In Kürze
Asthaufen bieten Wildtieren wie Reptilien geschützte Hohlräume und besonnte Oberflächen, sodass diese darin überwintern oder ihre Eier ablegen können.
Anforderungen
Grundsätze
Mit der Erfüllung dieser Grundsätze wird die Biodiversität gefördert.
Aufbau
Lockere Aufschichtung
Abwechslungsweise dünnes und dickes Material aufschichten
Hohlräume
Pflege
Nach Bedarf Ergänzung neues Material
Nutzung
Keine aktive Nutzung
Standort
Halbschattig bis sonnig
Nährstoffreich
Wind- und regengeschützt
Erhöhte Anforderungen
Mit der Erfüllung dieser erhöhten Anforderungen wird die Biodiversität noch stärker gefördert.
Material
Verwendung von Laubholz
Mindestgrösse
> 1 bis 3 m3
Aufbau
Abdeckung aus dornigen Ästen oder Ranken
Mehrere Asthaufen in kleiner Distanz (50 bis 100 m) zueinander
Pflege
> 1 m breiter Krautsaum
Definition
Bei Asthaufen handelt es sich um aufgeschichtetes totes Astmaterial von Bäumen oder Sträuchern, das bei Bedarf durch Baumstrünke ergänzt werden kann. Asthaufen können in unterschiedlichen Grössen und Formen angelegt und mit weiteren Strukturelementen wie beispielsweise Steinhaufen kombiniert werden.
Potenzial
Mit Astmaterial, das beim Rückschnitt von Sträuchern, Hecken und Bäumen anfällt, kann mit wenig Aufwand eine wertvolle Kleinstruktur geschaffen werden.
Viele Kleintiere wie Käferlarven oder Ameisen ernähren sich von dem toten Holz und erfüllen dadurch eine wichtige Funktion im Kreislauf der Natur.
Vor allem Reptilien wie die Zauneidechse oder Schlingnatter profitieren von der Struktur der Asthaufen mit geschützten Hohlräumen und besonnten Oberflächen. In grösseren Haufen mit mehr Feinmaterial überwintern sie auch oder legen ihre Eier ab.
Aufgrund des Verrottungsprozesses ist das Mikroklima im Innern grösserer Haufen wärmer, wovon wechselwarme Tiere wie junge Amphibien profitieren. Auch Säugetiere wie der Igel nutzen einen Asthaufen für den Winterschlaf oder die Jungenaufzucht [2].
Typische Tiere
Eine Vielzahl von Tierarten nutzen Asthaufen als Überwinterungs-, Fortpflanzungs- und Unterschlupfmöglichkeiten. Meist handelt es sich bei Asthaufen um Teillebensräume, dies bedeutet, dass viele Tierarten weitere Lebensräume benötigen, die naturnahe gestaltet sind.
Beispiele Tierarten
Vögel
Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)
Säugetiere
Hausspitzmaus (Crocidura russula), Igel (Erinaceus europaeus), Hermelin (Mustela erminea)
Amphibien
Erdkröte (Bufo bufo), Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), Grasfrosch (Rana temporaria)
Reptilien
Blindschleiche (Anguis fragilis), Zauneidechse (Lacerta agilis), Mauereidechse (Podarcis muralis)
Standort
Asthaufen werden idealerweise an gut besonnten, möglichst ungestörten und wind-/regengeschützten Stellen angelegt. Zur spezifischen Förderung von Amphibien können Asthaufen teilweise im Halbschatten oder in Gewässernähe errichtet werden, wobei sie sich ausserhalb des Hochwasserbereichs befinden müssen.
Grössere Asthaufen zur Eiablage von Ringelnattern und Zauneidechsen sollten an besonders geschützten Stellen (z.B. entlang von Hecken, Uferböschungen, Waldrändern) und etwa zur Hälfte im Halbschatten angelegt werden. Weil durch den Verrottungsprozess Nährstoffe an die Umgebung abgegeben werden, sollten Asthaufen nicht an mageren Standorten errichtet werden [2].
Zielbild
Asthaufen bestehen vorwiegend aus dickeren und dünneren Ästen, können aber auch grössere Holzscheite, Teile von Stämmen oder Baumstrünke enthalten. Das Material wird locker zu einem Haufen aufgeschichtet und falls vorhanden mit dornigen Ästen oder Ranken bedeckt, damit Wildtiere darin besser vor Feinden geschützt sind [4].
