In Kürze

Die zahlreichen Zwischenräume in Trockenmauern bieten spezialisierten Pflanzen- und Tierarten Lebensräume und Unterschlupfmöglichkeiten.

Kurzdefinition

Trockenmauern bestehen aus aufgeschichteten Natursteinen ohne Bindematerialien.

    Biodiversitätsförderung

    Wird das Profil wie auf dieser Seite beschrieben geplant, realisiert und gepflegt, weist es folgende Potenziale auf:

    hoch = • • • • •   tief = •   negativ = (•)

    Ökologische Vernetzung

    • • • •

    Lebensraum für Wildtiere

    • • •

    Lebensraum für Wildpflanzen

    • •

    Ökologischer Ausgleich

    • • •

    Anforderungen

    Grundsätze

    Mit der Erfüllung dieser Grundsätze wird die Biodiversität dieses Profils gefördert.

    Saat- und Pflanzgut

    > 80% einheimisch und standortgerecht


    Möglichst autochthon


    Hohe Artenvielfalt


    0% invasive gebietsfremde Arten

    Aufbau

    Keine Vliese


    Regionaltypische Natursteine


    Sicherstellung Filterstabilität

    Pflege

    Möglichst gesamte Fläche gemäss Prinzipien naturnahe Pflege


    Nur dringende Pflege- und Reperaturarbeiten

    Nutzung

    Extensive Nutzung

    Standort

    Trocken bis frisch


    Südexponierte Hanglagen besonders wertvoll

    Erhöhte Anforderungen

    Mit der Erfüllung dieser erhöhten Anforderungen wird die Biodiversität noch stärker gefördert.

      Saat- und Pflanzgut

      100% einheimisch und standortgerecht


      Nur Wild- und keine Zuchtformen

      Mindestgrösse

      > 5 m2

      Pflege

      100% der Fläche gemäss Prinzipien naturnahe Pflege

      Faktenblatt

      Das Wichtigste ist in diesem Faktenblatt zusammengesellt.

      Definition

      Trockenmauern bestehen aus leicht nach hinten aufeinandergeschichteten Natursteinen. Zwischen den Natursteinen befinden sich grössere und kleinere Fugen, Spalten und Ritzen. Sie enthalten keinen Mörtel oder andere Bindematerialien [1].

      Trockensteinmauern bieten wichtige Versteckmöglichkeiten für Tiere.

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      In den Ritzen der Trockensteinmauern können viele Pflanzenarten vorkommen

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      Trockenmauern können freistehend oder als Stützmauer gebaut werden und schaffen vertikale und horizontale Flächen, die von Pflanzen bewachsen und von Tieren bewohnt werden können [2].

      Potenzial

      Wird das Profil wie auf dieser Seite beschrieben geplant, realisiert und gepflegt, weist es folgende Potenziale auf:

      hoch = • • • • •   tief = •   negativ = (•)

      Biodiversitätsförderung

      Ökologische Vernetzung

      • • • •

      Lebensraum für Wildtiere

      • • •

      Lebensraum für Wildpflanzen

      • •

      Ökologischer Ausgleich

      • • •

      Siedlungsklima

      Hitzeminderung

      (•)

      Verbesserung Luftqualität

      (•)

      Versickerung und Wasserretention

      • •

      Bodenschutz und Versiegelung


      Nutzungsmöglichkeiten

      aktive Nutzung

      • •

      passive Nutzung und Aufenthaltsqualität

      • • •

      Nutzung, Gestaltung und ökologisches Potenzial

      Trockenmauern haben ein hohes ökologisches Potenzial. Im Siedlungsgebiet lassen sie sich als Stütz- oder Sitzmauern entlang von Böschungen oder Strassen, als Einfriedungen oder als Sichtschutz verwenden.

      Sie werden häufig bewusst als gestaltendes Element angelegt und beispielsweise gegenüber einer Betonmauer bevorzugt. Der gestalterische Aspekt unterstützt das ökologische Potenzial, da die ökologische mit gestalterischer Vielfalt einhergeht.

      Werden die Trockenmauern auch zum Verweilen von Menschen genutzt, können Nutzungskonflikte entstehen. Da sich vor allem störungsempfindliche Tier- und Pflanzenarten an Trockenmauern ansiedeln, werden diese durch eine intensive Nutzung gestört.

      Aufgrund ihres linearen Aufbaus tragen Trockenmauern wesentlich zur Vernetzung naturnaher Grünräume bei.

      Typische Pflanzen

      Die Spalten und Hohlräume zwischen den Natursteinen sind wertvolle Pionier- und Extremstandorte für viele Pflanzen.

      Die Flora einer Trockenmauer ist an extreme Temperaturschwankungen angepasst. An sonnigen Standorten wachsen Blütenpflanzen, die andernorts häufig von schnell wachsenden Arten verdrängt werden. An schattigeren Standorten können Gefässpflanzen, Farne, Moose und Flechten gedeihen.

      Beispiele Pflanzenarten

      Mit Trockenmauern können typische Pflanzenarten von meist trockenen und heissen Standorten gefördert werden.

      Wildstauden

      Schöllkraut (Chelidonium majus), Zimbelkraut (Cymbalaria muralis), Ruprechtskraut (Geranium robertianum), Platthalm-Rispengras (Poa compressa), Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre), Weisser Mauerpfeffer (Sedum album), Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare), Feld-Thymian (Thymus serpyllum)

      Farne

      Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes), Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Gemeiner Tüpfelfarn (Polypodium vulgare)

      Moose

      Weiches Kammmoos (Ctenidium molluscum), Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata), Seidenmoos (Homalothecium sericeum), Stein-Goldhaarmoos (Orthotrichum anomalum), Mauer-Drehzahnmoos
      (Tortula muralis)

      Wildstauden für Mauerkrone oder -fuss

      Gemeiner Nattterkopf (Echium vulgare), Zypressenblättrige Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Echter Dost (Origanum vulgare), Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys)

      Unter infoflora.ch sind sämtliche Arten dieses Profils zu finden.

      Zimbelkraut

      (Cymbalaria muralis)

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      Mauerraute

      (Asplenium ruta-muraria)

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      Feld-Thymian

      (Thymus serpyllum)

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      Mauer-Drehzahnmoos

      (Tortula muralis)

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      Echter Dost

      (Origanum vulgare)

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      Problempflanzen

      In diesem Profil sind insbesondere folgende Problempflanzen zu erwarten:

      Pflanzen, die an gewissen Standorten und zu gewissen Zeitpunkten unerwünscht sind

      Gehölzwildlinge wie z.B. Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Gemeinde Waldrebe (Clematis vitalba), Rot-Buche (Fagus sylvatica), Esche (Fraxinus excelsior)

      Invasive gebietsfremde Arten

      Götterbaum (Ailanthus altissima), Sommerflieder (Buddleja davidii), Essigbaum (Rhus typhina)

      Typische Tiere

      Viele verschiedene Insekten, Spinnen und Eidechsen finden Deckung und Unterschlupf in den Spalten und Ritzen von Trockenmauern [4].

      Wildbienenarten, wie zum Beispiel Mörtelbienen, nisten in den Spalten und Ritzen von Trockenmauern, Schmetterlinge sonnen sich auf Trockenmauern.

      Beispiele Tierarten

      Typische Tiere, die mit einem ruhenden Gewässer gefördert werden können:

      Vögel

      Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

      Säugetiere

      Hausspitzmaus (Crocidura russula), Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), Hermelin (Mustela erminea), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

      Reptilien

      Blindschleiche (Anguis fragilis), Zauneidechse (Lacerta agilis), Mauereidechse (Podarcis muralis)

      Amphibien

      Erdkröte (Bufo bufo), Feuersalamander (Salamandra salamandra)

      Schmetterlinge

      Kleiner Kohlweissling (Pieris rapae), Mauerfuchs (Lasiommata megera), Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus)

      Wildbienen

      Grosse Wollbiene (Anthidium manicatum), Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes), Steinhummel (Bombus lapidarius), Rote Mauerbiene (Osmia bicornis), Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)

      Steinhummel

      (Bombus lapidarius)

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      Zaunkönig

      (Troglodytes troglodytes)

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      Rotkehlchen

      (Erithacus rubecula)

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      Hermelin

      (Mustela erminea)

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      Erdkröte

      (Bufo bufo)

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      Mauereidechse

      (Podarcis muralis)

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      Hauhechel-Bläuling

      (Polyommatus icarus)

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      Standort

      Während der Standort in jedem Fall den technischen Ansprüchen wie Standfestigkeit oder Entwässerung genügen muss und nicht pauschal beurteilt werden kann, lassen sich zur Ökologie allgemeingültige Aussagen machen. So weisen südexponierte Hanglagen für Trockenmauern das beste ökologische Potenzial auf. Wertvoll sind aber auch andere Expositionen von West bis Ost [3].

      Trockenmauern sind wasserdurchlässig und können minimale Bodensetzungen und Frosthebungen ertragen.

      Zielbild

      Trockenmauern werden aus Steinen aufgebaut ohne dabei Mörtel zu verwenden. Die Fugen sind deshalb offen. In den Ritzen und Hohlräumen wachsen einheimische und trockenresistente Pflanzenarten [5].

      Für das Erscheinungsbild ist der Mauerverband hauptverantwortlich. Die Fugen sowie die Form und Bearbeitung der Steine führen zu unterschiedlichen Mauerwerksverbänden; dasselbe gilt für die Steine (z.B. Granit- Kalk- oder Sandstein) [2].


      Stützmauern sind einhäuptig, d.h. sie haben nur eine Ansichtsfläche. Sie können zur Terrassierung von Hanglagen eingesetzt werden. Im Siedlungsgebiet werden Stützmauern vielerorts als Gestaltungselement in Gärten und Parks errichtet.

      Freistehende Mauern haben zwei Ansichtsflächen und werden als zweihäuptig bezeichnet. Ursprünglich wurden freistehende Mauern als Kennzeichnung von Grundstückgrenzen oder als Weidebegrenzung errichtet. Heute steht oftmals der Landschaft- oder Naturschutz im Vordergrund [2]. Auch im Siedlungsgebiet kann das Element der Abgrenzung oder als Sitzgelegenheiten dienen.

      Beispiele

      Sammlung von Beispielen, die im Siedlungsgebiet von Schweizer Gemeinden und Städten angelegt wurden.

