In Kürze

Totholz wird von rund 5000 verschiedenen Tierarten als (Teil-)Lebensraum oder Nahrungsquelle genutzt.

Anforderungen

Grundsätze

Mit der Erfüllung dieser Grundsätze wird die Biodiversität gefördert.

Aufbau

Überprüfung Standsicherheit

Aufschichtung mit Hohlräumen oder stehendes Totholz

Pflege

Stehendes Totholz regelmässig auf Sicherheit kontrollieren

Nutzung

Extensive oder keine aktive Nutzung

Standort

Sonnig


Nährstoffreich


Windgeschützt

Erhöhte Anforderungen

Mit der Erfüllung dieser erhöhten Anforderungen wird die Biodiversität noch stärker gefördert.

Aufbau

Kombination stehendes und liegendes Totholz

Pflege

> 1 m breiter Krautsaum

Definition

Totholz ist ein Überbegriff für die vielfältigen Formen von abgestorbenem Holz. Dabei wird zwischen stehendem und liegendem Totholz, Baum- und Wurzelstrünken sowie Asthaufen unterschieden.

Bei stehendem Totholz handelt es sich um ganze Bäume oder um Teile davon wie abgestorbene Äste. Liegendes Totholz umfasst abgebrochene tote Äste oder Baumstämme, deren Zustand vorwiegend vom Zersetzungsstadium abhängt. Baumstrünke entstehen durch Fällen oder den Zusammenbruch eines Baumes.

Bei Asthaufen handelt es sich um aufgeschichtetes totes Astmaterial von Bäumen oder Sträuchern [1].

Potenzial

Ob als umgefallener Baum, abgestorbener Strauch oder verbleibende Baumstrünke und Wurzelstöcke – Totholz ist für die Biodiversität äusserst wichtig [5].

Rund 5000 Arten sind auf den Lebensraum Totholz angewiesen: Mehrere Brutvogelarten wie beispielsweise der Buntspecht bauen ihre Nisthöhlen in morsches Holz oder nutzen bereits vorhandene Asthöhlen wie die Hohltaube [6].

Die Baumhöhlen werden von Fledermäusen oder anderen Kleinsäugern als Tagesversteck, Kinderstube oder für den Winterschlaf genutzt.

Totholz dient den Larven etlicher Käferarten als Nahrungsquelle, verschiedene Ameisen- und Bienenarten wohnen darin. Die hohe Insektenvielfalt in Totholz bietet wiederum grösseren Tieren ein Nahrungsangebot.

Auch zahlreiche Pilze, Flechten und Moose profitieren von Totholz und Pflanzen wie Wildrosen oder Efeu nutzen senkrechte Totholzelemente als Kletterhilfen [5].

Typische Tiere

Totholz ist eine wichtige Nahrungsquelle für verschiedene Insektenarten und wird beispielsweise als Überwinterungs- und Nistmöglichkeit genutzt. Meist handelt es sich bei Totholz um Teillebensräume, dies bedeutet, dass viele Tierarten weitere Lebensräume benötigen, die naturnahe gestaltet sind.

Beispiele Tierarten

Vögel

Blaumeise (Cyanistes caeruleus), Buntspecht (Dendrocopos major), Kleinspecht (Dendrocopos minor), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Haubenmeise (Lophophanes cristatus), Kohlmeise (Parus major)

Säugetiere

Siebenschläfer (Glis glis), Hermelin (Mustela erminea), Rötelmaus (Myodes glareolus), Abendsegler (Nyctalus noctula), Weissrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii), Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Amphibien

Erdkröte (Bufo bufo), Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), Grasfrosch (Rana temporaria)

Reptilien

Blindschleiche (Anguis fragilis)

Schmetterlinge

Tagpfauenauge (Aglais io), Kleiner Fuchs (Aglais urticae), Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), C-Falter (Polygonia c-album), Admiral (Vanessa atalanta)

Käfer

Echter Widderbock (Clytus arietis), Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus), Gewöhnlicher Dammläufer (Nebria brevicollis), Gefleckter Schmalbock (Rutpela maculata)

Wildbienen

Ackerhummel (Bombus pascuorum), Wiesenhummel (Bombus pratorum), Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma florisomne) Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)

Buntspecht

(Dendrocopos major)

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Rauhautfledermaus

(Pipistrellus nathusii)

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Gefleckter Schmalbock

(Rutpela maculata)

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Admiral

(Vanessa atalanta)

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Erdkröte

(Bufo bufo)

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Glockenblumen-Scherenbiene

(Chelostoma florisomne)

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Standort

Sonnige und windgeschützte Stellen innerhalb und entlang von Hecken oder anderen naturnahen Profilen sind besonders geeignet für Totholzstrukturen.