Für Asthaufen, die spezifisch als Eiablageplätze für Reptilien dienen, wird zusätzlich trockenes Schnittgut (z.B. Schilf, Heu, Laub) benötigt [2]. Besonders wertvoll sind Asthaufen ab 3 m3 Volumen, aber schon kleinere Haufen von 1 m3 bieten Wildtieren wie Eidechsen oder Blindschleichen Rückzugsmöglichkeiten [4].
Planung
Erstellung zeitlich an Pflegearbeiten anpassen
In Nutzungs- und Gestaltungskonzept integrieren
Laubholz verwenden
Mehrere Asthaufen anlegen
Mit naturnahen Lebensräumen kombinieren
Massnahmen im Detail
Asthaufen können entweder bei Neuanlagen eingeplant oder jederzeit angelegt werden, wenn während Unterhaltarbeiten Schnittgut von Sträuchern, Hecken oder Bäumen anfällt.
Sie sollen sich stimmig ins Nutzungs- und Gestaltungskonzept integrieren. Die Äste von Laubholz eignen sich dabei besser als von Nadelholz [3]. Das Material darf keinesfalls von bestehenden Kleinstrukturen in der Umgebung oder im Wald gesammelt werden. Dadurch werden allenfalls bereits genutzte Kleinstrukturen zerstört. Zudem gilt zu beachten, dass insbesondere dünnes Material leicht entflammbar ist.
Aus ökologischer Sicht sollten mehrere Asthaufen gleichzeitig angeboten werden, damit sich die wertvollen Rückzugs- und Fortpflanzungsstätten nicht nur auf einen Ort konzentrieren. Je nach Ausbreitungsfähigkeit der Wildtiere sollten Asthaufen in einer gewissen Distanz zueinander vorhanden sein, für Reptilien beispielsweise alle 50 bis 100 m [2] und für kleine Säugetiere wie das Hermelin alle 20 m [5]. Zudem steigt der ökologische Wert von Asthaufen für Wildtiere, wenn sie mit weiteren naturnahen Profilen vernetzt werden.
Realisierung
Verschiedene Materialgrössen verwenden
Abwechslungsweise aufschichten
Mit dornigen Ästen oder Holzstücken überdecken
Massnahmen im Detail
Unabhängig von der Grösse des Asthaufens gilt darauf zu achten, dass feineres und sperrigeres Material verwendet und abwechslungsweise aufgeschichtet wird. Dadurch entstehen kompaktere Bereiche und solche mit grösseren Zwischenräumen. Hohlräume (30x30x30 cm) in Bodennähe, die von aussen gut zugänglich sind, werden gerne von Säugetieren genutzt [2].
Folgendes Vorgehen empfiehlt sich für die Herstellung eines Asthaufens als Eiablageplatz für Reptilien:
- Dünnes Material (Schilf, Heu, Laub etc.) ca. 50 cm hoch aufschichten
- Dickere Äste und Holzstücke ca. 50 cm hoch darauf legen
- Dünnes Material ca. 50 cm hoch darauf schichten
- Dickere Äste und Holzstücke ca. 50 cm hoch darauf legen
- Vorgehen wiederholen, bis der Haufen idealerweise eine Höhe von ca. 1.5 m erreicht – aber auch ein kleiner Haufen ist wertvoll
- Am Schluss den Haufen mit dornigen Ästen und Holzstücken überdecken, um Schutz vor Feinden wie der Hauskatze zu bieten [2]
Häckselhaufen anlegen
Falls mehr Schnittgut anfällt, als für die Anlage von Asthaufen benötigt wird, kann es gehäckselt und zu einem Haufen aufgeschichtet werden [3]. Davon profitieren Tiere wie Ringelnattern, Blindschleichen, Käfer und deren Larven, Spinnen oder Tausendfüssler. Für die Anlage eignet sich insbesondere Laubholz, das in Stücke zwischen 1 und 5 cm gehäckselt wird.