      Trockensteinmauer beim Inselspital in Bern

      Freiburgstrasse 18, 3008 Bern


      Nahaufnahme Trockensteinmauer beim Inselspital in Bern

      Freiburgstrasse 18, 3008 Bern


      Trockensteinmauer in Meyrin

      Parc de la Découverte 2, 1217 Meyrin


      Nahaufnahme Trockensteinnmauer in Meyrin

      Parc de la Découverte 2, 1217 Meyrin


      Trockensteinmauer in Cham

      Röhrliberg 5, 6330 Cham

      Bildquelle: Manuela Hotz


      Planung

      Bestehende ökologisch wertvolle Trockenmauern erhalten

      Naturnahe Pflegeprofile in unmittelbarer Umgebung planen

      Trockenmauern insbesondere an sonnigen Standorten mit stabilem Untergrund vorsehen

      Ideale Bedingungen für Tiere und einheimische Pflanzen schaffen

      Möglichkeiten für massvolle Nutzung und Gestaltung prüfen

      Regionale Natursteine oder rezykliertes Material prüfen

      Mauerfuss nicht versiegeln und aus Kies, Schotter oder rezyklierten Substraten planen

      Trockenmauer mit einheimischen und standortgerechten Pflanzen bepflanzen

      Massnahmen im Detail

      Bestehende Trockenmauern erhalten

      Trockenmauern sind wertvolle ökologische Strukturen. Bestehende Trockenmauern sind nach Möglichkeit zu erhalten und in Planungen von Umgestaltungen und Neubauten von Beginn an zu integrieren.

      Nutzung, Funktion und Dimensionierung klären

      Um zu beurteilen, inwiefern und in welcher Dimension und Grösse eine Trockenmauer gebaut werden soll, sind die vorgesehenen Nutzungen und Funktionen zu klären und mit den Potenzialen von Trockenmauern abzugleichen.

      Ökologie

      Beitrag an den ökologischen Ausgleich


      Lebensraum für Tiere und Pflanzen


      Ökologische Vernetzung

      Gestaltung

      Dynamischeres Erscheinungsbild als Betonmauer

      Abgrenzung, Vernetzungselement, Raumtrennung

      Nutzung

      Temporäre und extensive Sitzmöglichkeit


      Aktive und passive Naturerlebnisse

      Beizug von Fachperson prüfen

      Die Planung und Realisierung von Trockenmauer bedarf eines grossen Fachwissens. Je nach Ausgangslage ist daher für die Planung eine Fachperson beizuziehen. Das gilt insbesondere, wenn es um grössere Bauwerke geht, die hohe statische Anforderungen stellen.

      Standort wählen

      Trockenmauern stehen in einer Wechselbeziehung mit der Umgebung. Bei der Konzipierung der Mauer ist die geografische Einheit des Standortes (Jura, Mittelland, Alpennordflanke, Westliche Zentralalpen, Östliche Zentralalpen, Alpensüdflanke) hinsichtlich Materialisierung und Bauart zu berücksichtigen.

      Die Entwicklung einer Trockensteinmauer hängt stark von den Faktoren Klima, Gestein, Boden, Gelände und Wasserhaushalt sowie von der in der Umgebung vorkommenden Flora und Fauna ab. In stark genutzten öffentlichen Grünräumen kommen Aspekte wie Nutzungsdruck und Vandalismus/Graffiti hinzu, die bei der Standortwahl berücksichtigt werden müssen.

      Zu beachten sind Grenzabstände, bei begehbaren Mauerkronen Absturzsicherungen und bei Verkehrsflächen in unmittelbarer Nähe weitere spezifische Anforderungen oder Einschränkungen. Je nach Höhe der Mauer sind allenfalls auch Baugesuche nötig.

      Die Bodeneigenschaften müssen bekannt sein. Gewachsene Böden ohne Anzeichen von Vernässung verfügen üblicherweise über eine genügend grosse Tragfähigkeit für Trockenmauern. Bei unstabilen oder vernässten Böden bietet sich eine Verbreitern des Fundaments, ein tiefergelegtes Fundament oder eine fachgerechte Kofferung an [2].

      Werden Trockenmauern auf entsiegelten Flächen (Asphalt, Plattenbeläge) erstellt, lassen sich Material- und Erstellungskosten reduzieren, weil die Fundationsschicht als Fundament und Abbruchmaterial wie Steine, Platten und Röhren zur Erstellung der Trockenmauer verwendet werden können [6].

      Werden Trockenmauern im Rahmen von Geländemodellierungen als Stützmauern geplant, sind die Materialbewegungen auf ein Minimum zu begrenzen, weil diese maschinen- und kostenintensiv sind und Lebensräume zerstören [2].

      Insbesondere am Siedlungsrand sollte die Vernetzung zwischen Siedlungsrand und Umland für den Austausch und das Wandern von Arten bedacht und geplant werden. Trockenmauern können dabei Vernetzungsstrukturen darstellen. Sie sind so zu gestalten, dass sie nicht als Barriere wirken.

      Statik beachten

      Stützmauern

      Bei der Planung und Erstellung von Trockenmauern sind statische Aspekte von grosser Bedeutung [2].

      Mit ihrem Eigengewicht muss eine Trockenmauer dem Erddruck des abgestützten Bodens sowie möglichen Lasten der oberen Terrasse entgegenwirken.

      Ist das Eigengewicht zu gering, wird die Mauer vom Hang weggeschoben, kippt oder der Baugrund hält dem Druck des Mauergewichtes nicht stand. Indem die Ansichtsfläche einen Anzug erhält, verschiebt sich der Schwerpunkt der Mauer zum Hang hin, womit die Mauer an Stabilität gewinnt [2].

      Stützmauer, einhäuptig

      Freistehende Mauern

      Mit ihrem Eigengewicht muss die Mauer der Nutzung sowie dem vorherrschenden Winddruck standhalten. Durch Witterungseinflüsse verändert und bewegt sich das Gelände über die Jahre hinweg. Da Trockenmauern nicht starr gebaut sind, können sie sich aufgrund ihrer Spalten und Hohlräume flexibel anpassen.

      Minimale Setzungen des Bodens stellen kein Problem dar, weshalb auch kein Betonfundament notwendig ist. Weil die Fugen mörtellos sind, kann es auch keine Ausblühungen und Auswaschungen des Kalks im Zement geben. Damit sind Ablagerungen auf der Steinoberfläche nicht möglich [2].

      Freistehende, zweihäuptige Mauer

      Material wählen

      In der Kulturlandschaft wurden Trockenmauern ursprünglich ausschliesslich mit lokal verfügbaren Steinen gebaut. Dabei wurden Findlinge oder Lesesteine aus Anbau- und Weideflächen verwendet. Die verwendeten Steine einer alten bestehenden Mauer geben somit einen Anhaltspunkt zur Gesteinsart im Untergrund. Diese steht im direkten Zusammenhang mit dem Boden und Vegetation. Damit ermöglicht die Trockenmauer einen Einblick in die Entstehung der Landschaft. [2]

      Mit der Erstellung einer Trockenmauer bietet sich die Möglichkeit, durch die Verwendung von lokalen Materialien (lokaler Steinbruch, Wiederverwendung von Steinen aus alten Trockenmauern) auf die Entstehungsgeschichte der Umgebung zu verweisen. Dies ist vor allem an Siedlungsrändern von Bedeutung. Für den Bau einer Trockensteinmauer sind regionaltypische Natursteine zu verwenden. Aus ökologischer Sicht ist es sinnvoll, verschiedene gebrauchte Steine oder vorhandenes Steinmaterial vor Ort zu verwenden. [2]

      Wenn Steine einer alten Mauer auf dem Areal oder in der nahen Umgebung zur Verfügung stehen, sind diese zu bevorzugen. Die Gesteinsart hat grossen Einfluss auf den Mauerwerkverband und die Gestaltung. Sind die Steine kubisch gebrochen, rundlich oder zyklopisch, beeinflusst dies den Aufwand bei der Schichtung und Bearbeitung der Trockenmauer.

      Wird eine alte Mauer abgebaut und saniert, sollten bereits beim Abbau die Steine genau daraufhin beurteilt werden, ob sie wiederverwendet werden können. Zerbrochene Steine eignen sich für die Hintermauerung [2]. Für eine kostengünstige Hinterfüllung können auch rezyklierte Steine (Betonpflaster) verwendet werden [6].

      Im Siedlungsgebiet können neben regionalen Natursteinen auch Bau- und Recyclingmaterialien vor Ort (Platten, Steine, Röhren) wiederverwendet werden. Eine Recyclingmauer kann auch aus Überresten, die beim Brechen von Natursteinen anfallen, gebaut werden. Grosse Steine können im Sichtbereich eingesetzt, während kleinere zur Hintermauerung verwendet werden. [6]

      Mauerverband wählen

      Der Mauerverband hat massgeblichen Einfluss auf die Standsicherheit von Trockenmauern [2]. Das Fugenbild hängt von der natürlichen Form der verwendeten Steine, deren Anordnung sowie vom Bearbeitungsgrad der Steine ab. Nachdem die Steine und deren Bearbeitungsgrad (Kostenfaktor) festgelegt sind, kann der entsprechende Mauerverband ausgewählt werden.

      Verschiedene Mauerverbände

      Entwässerung planen

      Trockenmauern entwässern sich von selbst. Oberflächen-, Hang-, und Sickerwasser fliesst über die Stützmauer ab oder versickert auf der Erdseite.

      Filterstabilität wird erreicht, indem nebeneinanderliegende Gesteinskörnungsgemische sich bei durchströmendem Wasser nicht vermischen. Dies muss bei Stützmauern vertikal von Mauerfuss bis Mauerkrone, sowie horizontal von der Erd- zur Luftseite gewährleistet sein. Hierzu müssen die Korngrössen der Hintermauerung vom Mauerfuss bis zur Mauerkrone und von der Ansichtsfläche bis zum abgestützten Boden immer kleiner werden. [2]

      Im Trockenmauerbau sollten zwischen Hintermauerung und angrenzendem Boden keine Filtervliese eingesetzt werden. Ungeeignete Filtervliese können durch Feinteilchen wasserundurchlässig werden und Mauerschäden verursachen. Zudem können Vliese nicht abbaubare Polymerwerkstoffe enthalten und das Wachstum von Pflanzenwurzeln verhindern. [2]

      Optimale Filterstabilität

      Bepflanzung planen

      Eine Trockenmauer soll etwa halbflächig locker mit Pflanzen bewachsen sein [4]. Die Bepflanzung erfolgt möglichst mit einheimischen Arten.

      Innerhalb der Mauer ergeben sich durch die Beschattung von angrenzenden Gebäuden oder Bäume unterschiedliche Wasserverfügbarkeiten und durch den Wind verschiedene Standortbedingungen, welche bei der Pflanzenwahl zu beachten sind. Sowohl freistehende als auch Stützmauern können unterschiedliche Mikroklimata und -habitate aufweisen. Pflanzen in und auf Stützmauern haben oftmals Zugang zu versickerndem Wasser.

      Die Standortbedingungen sind wesentlich davon abhängig, ob die Mauer aus Kalk- oder Silikatgestein gebaut ist [2]. Kalkgestein hat einen tiefen Säuregehalt, wobei der hohe pH-Wert auf basische Verhältnisse hinweist. Das saure Silikat-Gestein hat hingegen einen tieferen pH-Wert. Bei der Pflanzenauswahl gilt es dies zu berücksichtigen.

      Schattige Mauern bieten zudem für viele Farne (z.B. Braunstieliger Streifenfarn, Hirschzunge) Moose und Flechten geeignete Bedingungen [2]. Auf der warmen, besonnten und gut drainierten Mauerkrone, die durch den Wind zusätzlich austrocknet, kann eine Kombination aus aufrechten und niedrigen, polsterartigen Stauden (z.B. Kriechender Hauhechel, Schopfiger Hufeisenklee) wachsen. Auch Küchenkräuter und Gewürzpflanzen, wie beispielsweise Thymian- und Salbeiarten, können gepflanzt werden.

      Im Bereich des Mauerfusses ist der Standort aufgrund des Materials der Fundationsschicht mager und trocken. Dort eignen sich Pflanzen der Ruderalvegetation und Pflanzenarten, die natürlicherweise in trockenwarmen Krautsäumen vorkommen.

      Tiere fördern

      Für Insekten und Reptilien ist die Trockenmauer ein wertvoller Lebensraum, weil sie als wechselwarme Tiere von den warmen Steinen profitieren, welche sich in der Sonne aufheizen.

      Zauneidechsen können im Gegensatz zu Mauereidechsen keine senkrechten Wände hochklettern. Trotzdem sind sie an besonnten Trockenmauern zu finden, wenn diese mit Altgrasflächen oder hohen Stauden gesäumt sind. Die Weibchen legen die Eier in den Sand des Mauerfusses oder unter eine flache Steinplatte [2].

      Sollen mit der Trockenmauer ganz gezielt Zauneidechsen gefördert werden, sind angrenzend an die Mauer, trockenwarme Krautsäume sowie trockene Blumenwiesen mit sandigen Bereichen (Sandlinsen) für die Eiablage vorzusehen. Dies macht jedoch nur Sinn, wo bereits Zauneidechsen in der Umgebung vorkommen und wenn keine Katzen zur Trockenmauer gelangen können.

      Blindschleichen verstecken sich in Mauerspalten und -ritzen der Trockenmauer, sonnen sich auf ihr und überwintern in der Mauer, wenn ein frostsicherer Ort vorhanden ist. Aus diesem Grund sind die Entwässerung und der Zugang zum Innern der Mauer zu gewährleisten [2]. Blindschleichen benötigen in unmittelbarer Umgebung der Mauer dichte bis stellenweise lückige Krautsäume. In Kombination mit einer Wildhecke, die mit Asthaufen durchsetzt ist, und einzelnen Steinplatten zum Verkriechen, wird ein zusätzlich geeigneter Lebensraum für Blindschleichen geschaffen.

      Zur Förderung von Säugetieren und Reptilien können frostsichere Bereiche in der Hintermauerung angelegt werden, die als Überwinterungsplatz dienen können. Dabei ist beispielsweise für Igel, Blindschleichen oder Ringelnattern ein Durchgang von ausserhalb der Trockenmauer in die Hinterfüllung zu erstellen, der in einen frostsicheren ausgesparten Bereich führt. Dieser Raum kann mit grossen Steinen oder Röhren gebildet werden. Für Zauneidechsen hingegen reichen die Spalten und Ritzen von Trockenmauern, um in die frostsicheren Bereiche zu gelangen. Der Rückzugs- und Überwinterungsraum sollte mit mittelgrossen Steinen gebildet werden, damit sie vor Fressfeinden geschützt sind. [3]

      Sitzgelegenheiten (grosse Steine, Abdeckplatten) auf der Mauerkrone sind so zu planen und zu dimensionieren, dass die Trockenmauer dennoch Lebensraum für störungsanfällige Tiere sein kann. Dafür kann die oberste Platte der Mauer festgemörtelt werden, sodass sich die Steine nicht verschieben.

      Mit einer Bepflanzung von Mauerkrone und Mauerfuss kann die Zugänglichkeit der Mauer und folglich die Nutzung als Sitzgelegenheit gezielt gelenkt werden.

      Ausführung planen

      Je nach Dimensionierung, Funktion und Lage der Mauer ist in einer frühen Planungsphase eine Fachperson beizuziehen, die über spezifisches Fachwissen bezüglich Planung (Statik, Hinterfüllung) und Realisierung (Bearbeitung Steine, Maueraufbau) verfügt.

      Wichtige Bestandteile der Planung (z.B. korrekte Hintermauerung, Mauerverband, Anzug, Artenförderungsmassnahmen, Verzicht auf Vlies etc.) sind explizit zu visualisieren und den Verantwortlichen der Ausführung klar zu kommunizieren, um die ökologischen, gestalterischen und technischen Qualitäten zu gewährleisten.

      Viele Gartenbaubetriebe und Bauunternehmen bieten den Bau von Trockenmauern an. Dieses alte Handwerk benötigt viel Erfahrung und grosses Geschick. Mit dem Einholen von Referenzen können Fachleute ausgewählt und Projekte qualitativ hochstehend umgesetzt werden.

      Eine prüfenswerte Option ist auch – unabhängig von anderen Bauarbeiten – die Realisierung einer Trockenmauer an einen spezialisierten Betrieb zu vergeben. Oder dem realisierenden Unternehmen eine:n spezialisierte:n Vorarbeiter:in zur Seite zu stellen.

      Die Leistungsausschreibung ist neben Massangaben auch mit Qualitätsvorgaben zu versehen. Die in dieser Web App vorhandenen Grundlagen (z.B. Referenzbilder, qualitative und quantitative Anforderungen) können hierfür genutzt werden.

      Kosten schätzen

      Erstellungskosten

      Die Erstellung einer Trockenmauer ist sehr personalintensiv und hängt stark vom Bearbeitungsgrad der Steine ab.

      Personalintensive Handarbeit ist teuer. Müssen sämtliche Steine zugekauft werden, stellen die Materialkosten einen weiteren grösseren Budgetposten dar. Bei kleineren Trockenmauern reduzierend sich die Kosten entsprechend.

      Für 1 m2 Trockenmauersichtfläche werden zwischen ein bis zweieinhalb Tonnen Steine benötigt, je nach Steingrösse und spezifischem Gewicht [6].

      Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet weisen Trockenmauern gegenüber einer Betonmauer folgende Kostenvorteile auf: Zum einen haben sie – wenn richtig verbaut – eine sehr lange Lebensdauer. Zum anderen verursachen sie bei einem allfälligen Rückbau keine oder nur geringe Entsorgungskosten. Das Material kann ohne Weiterverarbeitung wiederverwendet werden. Die graue Energie einer Trockenmauer entspricht nur einem Zehntel einer Mauer aus Stahlbeton. [2]

      Für eine Kostenschätzung sind Offerten bei verschiedenen Unternehmen einzuholen. Dabei ist klar zu definieren, inwiefern die Erstellungs- und Entwicklungspflege der ersten Jahre ebenfalls in der Offerte enthalten sein soll. Spezialisten für den Bau von Trockenmauern sind beim Schweizerischen Verband der Trockensteinmaurer SVTSM zu finden.

      Detaillierte Erstellungskoten können zum Beispiel basierend auf der Planung mit Greencycle kalkuliert werden.

      Betriebs- und Unterhaltskosten

      Trockenmauern sind pflegeleicht und daher kostenextensiv in der Pflege. Die langfristigen Pflegekosten können basierend auf der Planung zum Beispiel mit Greencycle light kalkuliert werden.

      Weitere Informationen zu Kosten und Nutzen

      Realisierung

      Einwandfreie handwerkliche Ausführung und Einhaltung von Verbandsregeln und Qualitätsvorgaben

      Staunässe beseitigen

      Fundamentbreite beidseitig > 10% über die Breite des Mauerfusses

      Stützmauern: > 20 cm dicke Fundation mit frostsicherem Material auf gewachsenem Boden

      Filterstabilität durch immer kleiner werdende Korngrösse der Hinterfüllung

      Verzicht auf Filtervlies

      Steine vor Ort oder aus lokalen Steinbrüchen verwenden

      Einheimische und standortgerechte Pflanzenarten für die Bepflanzung verwenden

      Zwischen November und März bauen

      Massnahmen im Detail

      Material bestellen

      Für 1 m2 Trockenmauersichtfläche werden zwischen 1 bis 2.5 Tonnen Steine benötigt, je nach Steingrösse und spezifischem Gewicht [6].

      Steine sind möglichst aus einem lokalen Steinbruch zu beziehen. Es können aber auch passende Reststeine von anderen Projekten verwendet werden. Wichtig ist, dass es sich um gebrochene Steine handelt.

      Mit dem Steinbruch ist zu klären, ob nicht verwendete Steine zurückgegeben werden können. Falls dies nicht der Fall ist oder nicht gewünscht wird, ist zu prüfen, ob die Reststeine für andere Zwecke, wie beispielsweise eine Versickerungspackung oder innerhalb von Ruderalvegetationen, eingesetzt werden sollen.

      Fundation erstellen

      Bei gewachsenem Boden wird die Grasnarbe und der Teil des Oberbodens mit hohem Anteil an organischem Material entfernt.

      Es wird eine mindestens 20 cm dicke Fundationsschicht aus frostsicherem Material (z.B. Wandkies) erstellt [6]. Der Mauerfuss sollte mindestens einen Drittel der Mauerhöhe betragen. Die Fundationsschicht sollte beidseits mehr als 10% breiter sein als der Mauerfuss [6].

      Mauergerüst aufstellen

      Mit einem Schnurgerüst und einer Richtschnur wird die Dimensionierung des Querschnittes und der Anzug dargestellt. Dieses Vorgehen unterstützt eine ästhetisch hochwertige Realisierung [2].

      Steine bearbeiten

      Bei der Bearbeitung der Steine gilt der Grundsatz «So wenig bearbeiten wie möglich, so viel bearbeiten wie nötig» [2].

      Porenreiche Steine müssen vollständig trocken verbaut werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Steine Risse bekommen und sich Teile lösen und absprengen [2].

      Im Gegensatz zu regelmässigen Schichtmauerwerken werden bei Bollen- und Lesesteinmauerwerk die Steine nicht bearbeitet.

      Trockenmauer bauen

      Eine Trockenmauer wird idealerweise während der Winterruhe von Wildtieren wie Reptilien von November bis März gebaut. Hingegen dürfen Reparaturarbeiten nicht in dieser Zeitperiode erfolgen, da überwinternde Tiere zu Schaden kommen können [4].

      In einem ersten Schritt wird das Fundament erstellt. Dazu eignen sich grosse gleichförmige Steine [2]. Diese werden auf einem stabilen Untergrund platziert und mindestens 5 cm unter Sockelhöhe eingebaut. Die Steine der nächsten Schicht müssen ineinanderpassend eingebaut werden. Beim Maueraufbau ist aus Stabilitäts- und ästhetischen Gründen darauf zu achten, dass keine Kreuzfugen entstehen und ein minimaler Versatz eingehalten wird [2]. Ein leichtes Gefälle der Steine in Richtung Mauerkern ist wichtig.

      Zur Optimierung der Stabilität sollte pro Quadratmeter mindesten ein sogenannter «Durchbinder» eingebaut werden [2]. Durchbinder ragen beidseitig etwa 5 cm aus der Mauer. Zum Abschluss wird ein möglichst grosser und schwerer Deckstein platziert. Dieser ist wichtig für die Stabilität der Mauer.

      Ist die Trockenmauer bzw. Teile davon als Sitzgelegenheit ausgelegt, wird als Abschluss eine schwere Abdeckplatte platziert [6].

      Bei freistehenden Mauern sollten ausserdem Durchgänge eingeplant werden, sodass nicht-flugfähige Tiere (z.B. Igel, Frösche) die Mauer passieren können.

      Trockenmauer hinterfüllen

      Für die Hinterfüllung von Stützmauern und beim Auffüllen der Zwischenräume von zweihäuptigen Trockenmauern können unbrauchbare Mauersteine und die Steinsplitter, welche bei der Bearbeitung der Steine entstehen, verwendet werden [6]. Bei Stützmauern wird kein Filtervlies benötigt.

      Die Grösse der unbrauchbaren Mauersteine und der Steinsplitter sollte bei der Hintermauerung von Stützmauern vom Mauerfuss bis Mauerkrone und von der Ansichtsfläche bis zum abgestützten Boden immer kleiner werden, um die Filterstabilität zu gewährleisten [2].

      Auf Terrainhöhe wird nach Möglichkeit eine Öffnung im Mauerwerk ausgespart, in die Säugetiere oder Reptilien über eine Röhre in einen freigelassenen frostsicheren Bereich in der Hinterfüllung gelangen können.

      Trockenmauer bepflanzen

      Die Pflanzenballen werden während des Mauerbaus in Spalten und Ritzen mit genügend Wurzelraum eingesetzt.

      Um den Pflanzenballen sollte je nach Pflanzenart sandig-kiesiges bis humoses Material verteilt werden, damit die Pflanzen in der Anwachsphase genügend anwurzeln können. Innerhalb mehrerer Jahre bilden die Pflanzen ein weitläufiges Wurzelsystem innerhalb der Mauer.

      Hintergründe und Details zur Beschaffung von Saatgut und Pflanzen sind hier zu finden.

      Erstellungs- und Entwicklungspflege

      Die Erstellungs- und Anwachspflege beschränkt sich weitgehend auf die Entfernung von unerwünschten Gehölz-Wildlingen, Problempflanzen und invasiven gebietsfremden Arten.

      In der Anwachsphase können Trockenheit und Hitze der Neupflanzung stark zusetzen, weil die Pflanzen noch kein ausgiebiges Wurzelsystem gebildet haben. Daher kann – in Trockenphasen – eine anfängliche Bewässerung nötig sein. Danach sind die Arten, die natürlicherweise typische Fels- oder Steppenbewohner sind, naturgemäss sehr trockenheitsresistent und eine Bewässerung ist nicht mehr notwendig [7].

      Pflege

      Bei Bedarf Pflanzen in stark überwachsenen Abschnitten schonend entfernen, lockeres Zuwachsen tolerieren

      Unterhalt- und Reperaturarbeiten zwischen April und Oktober durchführen

      Regelmässige Sichtkontrollen

      Entfernen invasiver gebietsfremder Arten

      Verzicht auf Pestizide

      Naturnahe Pflege

      Je weniger eine Trockenmauer gestört wird, desto besser. Trockenmauern sollten jährlich auf Schadstellen kontrolliert werden, wobei nur dringende Pflege- und Reparaturarbeiten durchzuführen sind.

      Mindestens die Hälfte der Trockenmauer soll verwildern und locker zuwachsen können. Pflanzen sollten von der Trockenmauer nur dann entfernt werden, wenn sie sehr stark überwachsen ist. Werden Pflanzen entfernt, darf dies nur teilweise, möglichst schonend und nicht während der Wintermonate geschehen, da sonst überwinternde Tiere gestört werden [4].

      Massnahmen naturnahe Pflege im Jahresverlauf

      Der Fokus einer naturnahen Pflege von Trockenmauern sollte auf der Förderung der Artenvielfalt liegen. Da dies durch eine extensive Pflege erreicht wird, lässt sich zugleich auch der Ressourcenaufwand auf ein Minimum reduzieren. Der SOLL-Zustand einer naturnahen Trockenmauer ist ein teilweise lückiges, überwachsenes Erscheinungsbild mit einheimischen Pflanzen. Mögliche Probleme wie invasive gebietsfremde Arten und schwere bauliche Mängel sind sofort zu beheben.

      Planungs- und Umsetzungshilfen

      Der Profilkatalog naturnahe Pflege vermittelt Fachwissen und Handlungsanleitungen zu sämtlichen Profilen. Das Praxishandbuch ist eine kompakte Kurzfassung des Kataloges. Im Jahrespflegeplaner sind die Pflegemassnahmen für alle Profile in einer Excel-Tabelle zusammengestellt.