Falls Amphibien gezielt gefördert werden sollen, sind Lagen im Halbschatten ideal. In Gewässernähe sollte dabei der Hochwasserschutz berücksichtigt werden.

Da beim Zersetzungsprozess von Holz Nährstoffe freigesetzt werden, sollten die Strukturen an nährstoffarmen Standorten nicht oder nur am Rand angelegt werden [3].

Ihre ökologische Funktion erfüllen Totholzstrukturen am besten in einer ungestörten Umgebung, in unmittelbarer Nähe zu anderen naturnahen, strukturreichen Lebensräumen wie etwa Wildhecken, Ruderalvegetationen oder Blumenwiesen [4].

Zielbild

Umgefallene Bäume, abgestorbene Sträucher, Baumstrünke und Wurzelstöcke können vielseitig eingesetzt und auch gezielt als Gestaltungselemente eingeplant werden, beispielsweise in Form von vertikalen Baumstämmen als Sichtschutz, Baumstrünken als Einfassung für den Kräutergarten oder für naturnahe Spielplätze.

Dabei gilt allerdings zu beachten, dass eine aktive Nutzung durch den Menschen zu einer Störung der Lebensräume von Tieren führen kann [4].

Besonders wertvoll sind Strukturen, bei denen liegendes und stehendes Totholz kombiniert wird und über mehrere Jahre ungestört belassen wird, damit das Totholz in den verschiedenen Zerfallsphasen von diversen Arten genutzt werden kann [5].

Planung

Abgestorbene Gehölze, wenn möglich, stehen lassen

Erstellung zeitlich an Pflegearbeiten anpassen

Kein Holz invasiver gebietsfremder Arten verwenden

In Nutzungs- und Gestaltungskonzept integrieren

Massnahmen im Detail

Totholzstrukturen können entweder bei Neuanlagen eingeplant oder jederzeit während des Unterhalts angelegt werden, wenn das Material anfällt und es stimmig ins Nutzungs- und Gestaltungskonzept integriert werden kann.

Abgestorbene Bäume und Sträucher sollen wenn möglich stehen gelassen werden, sofern sie keine Gefährdung der Sicherheit darstellen, da Totholz mit der Zeit brüchig wird. Falls Bäume dennoch gefällt werden müssen, können sie in einer beliebigen Höhe (z.B. 2 m) gefällt und der Rest stehen gelassen werden.

Für die Anlage von Totholzstrukturen sollte kein frisches Holz invasiver gebietsfremder Arten (z.B. Robinie (Robinia pseudoacacia), Götterbaum (Ailantthus altissima), Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)) verwendet werden, weil die Gefahr besteht, dass es ausschlägt [5].

Realisierung

Potenzial von liegenden Totholzstrukturen nutzen

Stehendes Totholz installieren und sichern

mit Bohrlöcher Besiedelung von Totholz beschleunigen

Massnahmen im Detail

Die Anlage von liegenden Totholzstrukturen ist mit einem geringen Aufwand verbunden. Grosse Baumstämme oder Wurzelstöcke können liegend an geeigneten Orten platziert werden, beispielsweise entlang von Strauchbepflanzungen oder innerhalb von Wildhecken. Mit kleineren abgestorbenen Ästen von Bäumen oder Sträuchern können Asthaufen angelegt werden.

Grössere Holzstämme können senkrecht aufgestellt werden. Dies ist mit einem deutlich grösseren Aufwand verbunden und erfordert eine Sicherung der Stämme.

Zuerst wird ein Loch gegraben, der Holzstamm senkrecht hineingestellt und das Loch mit Wandkies gefüllt. Kleinere Stammscheiben können an geschützter Lage aufgestellt werden. Für eine raschere Besiedlung von Wildbienen und anderen Insekten können Löcher in den Holzstamm gebohrt werden [5].

Dabei gilt es, Folgendes zu beachten: Geeignet sind Bohrgänge von 5 bis 10 cm Tiefe und 3 bis 10 mm Durchmesser. Die Mehrheit der mitteleuropäischen Wildbienenarten nutzt Bohrgänge von 4 bis 7 mm Durchmesser. Die Gänge sollten quer zur Holzmaserung und nicht ins Stirnholz gebohrt werden. Ab einem Durchmesser von 5 mm empfiehlt sich ein Mindestabstand von 2 cm zum nächsten Bohrgang. Die Gänge müssen sauber ausgebohrt sein, damit keine Holzsplitter die Flügel der Insekten verletzen können [7].

Totholzzaun

Wenn sehr viel Schnittgut von Hecken anfällt, ein Sicht-/Windschutz oder eine Abgrenzung erwünscht sowie genügend Platz vorhanden ist und ins gestalterische Konzept passt, kann ein Totholzzaun erstellt werden. Dabei wird folgendermassen vorgegangen [5]:

  • Holzpfähle in zwei parallel versetzten Reihen im Abstand von 50 cm und ca. 30 bis 50 cm zwischen den Reihen einschlagen.
  • Zwischenraum laufend mit Schnittmaterial aufschichten.
  • Randbereich zum Schutz mit Dornensträuchern (z. B. Wildrosen, Himbeeren) bepflanzen. Daraus entwickelt sich mit der Zeit eine Hecke.

Pflege

Regelmässige Sicherheitskontrollen von stehendem Totholz

Neues Material ergänzen

Natürlicher Krautsaum fördern

Invasive gebietsfremde Arten und unerwünschte Arten entfernen

Massnahmen im Detail

Totholzstrukturen erfordern kaum Pflege- oder Unterhaltsarbeiten, bei stehendem Totholz sollte jedoch regelmässig die Sicherheit kontrolliert werden [5].

Aufgrund des Verrottungsprozesses von Holz muss bei Bedarf neues Material aufgeschichtet oder neue Holzstrukturen angelegt werden.

Ein Krautsaum wirkt sich positiv auf die Ökologie von Totholzstrukturen aus und sollte gefördert werden. Er darf nur abschnittsweise über mehrere Jahre verteilt gemäht werden.

Dabei sollte auf Fadenmäher verzichtet und die Randbereiche um die Totholzstrukturen von Hand gepflegt werden, um keine Tiere zu gefährden. Das Schnittgut wird abgeführt und Pflanzen gezielt entfernt, welche die Totholzstrukturen überwuchern.

Invasive gebietsfremde Arten müssen umgehend aus dem Krautsaum entfernt und fachgerecht entsorgt werden [4].

Massnahmen naturnahe Pflege im Jahresverlauf

Rückbau

Wiederverwendung von Material prüfen

Eingriffe im September

Massnahmen im Detail

Totholzelemente sollten möglichst dauerhaft an einem Ort bestehen. Falls dies nicht möglich ist, gilt es zu prüfen, ob gewisse Elemente vollständig oder zumindest Teile davon an einem anderen Ort in unmittelbarer Nähe wiederverwendet werden können.

Die Eingriffe sollten im September, notfalls im August stattfinden, damit Tiere möglichst wenig gestört werden. Das unbehandelte Holz kann als Grüngut entsorgt werden, dabei gilt es die Vorschriften der zuständigen Gemeinde/Stadt zu beachten.

Bestimmungen

Gesetzliche und planerische Grundlagen für die Planung, Realisierung, Pflege und Rückbau (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

Quellen

1

Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. (2021). Verschiedene Formen von Totholz. totholz.wsl.ch

2

Röösli, T., & Meyer, A. (2018). Fördermassnahmen für die Zauneidechse. Albert Koechlin Stiftung.

3

Meyer, A., Dusej, G., Monney, J.-C., Billing, H., Mermod, M., Jucker, K., & Bovey, M. (2011). Praxismerkblatt Kleinstrukturen Holzhaufen und Holzbeigen. karch Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz. unine.ch

4

Brack, F., Hagenbuch, R., Wildhaber, T., Henle, C., & Sadlo, F. (2019). Mehr als Grün! – Praxismodule Naturnahe Pflege: Profilkatalog (Grün Stadt Zürich, Hrsg.). ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Forschungsgruppe Freiraummanagement (unveröffentlicht).

5

Tschäppeler, S., & Haslinger, A. (2021). Natur braucht Stadt—Berner Praxishandbuch Biodiversität. Haupt Verlag.

6

Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz. (2010). Totholz lebt! Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz. birdlife.ch

7

Zurbuchen, A., & Müller, A. (2012). Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt.