat zu entfernen. Anschliessend ist ein geeignetes Substrat einzubauen und wieder zu begrünen.
Förderung und Entwicklung
Für die Förderung der Biodiversität sind alterungsfähige Bäume zu erhalten, da sich die für die Fauna wertvollen Strukturen erst mit zunehmendem Baumalter entwickeln. Ein Stammbewuchs mit Efeu, Pilzen und Flechten ist wertvoll [71]. Nach Möglichkeiten sind solche Strukturen zu erhalten; sie dürfen im Strassenraum aber kein Sicherheitsrisiko darstellen.
Die Bereitstellung von Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse stellt situativ bedingt eine wertvolle Ergänzung dar.
Baumgruppen, -reihen und Alleen sind wertvolle Vernetzungselemente zwischen Grünräumen [72], etwa für Fledermäuse [73] und Vögel. Auch diese Funktion ist aufrechtzuerhalten und die Vernetzung mit anderen Grünelementen zu verbessern. Für eine langfristige Förderung der Biodiversität sind frühzeitig Ersatzpflanzungen für den möglichen Ausfall alter Allee- oder Strassenbäume zu planen.
Beim Entfernen einzelner Bäume in gleichartigen Alleen und Baumgruppen können neue Baumarten eingebracht werden. Dies fördert nicht nur die Artenvielfalt und Pflanzengesundheit, sondern stellt auch eine wichtige Massnahme in Hinsicht auf die Klimaveränderung und die daraus resultierenden Standortfaktoren dar [24]. Böden in der Umgebung der Bäume sind nach Möglichkeit zu entsiegeln, einzelne Baumscheiben möglichst zu durchgehenden Baumstreifen zu verbinden [36].
Rückbau
Wenn möglich stehendes Totholz belassen
Weiterverwendung des Holzes als Brennholz, Rinden- oder Holzschnitzel
Massnahmen im Detail
Stehendes und liegendes Totholz
An speziellen und geeigneten Standorten ist bei zu fällenden Strassenbäumen zu prüfen, ob die Krone entfernt und der Stamm als Torso belassen werden kann. Dieser bietet als stehendes Totholz einen Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pilzen [26].
Aus entferntem Totholz können in nahegelegenen Grünräumen Asthaufen als Kleinstrukturen errichtet und Nisthilfen für Wildbienen erstellt werden. Aus Stammstücken können zudem Totholzpalisaden oder -pyramiden errichtet werden [26].
Astmaterial und Totholz für Kleinstrukturen
Die Nutzung von Astmaterial und Totholz für Kleinstrukturen bietet wertvolle Lebensräume für die Fauna und unterstützt damit die Biodiversität. Diese naturnahen Strukturen dienen als Unterschlupf, Nistplätze und fördern die ökologische Vielfalt.
Ressource Holz lokal Nutzen
Das Holz von Baumfällungen kann als Brennholz, Rinden- und Holzschnitzel verwendet werden oder in Form von Totholz und Asthaufen eine Fläche ökologisch aufwerten.
Bestimmungen
Bäume als Sachwerte unterliegen bezüglich Eigentum und Haftung der schweizerischen Gesetzgebung [74].
Gesetzliche und planerische Grundlagen für die Planung, Realisierung, Pflege und den Rückbau (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
- Natur- und Heimatschutzgesetz (Bäume als schützenswerte Lebensräume) (NHG)
- ZGB: regelt generell den Abstand von Bäumen zur Strasse sowie zur Nachbarsgrenze (Art. 667 und 668).
- OR: Regelt die (Werkeigentümer-)Haftung, Art. 58
- Kantonale Einführungsgesetze zum schweizerischen Zivilgesetzbuch
- Kantonale Baumschutzgesetze und -verordnungen
- Kantonale Strassenbau- und Flurgesetze konkretisieren Regelungen zum Abstand von Bäumen zur Strasse
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