      Massnahmen im Detail

      Invasive gebietsfremde Arten entfernen

      Invasive gebietsfremde Arten müssen so früh wie möglich erkannt und entfernt werden. Dabei ist es besonders wichtig, diese vor ihrer Samenreife zu entfernen.

      Die entfernten Pflanzen dürfen nicht auf der Fläche zurückgelassen oder mit dem normalen Schnittgut gelagert werden. Sie sind fachgemäss zu entsorgen und je nach Art der Verbrennung zuzuführen.

      Vegetation pflegen

      Es sollten nur Pflanzen auf stark überwachsenen Abschnitten entfernt werden, insbesondere Gehölzwildlinge und Efeu. Mindestens die Hälfte der Trockenmauer muss jedoch verwildern können.

      Werden Pflanzen entfernt, muss dies schonend und nur teilweise geschehen. Die Arbeit darf nur zwischen April und Oktober geschehen, da sonst überwinternde Tiere gestört werden können.

      Reperaturarbeiten durchführen

      Reparaturarbeiten sind nur dann durchzuführen, wenn die Struktur der Trockenmauer grundlegend gefährdet ist. Diese Arbeiten dürfen nur zwischen April und Oktober durchgeführt werden, um überwinternde Tiere zu schonen. Zur Reparatur des betroffenen Abschnittes werden die Steine entfernt und neu aufgeschichtet.

      Instandsetzung

      Trockenmauern sind Witterungs- und Umwelteinflüssen ausgesetzt. Frosteinwirkung kann das Tragwerk beschädigen.

      Gehölze können, im Gegensatz zu den krautigen Pflanzen, mit ihren Wurzeln das Mauerwerk schädigen, weshalb sie in einem möglichst frühen Stadium zu entfernen sind. Zudem ist periodisch zu prüfen, ob es Anzeichen gibt, dass die Entwässerungsfunktion eingeschränkt ist [2].

      Beschädigte Stellen werden repariert. Die Mauersteine und Deckplatten werden fachgerecht gerichtet, verkeilt und platziert.

      Sanierung

      Ist eine Trockenmauer verbuscht, zugewachsen und weist Schäden auf, ist unter Umständen eine Sanierung angezeigt.

      Die Sanierung von Trockenmauern erfolgt idealerweise von März bis September und abschnittsweise. In und an der Mauer lebende Tiere haben dann die Möglichkeit, alternativen Unterschlupf in der Umgebung zu finden.

      Die Steine der Trockenmauern werden entfernt. Danach wird die Fundation neu erstellt. Anschliessend wird die Trockenmauer wieder neu aufgebaut.

      Entwicklung und Föderung

      Damit Trockenmauern ihre Vernetzungsfunktion besser wahrnehmen können und genügend Nahrung und strukturreiche Lebensräume für Insekten und Reptilien zur Verfügung stehen, braucht es entlang von Trockenmauern weitere naturnahe Strukturen [4]. Dies können zum Beispiel Ruderalvegetationen oder Krautsäume sein. Soll eine Trockenmauer weiterentwickelt und aufgewertet werden, ist der Fokus daher auch auf die umgebenden Flächen zu legen.

      Rückbau

      Wiederverwendung von Baustoffen prüfen

      Wertvolle Pflanzen erhalten

      Massnahmen im Detail

      Baustoffe wiederverwenden

      Bei Trockenmauern ist ein Produktrecycling möglich, weil Trockenmauern ohne Mörtel oder Armierungseisen gebaut werden. Somit können die Steine grösstenteils unverändert wiederverwendet werden [2].

      Der Rückbau soll auf keinen Fall zwischen November und März stattfinden. In dieser Zeit können sich überwinternde Tiere in der Mauer befinden [4].

      Pflanzen erhalten

      Wertvolle Pflanzen können ausgegraben und in anderen Trockenmauern oder Standorten mit ähnlichen Bedingungen wieder eingepflanzt werden.

      Bestimmungen

      Gesetzliche und planerische Grundlagen für die Planung, Realisierung, Pflege und Rückbau (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

      Quellen

      1

      Scholl, I. (2013). Natur findet Stadt – Naturnahe Umgebung. Stadt St.Gallen, Amt für Umwelt und Energie, Gartenbauamt, Stadtplanungsamt.

      2

      Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz. (2014). Trockenmauern: Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung. Haupt.

      3

      Meys, S. (2010). Lebensraum Trockenmauer. Bauanleitung, Gestaltung, Naturschutz. (2. Aufl.). pala-Verlag.

      4

      BirdLife Schweiz. (2006). Kleinstrukturen-Praxismerkblatt 3: Trockenmauern. Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz. birdlife.ch

      5

      Tschäppeler, S., & Haslinger, A. (2021). Natur braucht Stadt—Berner Praxishandbuch Biodiversität. Haupt Verlag.

      6

      Hilgenstock, F., Witt, R., Aufderheide, U., Dernbach, D., Koningen, H., Kumpfmüller, M., Lobst, S., Polak, P., & Brenneisen, S. (2017). Das Naturgartenbau-Buch: Nachhaltig denken, planen, bauen: Bd. 1 Band (1. Auflage). Naturgarten Verlag.

      7

      Steiger, P. (2014). Überlebenskünstler in der Trockenmauer (Nr. 8; S. 3 Seiten). gplus Magazin für die Grüne Branche. gplus.ch