Pro Haufen werden ca. 3 bis 4 m3 Häckselmaterial verwendet und mit eingelagerten Ästen und Stammstücken (Ø ± 10 cm) aufgelockert. Dadurch wird eine ausreichende Sauerstoffzufuhr für die Verrottung gewährleistet sowie Einschlupfmöglichkeiten und Hohlräume für Schlangen angeboten. Durch eine abschliessende lockere Abdeckung mit dornigen Ästen ist der Schutz vor Feinden gewährleistet [6].
Pflege
Neues Material ergänzen
Keine Störungen zwischen November bis März und Juli bis August
Natürlicher Krautsaum fördern
Invasive gebietsfremde Arten und unerwünschte Arten entfernen
Massnahmen im Detail
Holzstrukturen erfordern kaum Pflege- oder Unterhaltsarbeiten [7]. Aufgrund des Verrottungsprozesses fallen Asthaufen nach einer gewissen Zeit in sich zusammen. Entsprechend sollte alle paar Jahre wieder neues Schnittgut aufgeschichtet oder in der Nähe neue Haufen angelegt werden. Bei Asthaufen, die als Eiablageplatz für Reptilien aufgeschichtet wurden, sollte kein Material von November bis März (Überwinterung) und im Juli/August (Eier im Haufen) ergänzt werden [2].
Massnahmen naturnahe Pflege im Jahresverlauf
Ein Krautsaum wirkt sich positiv auf die Ökologie von Holzstrukturen aus uns sollte gefördert werden. Er darf nur abschnittsweise über mehrere Jahre verteilt gemäht werden. Dabei sollte auf Fadenmäher verzichtet und die Randbereiche um die Totholzstrukturen von Hand gepflegt werden, um keine Tiere zu gefährden. Das Schnittgut wird abgeführt und Pflanzen gezielt entfernt, welche die Totholzstrukturen überwuchern. Invasive gebietsfremde Arten müssen umgehend aus dem Krautsaum entfernt und fachgerecht entsorgt werden [7].
Häckselhaufen pflegen
Der Verrottungsprozess des Häckselmaterials erfolgt relativ langsam. Nach 2 bis 3 Jahren ist der Kern des Haufens noch kaum angerottet, die äusseren Bereiche hingegen schon, die dann beispielsweise als Eiablageplätze von Schlangen genutzt werden. Nach drei oder mehr Jahren nach der Anlage werden die Haufen vorsichtig umgeschichtet (nicht zwischen November-März und Juli/August). Danach können die Häckselhaufen nochmals von Schlangen zur Eiablage genutzt werden. Die verbliebenen Reste werden nach 5 bis 6 Jahren mit neuem Material überschüttet (nicht zwischen November-März und Juli/August). Bei Bedarf können die verbliebenen Reste auch als Kompost für Nutzgärten verwendet werden oder die Haufen werden vollständig neu angelegt [6].
Rückbau
Wiederverwendung von Material prüfen
Eingriffe zwischen September und Oktober
Massnahmen im Detail
Asthaufen sollten möglichst dauerhaft an einem Ort bestehen. Falls dies nicht möglich ist, gilt es zu prüfen, ob gewisse Elemente vollständig oder zumindest Teile davon an einem anderen Ort in unmittelbarer Nähe wiederverwendet werden können. Die Eingriffe sollten zwischen September und Oktober stattfinden, damit Tiere möglichst wenig gestört werden. Das unbehandelte Holz kann als Grüngut entsorgt werden, dabei gilt es die Vorschriften der zuständigen Gemeinde/Stadt zu beachten.
Bestimmungen
Gesetzliche und planerische Grundlagen für die Planung, Realisierung, Pflege und Rückbau (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
- Tierschutzgesetz (TSchG)
- Tierschutzverordnung (TSchV)
Quellen
Röösli, T., & Meyer, A. (2018). Fördermassnahmen für die Zauneidechse. Albert Koechlin Stiftung.
BirdLife Schweiz. (2006). Kleinstrukturen-Praxismerkblatt 1: Asthaufen und Wurzelteller. Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz. birdlife.ch
Tschäppeler, S., & Haslinger, A. (2021). Natur braucht Stadt—Berner Praxishandbuch Biodiversität. Haupt Verlag.
Meyer, A., Dusej, G., Monney, J.-C., Billing, H., Mermod, M., Jucker, K., & Bovey, M. (2011). Praxismerkblatt Kleinstrukturen Holzhaufen und Holzbeigen. karch Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz.